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Im Schatten der Erdmagie

Im Schatten der Erdmagie

Titel: Im Schatten der Erdmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashley Parker
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„Erstens hat sich die ohnehin schon nicht sehr zahlreiche Zuhörerschar auf die Hälfte reduziert, und es stellt sich nunmehr die Frage, ob diese Veranstaltung in Zukunft noch in einem derart großen Raum stattfinden sollte…”
    Heiterkeit erfüllte plötzlich den Raum: Die beiden anderen Studenten - zwei junge Männer – lachten.
    „… und zweitens stieß ich bei der Begutachtung eines ganzen Stapels von Manuskripten aus der Omajjaden-Zeit auf ein Fragment des berühmt-berüchtigten Geistersehers und Magiers Abdul von Cordoba, der für einige Jahre am Hof des Kalifen einen außerordentlich großen Einfluß gehabt haben muß. Was hat nun ein spanischer Maure aus dem Mittelalter mit den Priestern des alten Reiches Meroe im Norden Nubiens zu tun? Ganz einfach: Abdul schildert eine Begegnung mit dem Volk aus der Erde. Leider macht er nur ein paar Andeutungen, aber der fluchartige Schlußsatz seines Textes entspricht nahezu wörtlich jenem, der sich auch auf Papyri des Alten Reiches und auf den steinernen Stellen von Meroe findet!”
    Brook machte eine rhetorische Pause. Er vollführte eine ruckartige Bewegung und drehte den Kopf in Richtung des Fensters. Mit dem Zeigefinger der linken Hand schob er sich die Brille wieder an Ort und Stelle und atmete tief durch.
    In gedämpftem Tonfall sprach er weiter: „E ines Tages wird das Volk der Tiefe zurückkehren aus der Welt jenseits des Bannkreises, und dann wird es keine Macht unter dem Horizont geben, die in der Lage wäre, dem Grauen aus der Erde zu widerstehen…”
     
    *
     
    Die beiden jungen Männer, die der Vorlesung beigewohnt hatten, verließen nach deren Ende zügig den Raum. Ziemlich ungeniert konnte man sie auf dem Flur lachen hören. Sie machten sich über die Ausführungen des Professors lustig.
    Ellen Kioto blieb zunächst auf ihrem Platz sitzen. Brook stützte sich an seinem Pult ab. Sein Blick war nach innen gekehrt. Er wirkte geistesabwesend. Ellen stand auf und trat auf ihn zu.
    „ Was Sie da eben berichtet haben…”
    Sein Kopf vollführte eine ruckartige Bewegung.
    „ Sie sind noch hier?” wunderte er sich.
    „ Ja”, nickte Ellen.
    „ Es war ein Fehler, diese Sache mit dem Volk der Tiefe in die Vorlesung zu nehmen. Es war einfach ein dummes Mißgeschick, das nicht hätte passieren dürfen. Ich wurde schließlich hier engagiert, um über antike Rechtssätze und dergleichen zu philosophieren, nicht wahr? - Ach!” Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Wissen Sie, ich tue seit Tagen nichts anderes, als über den Quellen zu brüten, die ich soeben vor Ihnen ausgebreitet habe. Nur habe ich dabei nicht bedacht, daß das offensichtlich niemanden interessiert und habe damit noch den letzten Rest von Interessenten an meinen Vorlesungen vergrault!”
    „ Mich interessiert es jedenfalls”, sagte Ellen. „Was Sie da vorgetragen haben, ist faszinierend.”
    Sie dachte wieder einmal an ihre Mutter. Sollte sie dem Professor gezielte Fragen stellen?
    Sie entschied sich dagegen. Erst einmal wollte sie völlig unbedarft erscheinen.
    Als nächstes dachte sie an Peter. Eigentlich hatte sie sich jetzt mit ihm treffen wollen. Hoffentlich wurde er nicht sauer, wenn sie ihn zu lange warten ließ...
    „ Erschreckend trifft es genauer, nicht faszinierend”, korrigierte Brook. „Ich hoffe, daß es nicht wahr ist, denn andernfalls kommen auf unsere Welt Bedrohungen zu, von denen kein heute lebender Mensch eine Vorstellung hat.” Er atmete schwer. „Aber Abdul von Cordoba hatte eine Vorstellung davon. Er wußte offenbar sehr genau, über welches Grauen er schrieb.” Er verengte ein wenig die Augen. „In welchem Semester sind Sie?” fragte er dann.
    „ Um ehrlich zu sein, ich bin hier gar nicht eingeschrieben. Ich studiere nämlich Wirtschaftswissenschaften.”
    Der Professor hob die Augenbrauen.
    „ Hört sich nicht gerade an, als hätte das irgend etwas mit den Dingen zu tun, die ich in meinen Vorlesungen den Studenten nahe zu bringen versuche!”
    „ Ich weiß.”
    „ Und doch sind Sie seit einiger Zeit in jeder meiner Veranstaltungen gewesen!”
    „ Sie beschäftigen sich oft genug mit den Grenzbereichen menschlicher Erkenntnis”, sagte Ellen. „Und das fasziniert mich.”
    „ Leider teilt so gut wie keiner meiner Kollegen Ihre Faszination – und seit heute kein einziger Student mehr, wenn ich das recht bedenke.”
    „ Darf ich Ihnen trotzdem eine Frage stellen?”
    „ Wenn nicht Sie, wer sonst denn noch?” Er versuchte ein Lächeln,

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