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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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Vater, dem Heilschamanen, gebracht.
    Keiner verlor ein Wort über das Geschehene und es kam Agaldir wie ein Zeichen vor, dass ihn auch später keiner als Übeltäter anschwärzte. Mochte es aus Dankbarkeit für die Rettung oder aber aus Angst vor seiner Macht gewesen sein, so oder so veränderte es Agaldirs Leben von Grund auf.
    Noch in der selben Nacht offenbarte er seinem Großvater sein Geheimnis, erzählte von den magischen Zwiegesprächen mit seinen Vätern und beichtete jeden einzelnen Schabernack, jeden Versuch und jeden Unfall, an den er sich erinnern konnte.
    Kendrik blickte dabei in das glimmende Feuer auf der Kochstelle, strich sich hin und wieder abwesend über die graubehaarte Brust und hörte ansonsten stillschweigend zu, bis Agaldir geendet hatte.
    Erst dann drehte er den Kopf, musterte seinen Enkel einen langen nachdenklichen Augenblick und erhob schließlich ruhig und besonnen die Stimme. "Wir Halblinge sind ein Volk von Fischern und Jägern. Wir leben vom dem, was das Meer und die Gebirgswälder uns schenken. Dabei versuchen wir die Götter zu ehren und unsere Seele rein zu halten. Aber nicht immer gelingt das. Manchmal übermannen einen die Gefühle, nehmen den Platz des Verstandes ein und verleiten uns zu Handlungen, die man später bereut."
    »Hast du denn je bereut, mich gerettet zu haben?«, fragte Agaldir betroffen.
    »Nein. Aber es ist seit meiner Vision im Tam kein Tag vergangen, an dem ich nicht bedauert habe, den Göttern nicht vertraut zu haben. Vielleicht wäre dann alles anders gekommen. Vielleicht hätte deine Mutter überlebt und alles wäre gut geworden.« Kendrik hielt inne und wischte sich einmal flüchtig über das Gesicht.
    Agaldir sah, wie sehr die Vergangenheit noch immer an seinem Großvater nagte.
    »Sie hat es gewusst und sich in ihr Schicksal gefügt«, erwiderte er schließlich und hockte sich Kendrik zu Füßen.
    Ein Lächeln huschte über die Lippen des alten On'tors. »So ist es. Sie konnte tiefer in die Welt hinein horchen, als ich es kann und es mag gut sein, daß auch in ihr ein klein wenig Zaubermacht verborgen lang. Ich dagegen muss auf mein Wissen, daß ich in all den Jahren als Halbling und Ältester gesammelt habe, vertrauen. Denn zu mir haben die Götter seither nicht mehr gesprochen.«
    Ein weiteres Mal hielt Kendrik inne. Eine Mischung aus Kummer und Wohlwollen lag in seinen Zügen, die Agaldir beklommen machten.
    »Du bist jetzt alt genug, um auf deinen eigenen Beinen zu stehen«, setzte der Großvater nach einem tiefen Atemzug seine Rede fort. »Ich habe dich beschützt so lange ich konnte, dich gelehrt und dir meinen Rat angedeihen lassen. Doch ich bin kein Zauberer. Ich verstehe nichts von Magie, aber ich erkenne sehr wohl, daß du Anleitung brauchst, um die Kräfte, die dir deine Väter verliehen haben, in einem größeren Sinne nutzbar zu machen, als sie für Spaß und Tollerei anzuwenden.«
    »Du schickst mich fort?«, fragte Agaldir mit bebenden Lippen. »Aber wohin soll ich gehen?«
    »Schlage den Weg nach Dandoria ein und lass dich von deinem Schicksal führen. Dort gibt es Magister, die vielleicht nichts von den Göttern und Riten der Halblinge verstehen, aber sie werden wissen, wie sie dein Talent fördern und zu etwas Gutem formen können.«
    Und so ward es entschieden.
    Agaldir verließ ein weiteres Mal den Schutz seines Halblingstammes, um den Fluss zu überqueren und sein Heil in der weit entfernten Hauptstadt zu suchen.
    Doch noch bevor er Dandoria erreichte und einen Fuß durch das Stadttor setzen konnte, lenkte ihn das Schicksal auf einen anderen, sehr viel abwegigeren Pfad.
     

5. Kapitel
     
    Bluma musterte Darius.
    Seitdem sie wusste, dass sie über magische Fähigkeiten verfügte, fragte sie sich immer wieder, ob nicht eine davon auch bewirken konnte, groß, schlank und hübsch zu werden. So sehr sie sich auch dagegen zu wehren versuchte: Sie liebte Darius! Was sie mit dem Manndämon erlebt hatte, spottete jeder Beschreibung und würde für unzählige Lieder genügen, die man an den Feuern sang.
    Sie hatten sich gegenseitig das Leben gerettet und sich in die Seelen geblickt. Es gab kaum etwas zwischen ihnen, was unausgesprochen geblieben war, wenn auch manches ohne Worte.
    Bluma war stolz auf ihre Tapferkeit, denn Tapferkeit gehörte dazu, sich zu einem Gefühl zu bekennen, welches die Saat für Verzweiflung und Traurigkeit sein durfte. Niemals würde Darius mehr für sie empfinden, wie für eine kleine Schwester.
    Sie reichte ihm bis

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