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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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sich.
    Die Bibliothek stank nach Rauch, Vernichtung und stählerner Magie. Als Balger wieder zu sich fand, waren seine Mitstreiter verschwunden – alle Türen standen auf. Noch immer würgend blickte sich Balger um, sein Blick irrlichterte und er stellte fest, dass er alleine war.
    Ganz alleine.
     

13.Kapitel
     
    Ein alter dunkelhäutiger Mann ging in die Stadt. Gemessenen Schrittes, wie man es von einem Greis erwartete. Sein Rock mit den Karomustern wehte um seine Oberschenkel. Er lächelte vor sich hin und betrat die Straßen der Stadt.
    Hier blieb er stehen und atmete tief ein und aus.
    Er liebte Dandoria, er liebte das Land der Mythen und er liebte ...
    Bald hatte er das Haus erreicht, welches über der Quelle stand, jenem unterirdischen See, in dem der Lichtwurm lebte, das Gewissen der Stadt. Er schlich die Stufen hoch, um seine Tochter nicht zu wecken und trat in den kleinen Schlafraum seines Enkels, jenen, den er noch mehr liebte als Stadt und Land, denn er würde einst sein Nachfolger sein.
    Er bückte sich und strich dem schlafenden Jungen über das weiche Haar. »Schlaf noch ein bisschen, Steve...«, sagte er leise. »Ich werde dich vor Sonnenaufgang wecken und dann gehen wir zum Teich. Dorthin, wo die Zukunft wartet.«
    Leise verschloss er die Tür, lehnte sich dagegen und war sehr zufrieden.
     

Fünfter Teil

1. Kapitel (Agaldir)
     
    Sie waren Halblinge. Zweibeiner, die auf den ersten Blick wie ein Sammelsurium an Kompromissen wirkten. Nicht so groß wie ein Mensch und auch nicht so klein wie ein Zwerg. Sie hatten wettergegerbte Haut, wie sie unter Fischern und Jägern üblich war und doch lagen in ihren Gesichtern die Züge feinsinniger Denker. Sie waren ein Volk, das am Meer siedelte, aber mit ihren Dörfern die Nähe der hügeligen Ausläufer des Zadarsh-Gebirges südlich von Amazonien suchte.
    In zwölf Stammesverbände unterteilt, lebten die Halblinge friedlich und abseits der großen Handelsumschlagplätze, wie es sie in Dandoria oder Port Metui gab. Sie bevorzugten ihre eigene wohl geordnete Welt, in der jeder nach Ausbildung und Talent seinen Teil zum Leben der Gemeinschaft beitrug.
    Die On'tors waren einer der weniger einflussreichen Stämme in diesem Verbund. Kendrik, der Älteste dieser Blutlinie, hatte über die Jahrzehnte seiner Herrschaft nur ein einziges Kind gezeugt.
    Earin.
    Haare so grau und faserig, wie das morsche Holz der Boote. Augen wie marmorierte Kiesel. Eine ungewöhnlich helle Haut, obwohl sie, seit sie laufen konnte, Tag für Tag die felszerklüftete Küste entlang wanderte.
    »Earin, was machst du all die Stunden dort draußen?«, fragte ihre Mutter sie oft. Dann lächelte das Mädchen nur, zog einen Stein aus der, von der Gischt klammen, Hose und legte ihn ihr in den Schoß, als wäre es Erklärung genug.
    Überhaupt redete Earin kaum. Sie musste nicht reden. Ein einzelner Blick genügte, eine kaum merkliche Bewegung ihrer Mundwinkel, der Lippen, ein Augenaufschlag oder das Kräuseln ihrer Nase reichte aus, um sich verständlich zu machen. Und je älter sie wurde, um so tiefgehender schien sich dieses Talent auszubilden.
    Als sie schließlich zu einer Halbwüchsigen herangewachsen war, zogen die Frauen sie zu Rate, wenn sie Ärger mit ihren Männern hatten, begleiteten sie auf ihren Spaziergängen am Meer und lauschten ihr, als wäre jedes unausgesprochene Wort eine Offenbarung. Auch die Männer kamen, fragten nach den besten Fischfanggebieten oder baten um Hilfe, weil sie die Fährte ihrer Beute auf den überwucherten Gebirgspfaden verloren hatten.
    Und ihre stummen Ratschläge waren gut. So gut, dass sich ihr Ruf über die Grenzen der Halblingswelt hinaus verbreitete und selbst über das Meer an fremde Küsten getragen wurde.
    Andere kamen, um sie zu sehen, um Antworten zu finden und sich selbst von ihrem sagenumwobenen Talent zu überzeugen. Aber nicht jeder war dankbar, nicht jeder demütig. Besitzen wollten sie sie, wollten sie mit sich nehmen, ganz für sich alleine haben und für ihre machthungrigen und habgierigen Zwecke missbrauchen.
    »Kendrik, du als ihr Vater und Anführer musst etwas unternehmen«, wetterten die Stammesmitglieder auf der Ratsversammlung. »Sie bringt uns ehrloses Gesindel in das Dorf, Raffgierige, Meuchler und Banditen.«
    »Wie sollen wir uns verteidigen? Mit Angel und Jagdmesser? Wie sollen wir unsere Familien schützen, wenn sie die Dörfer überfallen und ausrauben? Wir haben nur unseren täglichen Fang, die wenigen Nackenhornhirsche,

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