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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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Flagge zeigte ein Zeichen, das Frethmar nichts sagte. Von der Mannschaft war niemand zu sehen.
    Er blickte sich nach allen Richtungen um. Er war noch nie auf so einem großen Schiff gewesen. Alles war ruhig und es herrschte Dämmerung.
    Bei den Göttern, stand dort oben auf dem Vorsprung neben dem Bullauge eine Weinflasche? Ein Schluck Wein – das wäre was. Der würde seine Kopfschmerzen beenden. Wem ein so großes Schiff gehörte, der trank sicherlich nur den besten Wein und nicht den Fusel, der im Brocken ausgeschenkt wurde.
    Mit wenigen Schritten war er den Steg hoch bis zur Reling. Ein Sprung und er stand an Deck. Er atmete schwach und spitzte seine Ohren. Es war nichts zu hören. Entweder lagen alle in ihren Kojen oder man hatte sich auf der Insel einquartiert, was aber unwahrscheinlich war, da es nur wenige Zimmer gab.
    Er griff nach der Flasche und entkorkte sie. Mmh! Nicht übel. Dandorianischer Blauseitzer. Wer diese Flasche hier vergessen hatte, war ein Kostverächter.
    Er nahm einen tiefen Schluck und stellte die Flasche zurück. Lecker!
    Nun wurde es Zeit, sich still und leise umzusehen. Erwischen lassen durfte er sich nicht. Auf das Betreten eines fremden Schiffes ohne Genehmigung des Kapitäns standen hohe Strafen.
    Wieder einmal kämpften Vernunft und Neugier in Frethmars Brust. Wie stets siegte die Neugier.
    Er wusste nicht viel über Schiffe, nur das wenige, was er aufgeschnappt hatte. Er wusste, was ein Mast, der Kiel, das Heck und ein Schwert war. Er glaubte außerdem zu wissen, dass man ein Schiff wie dieses einen Schoner nannte, einen mit zwei Masten. Und er wusste, dass ein Schoner ein besonders schnelles Segelboot war. Logisch war, dass dieser Schoner nicht angelegt hatte, um Waren aufzunehmen, da der Rumpf schmal und nicht sehr tief war.
    Er lehnte sich an die Reling und blickte auf das Wasser. Im Hintergrund schob sich die Sonne über den Horizont. Es wurde Zeit, zu verschwinden. Es gab Kapitäne, die waren hart wie Zwergenstahl. Sie zögerten nicht, einen unliebsamen Eindringling auf der Stelle aufzuknüpfen. Frethmar hatte so etwas mal aus sicherer Entfernung gesehen und ihm grauste noch heute bei der Erinnerung. Nein, auf einem Schiff zu dienen, das wäre nicht seine Sache. Außerdem gab es auf Seglern nur Männer, raue Kerle, die keiner Auseinandersetzung aus dem Weg gingen. Schöne Frauen wären ihm lieber gewesen.
    Soeben wollte Frethmar sich davon machen, als er hinter sich ein Geräusch hörte. Eine Tür wurde aufgestoßen und jemand stieg mit stampfenden Schritten zum Deck hoch.
    Ein Gefühl durchfuhr Frethmar, als habe er einen Zitteraal berührt. Zum Davonlaufen war es zu spät. Man würde ihn sehen und, wenn er Pech hatte, wiedererkennen. Er duckte sich hinter den Vorbau und atmete flach.
    Die Schritte näherten sich. Unter ihm polterte es, Stimmen schwollen an und das Schiff erwachte zum Leben. Jemand schlug eine Glocke an, ein Geräusch, das Frethmar den Schweiß auf die Stirn trieb und zwischen seinen Zähnen widerhallte. Eine andere Tür wurde aufgestoßen.
    Frethmar sicherte nach allen Seiten. Es gab nur einen Ausweg. Er musste über Bord springen. Da er wusste, dass der Wasserstand im Hafenbecken künstlich vertieft worden war, ließ er diese Idee fallen – er konnte nicht schwimmen. Hätte er doch nur seine Waffen dabei. Er würde sich zu wehren wissen, so jedoch war er genauso hilflos wie ein Wattwurm. Vielleicht ließen die Seeleute ihn ja erklären, was geschehen war. Tranken sie alle nicht gerne und viel? Sie würden Verständnis für einen Zwerg haben, der mit dickem Schädel und schmerzendem Kinn an einem Poller erwacht war.
    Frethmar wusste, dass er keine Gnade zu erwarten hatte.
    Er konnte jeden möglichen Auftrag erhalten haben, hatte vielleicht Sabotage betrieben, die Taue angeritzt oder ein Leck geschlagen. Dinge, die der Mannschaft des Seglers das Leben kosten konnten.
    Er warf sich auf den Bauch und kroch über die Holzplanken. Sie rochen nach Teer und Salzwasser. Über ihm kreiste ein Möwenschwarm.
    Verschwindet endlich!
    Sie keckerten und kreischten, als lachten sie ihn aus. Vermutlich war die Kackmöwe die Anführerin!
    Jemand kam den Steg hochgelaufen und blieb stehen. Eine Frauenstimme rief: »Sie waren hier! Sie haben siebzig Zwergen den Garaus gemacht. Niemand weiß, warum, aber man vermutet, dass sie etwas gesucht haben. Gefährtinnen, wir müssen uns beeilen, Proviant aufnehmen und so schnell wie möglich ablegen.«
    »Ja, Große Lysa!«,

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