Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
Zeitpunkt in die Enge treiben«, gab der keuchend zurück.
»Wenn uns dann selbst noch genug Luft bleibt, um einen klaren Gedanken zu fassen«, warf Agaldir ein, hielt inne, stützte sich vorgebeugt auf die Schenkel und schnaufte erbärmlich.
Claudel bremste seinen Lauf auf gleicher Höhe und stemmte die Hände ins Hohlkreuz. »Es muss einen Trick geben.«
Für jemanden wie dich, gibt es ja scheinbar immer einen Trick, um sich durchzumogeln , dachte der Halbling mit zusammengewölbten Brauen und drückte sich in den aufrechten Stand. Aufgabe war eben Aufgabe und so hoffte er, daß die Magister schlussendlich erkennen würden, wer den größeren Teil zum Erfolg beigetragen hatte.
»Wir sollten versuchen ihn anzulocken«, schlug er vor. Schon weil ihm dabei die Vorstellung eines hilflosen Claudels, der an einem Seil von der Balustrade hing, vor Augen schwebte. Das Problem an der Idee war, daß man eine Beute nur locken konnte, wenn man wusste, auf was genau sie denn scharf war.
»Womit?«, fragte Claudel wenig überzeugt.
»Wie wär's mit deiner Seele?«
»Oder mit deiner?«, hielt der dagegen.
»Vielleicht reicht es ja auch, wenn wir dir ...« Das Kreischen einer Frau unterbrach Agaldirs Worte und ließ ihn herumfahren. »Das kam aus dem Hinterhof der Schlachthalle!«
Ohne auf eine Antwort zu warten, sprintete der Halbling los, setzte über einen herrenlosen Handkarren mit Obst, bog um die Ecke, schlug wenige Schritte später einen Haken in die entgegengesetzte Richtung, drückte das schwere hölzerne Tor mit dem Schweinskopf Emblem auf, lief bis zur Hälfte die Sackgasse entlang und blieb schließlich mit angehaltenem Atem stehen.
Der Hof war leer, doch Agaldirs Instinkt sagte ihm, dass er auf der Hut sein musste.
Langsam, Schritt für Schritt, setzte er seinen Weg in dieselbe Richtung fort, während seine Hände im Raum vorsichtig nach einer geeigneten Energielinie im Boden tasteten. Ein paar leise gemurmelte Worte, ein kurzes Heben der Arme und das arkane Schutzschild baute sich um ihn auf.
Magisch fesseln, bannen und dann ab mit dir zurück zu deinen dämonischen Freunden , ging Agaldir in Gedanken seinen Plan noch einmal durch, trat an den Aufgang, der zur Laderampe des Schlachthauses führte, legte lautlos die Hand auf die Brüstung und drehte sich noch einmal um, in der Hoffnung Claudel endlich auftauchen zu sehen.
Ein Fehler.
Der Atem des Dämons fühlte sich an, als hätte man Agaldir Eiswasser in den Nacken gekippt.
Reflexartig riss er seinen Kopf zur Seite, griff nach der Geländerstange, zog sich mit einem Ruck vor und schwang die Beine hinab - raus aus der Reichweite der gedrehten Stirnhörner die nach ihm stießen.
Doch der Dämon kam ihm nach, schnitt ihm den Weg ab, blähte die Hufeisenförmige Nase und befahl mit einem einzigen Fingerstreich dem Boden zu bersten, aufzubrechen und sich empor zu wölben.
Grünflammende Glut füllte die Spalten.
Sie quoll über die Kanten und zischte, als der Dämon mit den Hufen scharrte, Anlauf nahm und mit vorgebeugtem Kopf erneut auf Agaldir zustürmte.
Doch der Halbling hatte nichts von seiner früheren Wendigkeit eingebüßt. Ohne Zeit, um einen Gegenzauber zu weben, duckte er sich zur Seite weg. Nur einen winzigen Augenblick streifte die Schattenaura des Dämons das Energieschild und der abwehrende Impuls war so groß, daß Agaldir einen weiteren Schritt zurücktaumelte, während die Hörnerspitzen sich mit stumpfem Knall in den Mauerabsatz bohrten.
Wütendes Grollen.
Klauen kratzten über Stein, bevor der Dämon neuerlich mit der Umgebung verschmolz.
»Ein Narazin!«, rief Agaldir zum Gasseneingang hin, als er wenige Sekunden später Claudel durch das Tor kommen sah.
Vom Dämon war unterdessen nichts mehr auszumachen. Doch Agaldir wusste, daß nicht zu sehen, nicht gleichbedeutend war, mit nicht da sein. Also streckte er seine Sinne nach den Spuren der Bestie aus, versenkte sich in das Einssein mit der Energie und ließ seinen Geist die Bahnen der unsichtbaren Kreuzgitterlinien entlang fließen.
Wie eine zweite Welt über der alten formten sich die einzelnen Details zu einem großen Ganzen. Er sah nicht die Luke, die in den Kellerraum des anliegenden Hauses führte, nein er roch sie, schmeckte sie und ... ja zu einem gewissen Teil, war er diese Luke selbst.
Ein gutes Versteck für einen Dämon, der in sichtbarer Gestalt mit seiner Größe an die Decke eines Stockwerks reichte. Zumindest, wenn man nicht fliegen konnte und im vermeintlichen
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