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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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aufgerichtet. »Halte den Schmerz fest und frage ihn, was er von dir will, kleine Barb. Finde Weisheit im Schmerz und füge zusammen, was zusammen gehört.«
    Der Bann löste sich auf.
    Schritte entfernten sich, von der Seite kamen grauenvolle Kreaturen geschlichen, rissen sie grob hoch, und bevor Bluma sich umschauen konnte, wurde sie weggeschleppt.
     
     
     
    Frethmar Stonebrock erwachte neben einem Poller am Hafen. Eine Möwe saß darauf und glotzte ihn an, dann drehte sie sich um und spritzte einen Schiss auf sein Wams.
    Dummes Vieh!
    Frethmar betastete sein Kinn. Es war nichts gebrochen. Es war noch dunkel, allerdings deutete sich am Horizont die Morgenröte an. Das war ein mächtiger Hieb gewesen, der ihn für mehrere Stunden schlafen gelegt hatte. So, wie man es von Litr erwarten konnte.
    Warum hatte er sich mit diesem Klotz angelegt?
    Musste er unbedingt mit Fallar, seinem hübschen Weib anbändeln? Jedermann wusste, dass Fallar über ein loses Mundwerk verfügte. Gewiss hatte sie ihrem Litr von Frethmars Annäherungsversuchen berichtet und Litr war kein Zwerg, der so etwas mit sich machen ließ.
    Es war ihm recht geschehen!
    Mit dem Zeigefinger tastete Frethmar über seine Zähne und spürte schockiert, dass einer der Schneidezähne wackelte. Da würde er aufpassen müssen, dass er den nicht verlor. Eine Zahnlücke würde ihn entstellen. Gab es etwas Schlimmeres?
    Ja, schlimmer war, wenn Litr ihn ersäufte.
    Frethmar stemmte sich hoch und verjagte die Möwe, die gackernd lachte. Sein Schädel brummte und hinter seinen Augen baute eine ganze Horde Trolle Erz ab. Wasser, Schläge und Alkohol. Eine Mischung, der man besser aus dem Weg ging.
    Über Gidweg lag eine gespenstische Stille.
    Nur die Wellen schlugen an die Schiffsrümpfe und sorgten für ein stetes Geräusch.
    Frethmar streckte sich und tastete seinen Körper ab. Sein Lederwams war, abgesehen von dem Möwenschiss, ohne Makel. Der breite Gürtel saß wie angegossen. Die Leinenhose hatte nur wenige Flecke und fühlte sich klamm an. Sein Haarring war verrutscht und er rückte ihn zurecht. Sein Bart war verfilzt, da er während seines Schlafes getrocknet war. Das würde einigen Kämmen die Zähne kosten. Der Ring in seinem rechten Ohr fühlte sich kühl an. Er tapste von einem Fuß auf den anderen und war froh, erst kürzlich neue Stiefel gekauft zu haben. Was fehlte, waren seine Waffen.
    Eigentlich war alles in Ordnung. Dennoch fühlte sich Frethmar jämmerlich.
    Selten war ihm seine Einsamkeit so bewusst geworden. Sehnsüchtig dachte er an sein Bett, in dem es sich gut schlafen ließ. Wohin er blickte, ruhte man, pennte den Rausch aus, vielleicht liebten sich einige bei erloschenen Kerzen. In weniger als einer Stunde würden die Kinder erwachen und zur Schule gehen. Der Hafenlord würde die Geschäfte eröffnen und das Grauen, das die Drachen über die Insel gebracht hatten, wäre für eine kleine Zeit vergessen.
    Bis morgen, wenn die Trauerzeremonie stattfand.
    Das erste Mal in seinem Leben fragte Frethmar sich, ob nicht er einen Teil Schuld an seiner Einsamkeit trug. Ein schneller Gedanke, den er sogleich davon jagte wie einen lästigen Floh.
    Ha, warum stellte Litr sich eigentlich so an?
    Die Antwort war klar: Er fürchtete, dass er sein Weib an Frethmar verlieren könne.
    Niemand ist eifersüchtig, der dem anderen keine Chancen einräumt. Also nahm man ihn, Frethmar, ernst. Er war der geborene Nebenbuhler. Auf einen wie ihn musste man aufpassen!
    Und erstmals dachte Frethmar: Ich gehöre hier nicht hin!
    Er ging ein paar Schritte und hob einen alten Lappen auf. Er tauchte ihn ins Wasser und reinigte seinen Wams. Die Möwe war auf den Poller zurückgekehrt und beobachtete ihn.
    »Was willst du, blöde Möwe?«, murmelte Frethmar.
    Der Vogel gackerte.
    »Lachst du über mich?«
    Der Vogel legte den Kopf schräg.
    »Wäre ich ein Held, würdest du nicht über mich lachen, stimmt’s?«
    Der Vogel trippelte auf der Stelle.
    »Deine Kacke geht schlecht ab. Das ist mein bester Wams.«
    Der Vogel drehte sich einmal im Kreis.
    Frethmar warf den Lappen weg und schnäuzte sich. Ein dicker Popel platschte vor seine Füße. Er ersparte sich eine weitere Unterhaltung mit der Möwe und ging über den Steg zum Ufer. Zwei Schiffe lagen am Kai. Ein Kutter und ein Segelschiff, auf dessen Rumpf mit schnörkeligen Buchstaben in der Hohen Sprache geschrieben stand:
    Wing
    Ein schönes Segelschiff. Der Rumpf glänzte wie poliert, die Segel blitzten schneeweiß. Die

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