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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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herum.
    »Vielleicht hat ihn seine Mutter ja in einem Samsam-Bau zur Welt gebracht.« Isias Stimme schien nachzuhallen, verdoppelte und verdreifachte sich in Agaldirs Kopf zu einem endlosen Chor, bis er seinen Zorn hinausbrüllte.
    »Ihr wollt sehen, wie man über den Fluss kommt? Dann passt gut auf!« Eine einzige grob geführte Handbewegung reichte, um die Halblinge von den Füßen zu holen und mehr als eine Körperlänge zurückzuschleudern.
    Ungeachtet der überraschten und verängstigten Aufschreie setzte Agaldir nach, lenkte seinen ausgestreckten Arm auf Isaia und fixierte sie mit zornigem Blick. »Du denkst, dir steht zu, dich über meine Mutter lustig zu machen? Sie war etwas besonderes! Sie war heilig! Sie war von den Göttern auserwählt!«
    »Heilig?«, das Halblingsmädchen lachte laut und schrill auf. »Wahrscheinlich war sie eine Sklavin von irgend so einem reichen Kerl in Port Metui und du bist einer dieser verdammten Mischlingsbastarde! Sag schon, hat sie dich auch immer in weiße Tücher gewickelt, wie man es mit allen Frauen dort macht?«
    Als hätte dieser letzte Satz einen lange verschlossenen Korken entfernt, strömte Magie aus der Erde, aus der Luft und selbst aus dem nahen Fluss in ihn, schüttelte und füllte ihn mit nie erlebter Macht. Wieder brüllte er und diesmal schwang Dunkas tiefes Grollen mit in seiner Stimme.
    Vereint mit der Gewalt des Bärengottes griff Agaldir in der Luft nach Isaia, hob sie an und schleuderte sie mit einem einzigen Prankenhieb über die wild fließenden Fluten.
    Hilflos dem Zauber ausgeliefert, drehte sich das Mädchen einmal um sich selbst, bis die ganze Wucht sie erfasste, ihr erst Beine und Kopf zurückriss, während sie mit dem Becken voraus flog, dann kippte sie mit dem Oberkörper vor, als wären ihre Knie an einer unsichtbaren Barriere hängen geblieben, krümmte sich unter sichtlichen Schmerzen zusammen, schlug mehrere Purzelbäume und kam schließlich mit abgespreizten Armen, Beinen in der Mitte des breiten Stroms, schwebend über dem Wasser, zum Stillstand.
    »Was ist, hast du deine Lache verschluckt?«, schrie Agaldir in blinder Wut. »Vielleicht hilft dir ja ein kleine Abkühlung!«
    Als wären er und Isaia durch unsichtbares Leithölzer verbunden, bewegte er sie - bewegte er seinen Arm erst nach links, nach rechts, nach oben und unten, nur um die Hand im nächsten Moment umzudrehen, niederzudrücken und mit ihr das Mädchen. Kopfüber tauchte sie in den Fluss ein, bis zur Hüfte umspült von den Wellen.
    Der Sog des Stroms zerrte an ihr, wollte sie mit sich nehmen, hin zum Meer und hinab auf den Grund und Agaldir spürte kein Mitleid. Zu stark waren die tierischen Instinkte in ihm, zu erhebend der Rausch der Magie, egal was die leise Stimme seines Gewissens ihm zuflüsterte.
    Hör auf, du bringst sie um!
    Zusammen mit den Worten traf Agaldir ein wohl gezielter Stein an die Schläfe, ein Stück Fels, dessen scharfkantige Spitze sich tief hineinbohrte und ihn für einen Moment taumeln ließ. Mit verzerrtem Gesicht, der Konzentration beraubt, griff sich Agaldir an den Kopf.
    »Du Narr«, zischte er, als Isaia im selben Augenblick fortgerissen wurde.
    Coi und die anderen Halblinge rannten los, folgten dem immer wieder zwischen den Wogen auftauchenden Schopf das Ufer entlang. Doch keiner fand den Mut, sich hinein zu wagen, um sie zu retten.
    Was hast du getan?, hörte Agaldir die Stimme seines Großvaters in Gedanken. Sie werden uns vertreiben, wie sie es schon einmal getan haben und diesmal werde ich nicht mehr stark genug sein, um dich zu schützen, mein Junge. Ruf deine Väter um Beistand an und rette sie. Rette sie und damit dein Leben.
    Und so rief Agaldir Sogg, den Seewolf unter den Göttern an. »Vater, lass mich in deine Welt eintauchen, schenk mir deine Kraft und leite mich, um gut zu machen, was ich in blinder Wut getan habe! Götter, steht mir noch dieses eine Mal bei und ich werde mich eurem Geschenk als würdig erweisen.«
    Nach diesem Schwur holte der junge On'tor noch einmal Luft und stürzte sich in die tobenden Wasser.
     
     
    Isaia hatte kaum aufhören wollen, Wasser hervor zu würgen, doch sie lebte, so wie auch Agaldir. Gleich einem Pfeil war er, umhüllt von Soggs Macht, durch das Wasser geschossen und hatte das Mädchen erreicht, noch bevor sie erstickt war und ihr Herz zu schlagen aufgehört hatte.
    Im schweigenden Einvernehmen waren die Halblingskinder nebeneinander her gerannt, hatten das Mädchen gemeinsam getragen und zu ihrem

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