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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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näherten. Wieselflink huschte Frethmar hinter eine Kommode. Die Tür wurde geöffnet und jemand betrat den Raum. Frethmar witterte ein feines Rosenaroma. Es musste sich um eine Frau handeln. Eine ohne rechte Brust, bei den Göttern! Eine erbarmungslose Amazone, für die er nur ein stinkendes Stück Zwergenmann war. Die Frau blieb stehen. Er hörte, dass sie schnüffelte. Roch sie ihn?
    Frethmar war ein sauberer Zwerg. Er badete einmal wöchentlich und kämmte sein Haupt- und Barthaar regelmäßig. Er fettete seinen Lederwams, seinen Gürtel und seine Stiefel und bürstete seine Hose. Nein, er konnte nicht stinken.
    Und doch schien es, als spüre die Amazone, dass sich etwas in der Kajüte verändert hatte.
    Er erwartete, von einem Pfeil getroffen zu werden oder das sich ein Messer an seine Kehle legte. Er wartete auf einen Hilferuf und darauf, dass die Türen aufsprangen, man ihn an Deck zerrte und mit einem feuchten Strick an den Rahen aufknüpfte, wo er zappelnd hing, bis ihm der Atem ausging.
    Würden seine Leute ihm helfen oder sich den Gesetzen der Seeleute beugen?
    Würden Litr und sein dämlicher Freund Minnr lachend am Kai stehen, während sein Körper an einem Strang im Wind baumelte?
    Frethmar drehte sich der Magen um und in seinem Kopf hörte er Noribur kichern und die leisen Worte: Hättest du doch einfach die Klappe gehalten.
    Würden die Weiber von Gidweg um ihn weinen?
    Nein, das würden sie nicht!, erkannte Frethmar mit Bitterkeit. Frethmar würde als schlechtes Beispiel in die Geschichte der Zwerge eingehen. Man würde den Kindern von einem erzählen, der nicht die Klappe halten konnte und seine Nase überall rein steckte, ein schlechtes Beispiel, liebe Kleinen! Mit solchen Zwergen nahm es kein gutes Ende. So würde Frethmar der Zwerg in die Geschichte eingehen. Als dämlicher, neugieriger, quatschender Verlierer.
    Ich gehöre hier nicht hin!, dachte er zum zweiten Mal an diesem Morgen.
    Er wagte nicht zu atmen, drückte sich an die Wand und verschmolz mit den Schatten.
    Die Amazone schritt durch den Raum.
    Frethmar konnte sie immer besser riechen und um Haaresbreite hätte er seine Nase vorgereckt, um mehr von diesem Rosenduft zu erhaschen. Wenn sie jetzt ihren Blick nach links fallen ließ, würde sie ihn sehen. Ein Wunder, dass dies nicht geschehen war. Oder wollte sie ihn nicht sehen? Schmiedete sie einen Plan, wie sie den Eindringling schnell und tödlich erlegen konnte?
    Sie schloss die Luke, nahm etwas an sich und verließ den Raum.
    Frethmar verdrehte die Augen. Nun musste er sich etwas einfallen lassen. Unter ihm gluckerte Wasser. Über ihm herrschte reges Treiben. Und möglicherweise war er entdeckt worden.
    Er saß hier unten wie eine Maus in der Falle.
    Der Zwerg nickte trotzig.
    Bisher war einem Frethmar Stonebrock noch immer etwas eingefallen.
     
     
     
     
     

6. Kapitel
     
     
    Gwenaels schlechtes Gewissen von gestern war verraucht wie eine Seele im Säuresumpf des Dunkelelfs. Zwar gab es bezüglich der Drachen und deren Auswirkung auf Mythenland ein ungutes Gefühl, das es zu ergründen galt, aber jetzt wollte sie nicht darüber nachdenken.
    Gwenael machte es Vergnügen, die Höhlen zu erkunden. Sie fürchtete sich nicht. Niemand würde ihr etwas zuleide tun, da jeder ihre Beziehung zu Murgon kannte. Dennoch begehrte ihr Bruder regelmäßig auf, wenn sie sich zu einem längeren Spaziergang aufmachte.
    »Was ist, wenn sie dich töten?«
    »Warum sollten sie das tun, Bruder?«
    »Weil sie mich hassen!«
    »Das also ist dir klar geworden? Dass sie dich hassen? Ein Herrscher muss auf Liebe verzichten können.«
    Er spuckte aus. »Und was ist mit dir?«
    Sie schmiegte sich an ihn. »Ich liebe dich, Feiniel. Und das ist mehr …«
    »Nenne mich nicht Feiniel!«, schrie er unvermittelt und stieß sie von sich weg.
    Sie senkte den Kopf. »Selbstverständlich, Murgon. Es war ein Versehen.«
    Er grunzte zufrieden.
    Gwenael sagte: »Zeige Unterwelt deine Kraft. Bekämpfe den Dämonenmann. Lass den Kampf ausrufen. Alle sollen zugegen sein, wenn du den Dämonenmann unterwirfst. Man wird dich deshalb nicht mehr lieben, aber Liebe benötigst du nicht. Sie sollen dich fürchten. Sie sollen vor dem Pochen deines Herzens zittern. Vor deiner Armee, deinen Fähigkeiten.«
    Murgon streckte sich und sein dunkles Gesicht nahm einen hochmütigen Ausdruck an.
    Das hatte Gwenael gewollt. Oh ja, sie wusste stets, wie sie mit ihrem Bruder umgehen musste. Wie attraktiv er nun wirkte, wie großartig. Diese

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