Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
wäre Biggert aufgefallen. Vermutlich hat er es dem Dieb gestohlen.«
»Und warum? Seit wann interessieren sich Orks für Dracheneier?«
Connor zuckte die Achseln. »Ich habe jetzt keine Lust, erneut Antworten auf irgendwelche Fragen zu finden. Das Ei ist da und fertig.«
»Dann sollten wir uns überlegen, wie wir Lysa die Nachrichten überbringen. Ihre Freundinnen sind tot. Die Wing hat keine Besatzung mehr. Von neun Amazonen haben nur zwei überlebt. Das ist grausam, mein Freund.«
Connor nickte trübe.
Frethmar sagte: »Mir lässt eines keine Ruhe ... was wollte der Ork an Bord der Wing? Wollte er das Schiff stehlen? Das ist alles so undurchsichtig.«
»Soll es eben undurchsichtig sein«, sagte Connor, als ahne er, dass sie nie Antworten auf diese Fragen finden sollten. »Mir geht es jetzt um Lysa. Du weißt, dass ich sie liebe und nichts ist schrecklicher, als jemandem, den man liebt, eine schlechte Nachricht zu überbringen.«
»Sei froh, dass sie dich auch liebt«, sagte Frethmar leise. »So wird sie sich von dir trösten lassen und an deiner Schulter weinen. Sie ist nicht alleine, sondern hat jemanden, an den sie sich lehnen kann.«
Connor verzog das Gesicht. »Ja, es werden viele Tränen sein, viele Tränen ...«
Der Manndämon stapfte durch Dandoria.
Bürger schrien und stoben davon. Die Stadt befand sich in Aufruhr. Zwei Dämonen machten Dandoria unsicher und es war besser, sich in den Häusern und Wohnungen zu verstecken. Deshalb waren die Strassen und Gassen bald wie leer gefegt.
Dem Dämon war es recht. So lief er nicht Gefahr, töten zu müssen. Niemand griff ihn an. Ja, das war gut so.
Er wusste, dass er Darius Darken war. Er wusste, wer Bluma war. Und er wusste, dass er eine Aufgabe zu erledigen hatte. Nein, zwei Aufgaben.
Er musste den Golem finden und eine Frau. Eine hübsche Menschenfrau. Ihren Namen hatte er vergessen, aber sein Dämoneninstinkt zog ihn weiter, als folge er einem Silberfaden.
Wem sollte er sich zuerst widmen?
Golem?
Frau?
Sein mächtiger Körper grollte. Funken spritzten aus seinen Augen. Und Bilder formten sich vor ihm, die nichts mit Dandoria zu tun hatten.
Er sah sie nicht zum ersten Mal. Es war, als existiere sie hinter seinem Schädel, als warte sie darauf, dass er ihr begegne. Ein kleines Mädchen, blond, sommersprossig, in einem weißen Kleid. Sie sah zu ihm auf und zeigte keine Angst.
Der Dämon wusste, dass er träumte, obwohl er nicht schlief. Er stand regungslos und die Bilder strömten auf ihn ein, als stehe er unter einem Wasserfall.
»Erinnerst du dich?«, fragte das Mädchen und dem Dämon fiel ihr Name ein. Symbylle! Ihm fiel ihr Name ein, obwohl sie ihm diesen nie gesagt hatte.
»Woran soll ich mich erinnern?«, fragte der Dämon in seinem Tagtraum.
»Dein Schicksal wird sich erfüllen.«
»Wie sieht mein Schicksal aus?«
»Die Götter wenden bei guten Menschen dasselbe Prinzip an, wie die Lehrer bei ihren Schülern.«
»Ich begreife nicht ...«
»Sie verlangen größere Leistungen von denen, auf die sie größere Hoffungen setzen.«
»Ich bin kein Mensch. Ich bin ein Dämon!«
»Ruht nicht in jedem Menschen ein Dämon?«
»Ich habe meine geliebte Tochter getötet.«
»Du wolltest sie retten und warst dir deiner dämonischen Kraft nicht bewusst. Und das weißt du auch, Darius Darken.«
»Wieso verwandele ich mich im Mythenland? Ich bin nicht in Unterwelt ...«
»Die Antwort liegt nicht weit entfernt.«
»Geht es um die Frau?«
»Kennst du ihren Namen nicht?«
»Doch, jetzt fällt er mir ein. Elvira, mein Weib. Sie sorgte dafür, dass ich aufgehängt wurde.«
»Wurdest du das?«
»Ich starb, als sie den Hebel umlegte, der mir den Boden unter den Füßen nahm.«
»Und wo sind die Male? Warum gibt es keine?«
»Sage es mir, Symbylle.«
»Nein!«
»Bist du jene, die Ringo ist? Bist du jene, die im See lebt?«
»Der Lichtwurm sagte es dir und deinen Freunden. Und Steve sprach davon. Nun bilde dir ein Urteil.«
Das Mädchen hockte im Gras und Sonnenblumenblüten glühten in der Sonne. Sie legte sie nebeneinander, dann sortierte sie die Blüten neu und formte daraus eine quer liegende Acht. Sie sah erneut zu Darius hoch.
»Ängstige dich nicht. Gehe deinen Weg.«
Das Bild verschwamm und der Dämon erwachte. Er grunzte und sein schwarzer Körper bebte und verformte sich. Seine Aura schillerte, als sei er von unzähligen Glühwürmchen umgeben.
Elvira!
Sie war es, die er aufsuchen musste. Er versuchte, sich daran zu
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