Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
werden wir uns wieder hier treffen und besprechen, wie es weitergeht. Wer möchte, kann uns begleiten.«
Zu ihren Begleiterinnen gewandt befahl sie: »Und ihr holt endlich den blinden Passagier aus dem Lagerraum. Der arme Zwerg ist genug bestraft. Bestimmt ist er fast verhungert!«
Bluma erwachte, als die Spitze einer Dämonenklaue auf ihre Stirn tippte. Sie starrte in eine schwarze Fratze, die von rotglühende Augen und langen Zähnen dominiert wurde.
Für einen Moment beschloss Bluma, wieder ohnmächtig zu werden, aber das klappte leider nicht. Also schrie sie los, was die Kehle hergab, was der Dämon dadurch zu verhindern wusste, dass er seine Klaue sanft auf ihren Mund legte. Seine Haut stank nach Schwefel und Aas und fühlte sich lederig an. Es sah aus, als forme sich die gigantische Gestalt permanent um, wie ein Brei, in dem man rührt, ohne jedoch seine Grundstruktur zu verlieren.
Bluma zitterte, doch sie schwieg.
Dann wollte sie etwas wissen, Fragen stellen, aber mehr als ein heiseres Krächzen brachte sie nicht hervor. Der Dämon hob sie hoch und drückte sie an sich. Er stank betäubend.
Jack, unter der massiven Tür begraben, stöhnte erbärmlich und heulte auf, als der Dämon über die Tür stapfte, als existiere sie gar nicht.
Der Dämon grollte, wobei sein ganzer Leib wallte wie ein Erdbeben, oder jedenfalls so, wie Bluma sich ein Erdbeben vorstellte. Der Dämon hetzte durch Gänge, Treppen hoch, Stufen runter, vorbei an Fackeln und Öllampen durch Stollen, durch Felshallen und sprang über kleine Bäche, Bluma an sich gedrückt. Unterwelt rauschte an ihr vorbei. Als sie es endlich wagte, ihre Umwelt genauer zu erforschen, bemerkte sie große Pflanzen und Blumen, die im Schatten wuchsen und blüten. Sie strömten einen widerlichen Gestank aus.
Sie balancierten über eine schmale Felsbrücke. Tief unter ihnen rauschte ein roter Fluss, Lava, die sich aus einer Felsgrotte ergoss. Mit einem weiten Sprung landete der Dämon auf einer Plattform, bückte sich, rutschte durch eine Öffnung, krabbelte durch einen niedrigen Stollen, wobei er Bluma so fest an sich drückte, dass diese fast erstickte, dann breitete sich vor ihnen eine Ebene aus, auf der Häuser und Brunnen standen, eine kleines Dorf unter Mythenland.
Drei, nein vier seltsame Gestalten, allesamt gruselig verwachsen, bauten sich vor ihnen auf. Sie verständigten sich in einer kollernden Grunzsprache, die Bluma nicht verstand. Das war nicht nötig. Sie hatten es auf ihren vermeintlichen Retter abgesehen – oder schleppte er sie mit sich, um sie bei Gelegenheit, wenn er Ruhe und Hunger hatte, zu braten und zu verschlingen?
Bei ihm musste es sich um den Dämonenmann handeln, von dem der Sanfte Jack geredet hatte. Der Dämon, der sich in einen Menschen verwandelte und von Murgon nicht gebrochen worden war.
Der Dämon klemmte sie unter den Arm, hatte den anderen Arm jetzt frei und aus seiner Klaue schossen glühende Strahlen. Er legte Magie um seinen und Blumas Körper, was entsetzlich kribbelte und zwei der vier Angreifer platzten auseinander wie reife Früchte. Die anderen, mit Schwertern und Stäben bewaffnet, aus denen Lichter pulsierten, gaben nicht auf. Ihre Energiekugeln prallten an der Schutzaura ab. Der Dämon brüllte so laut, dass Staub und Steinchen von der Höhlendecke rieselten und der Felsboden bebte.
Die Dorfbewohner huschten in ihre Behausungen wie Kakerlaken auf der Flucht.
Der Dämon wirbelte um die eigene Achse und plötzlich standen sie an einer anderen Stelle, hinter den Angreifern. Noch einmal ließ der Dämon seine magischen Kräfte los und schon war der Kampf vorbei.
Von den vier Angreifern gab es keine Überreste, lediglich die Waffen lagen verstreut herum. Der Dämon bückte sich und hob zwei Schwerter auf, die er Bluma in die Hand drückte. Die Waffen waren so schwer, dass die Barb sie um Haaresbreite fallen ließ.
Also wollte er sie wohl doch nicht fressen!
Warum sollte er sie ausrüsten, oder fehlten ihm zwei Spieße, an denen er sie über das Feuer hängen konnte?
Sie liefen weiter und die Umgebung änderte sich stetig.
Im Hintergrund ragte der Schatten einer Festung auf. Ein Gemäuer, erbaut in einer Höhle. Überhaupt gewann Blumas Faszination für diese Welt die Oberhand. Wolken über ihnen, Flüsse und Pflanzen, seltsame Pilzgewächse, blau schillernde Schwämme an den Wänden, hin und wieder Behausungen, vor denen Bewohner standen, die den Dämon zwar registrierten, sich aber nicht zu
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