Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
fürchten schienen. Über Felsgrate schoben sich die Tentakel absonderlicher Wesen, schmatzende Mäuler und mehräugige Fratzen.
Erstaunlich geformte Gestalten, halb Mensch, halb Tier oder welche, die einer kranken Phantasie entsprungen schienen, geifernde Quallenwesen, schleimige Blasen, zitternd zuckende Insektenwesen, und Missbildungen, die jeder Beschreibung spotteten.
In einer Felsnische ruhten sie aus und was nun geschah, würde Bluma ihr Leben lang nicht vergessen. Der Dämon bebte und seine Lederhaut zog sich zusammen, Fetzen fielen von ihm und er schrumpfte. Bluma schlug ihre Hände vor den Mund und sprang weg, nachdem sie aus seinem Arm gerutscht war. Die Schwerter fielen scheppernd hin. Der schwarze Körper zuckte und drehte sich, eine beißende Wolke Rauch umhüllte ihn, und als sie sich verzog, saß vor ihr ein Mann.
Ein schöner Menschenmann, soweit Bluma das beurteilen konnte.
Schwarze wellige Haare, die bis in den Nacken fielen, dunkle Augen, eine schmale Nase, fein geschwungene Lippen und ein energisches Kinn.
Der Mann war nackt.
Bluma beschloss, ihn nicht allzu genau anzusehen. Der Mann zog die Knie an den Körper, um seine Blöße zu verbergen. Er keuchte und drückte seine Handflächen gegen das Herz. Schweiß überzog seinen athletischen Körper, der fast haarlos war. Er schnappte nach Luft und nach einer Weile hob er den Kopf und musterte Bluma.
»Entschuldige bitte ...«, flüsterte er mit angenehmer Stimme.
»Wofür?«, flüsterte Bluma zurück.
»Das ich dich erschreckte.«
»Ach«, winkte Bluma ab. »Das war doch gar nichts. Der Sanfte Jack ist viel schrecklicher.« Sie hätte sich für ihre große Klappe ohrfeigen können. In Wirklichkeit dankte sie den Göttern, dass der Dämon sie nicht gefressen hatte.
Der Mann lächelte. »Mein Name ist Darius, Darius Darken.«
»Ich heiße Bluma und komme von der Insel Fuure. Ich bin eine Barb.«
Er nickte und lächelte. »Ich weiß, kleine Barb.«
Ich bin nicht mehr klein !, schoss es Bluma durch den Kopf, aber sie schwieg.
»Warum hast du mich gerettet?«, wollte sie wissen. Ja, diese Frage ging ihr die ganze Zeit im Kopf herum, nachdem sie gemerkt hatte, dass sie nicht zum Verzehr geeignet schien.
»Seitdem du in der Zelle gefangen warst, wuchs meine Kraft. Ich verstehe nicht warum, aber so ist es. Es gelang mir, den Bannzauber von Murgon aufzuheben und mich von den Ketten zu befreien. Den Rest hast du erlebt. Ich war neugierig, wer diese Kraftquelle war. Als ich sah, dass der Sanfte Jack dich quälte, war ich froh, nicht ohne dich geflüchtet zu sein.«
»Eine Kraftquelle? Ich?«
»Ja, du verfügst über eine tiefe Kraft. Weißt du nichts davon?«
»Nnnhnnh …«
»Wenn du geschult wirst, könntest du magische Dinge tun.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich? Eine Magierin?«
Er winkte ab. »Was immer es ist – du hast mich gestärkt. Ich frage mich, ob Jack das überlebt hat.«
Bluma kaute auf der Unterlippe.
»Er sagte mir, er habe bei dir versagt.«
Darius grinste. »Ja, ich habe ihm widerstanden. Das scheint ihn ja mächtig gekratzt zuhaben, wenn er das einem anderen Opfer erzählt. Das geschieht ihm recht. Er ist – oder war – ein ekelhaftes Monster.«
»Du brauchst Kleidung«, sagte sie.
»Alles zu seiner Zeit. Wir müssen uns erst einen Platz suchen, wo wir uns ausruhen können. Der Vorteil ist, dass kaum jemand meine Menschengestalt kennt. Sie suchen nach dem schwarzen Dämon, aber nicht nach mir.«
»Mich wird man auf jeden Fall erkennen. Eine Barb in Unterwelt ist so auffällig wie ein Crocker auf einem Tanzfest.«
Er nickte. »Das stimmt, aber da wird mir etwas einfallen. Wichtig ist, dass wir Unterwelt verlassen.«
»Geht das denn?«, fragte Bluma. »Schließlich bist du nicht nur ein Mensch, sondern gleichzeitig ein Dämon. Du würdest die Lebenden auf Mythenland zu Tode erschrecken. Ich frage mich, was ein Dämon macht und warum du deine Gestalt wechselst? Kann man dich mit Magie anrufen oder fährst du einfach so in die Seelen der Lebenden? Bist du tot oder lebst du? Das alles ist so verwirrend.«
»Dir geht es erst dann gut, wenn du alle Antworten kennst?«
»Kann man alle Antworten kennen? Nein, Darius. Aber so einige Fragen habe ich eben doch.«
»Das höre ich.«
»Wann wirst du dich wieder verwandeln? Wie kommst du hier hin? Bist du ein Versehen der Natur? Warum hasst Murgon dich so sehr, dass er dich foltern ließ?«
Darius lachte. Er blinzelte freundlich. »Ich glaube, wer mit dir zusammen
Weitere Kostenlose Bücher