Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten der Gerechtigkeit

Im Schatten der Gerechtigkeit

Titel: Im Schatten der Gerechtigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
Vom Netzwerk:
’nem Gesicht wie ’n toter Schellfisch. Und der passenden Figur dazu. Trotzdem, das ist dein Problem, nicht meins. Wärst wahrscheinlich nicht die erste feine Dame, die ihr Vergnügen im Bett von ’ner andren sucht.« Sie musterte Hester mit verkniffenen Augen und einem ganz neuen Ausdruck im Gesicht, der gar nicht mal so unfreundlich war. »Na, dann paß man bloß auf, damit du kein’ Ärger kriegst!« Ihr Griff lockerte sich noch mehr. »Was hast du denn herausgefunden?«
    Hester tat einen tiefen Atemzug. »Daß hier kaum einer vorbeikommt, und wenn doch, dann schaut er weder nach rechts noch nach links und würde wahrscheinlich auch keinen wiedererkennen, der dort im Finstern herumsteht – noch nicht einmal, wenn er ihn bemerkt hätte. Man hätte genügend Zeit, jemanden umzubringen und in den Schacht zu stopfen.«
    Dora grinste ebenso plötzlich wie bestürzend und zeigte einige schwarze Zähne dabei. »Da hast du recht! Also, dann paß mal auf dich auf! Sonst endest du womöglich noch genauso.« Ohne Warnung ließ sie los, stieß Hester mit einem kleinen Schubs von sich weg, drehte sich auf dem Absatz um und marschierte davon.
    Hesters Knie waren so weich, daß sie fast unter ihr nachgaben; also ließ sie sich zu Boden sinken, den sie hart und kalt unter sich spürte, und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. Sie mußte ganz schön lächerlich aussehen! Jeder, der hier vorbeikam, würde sie für betrunken halten. Keiner würde auf die Idee kommen, daß sie vor Erleichterung in die Knie gegangen war! Sie blieb noch einige Augenblicke so, bevor sie sich wieder aufraffte; sie hielt sich am Geländer fest und schluckte schwer, bevor sie sich auf den Weg machte.
    Monk explodierte vor Zorn, als sie ihm in seiner Wohnung davon erzählte. Sein Gesicht war weiß, die Augen schmal, die Lippen zu einem Strich gezogen. »Sie dumme Kreatur, Sie!« sagte er mit harter, tiefer Stimme. »Sie törichte, gefährliche, spatzenhirnige Idiotin! Callandra sagte, Sie wären müde, aber sie sagte nichts davon, daß Sie Ihr bißchen Verstand verloren hätten!« Er funkelte sie an. »Es hat wohl keinen Sinn, Sie zu fragen, was Sie sich dabei gedacht haben! Weil Sie offensichtlich nicht denken! Jetzt muß ich auch noch auf Sie aufpassen wie auf ein kleines Kind – ein kleines Kind, und ein unvernünftiges obendrein.«
    Sie hatte schreckliche Angst ausgestanden, aber da sie nun wieder hinlänglich sicher war, konnte sie auch ihrem Zorn freien Lauf lassen. »Es ist mir ja nichts passiert«, sagte sie eisig. »Sie haben mich schließlich gebeten dort zu arbeiten.«
    »Callandra hat Sie gebeten!« unterbrach er sie und verzog den Mund zu einem Lächeln.
    »Wenn Sie meinen«, sagte sie rasch mit einem harten, verkniffenen Lächeln, das dem seinen in nichts nachstand.
    »Callandra hat mich gebeten, für Sie an Informationen heranzukommen, die Sie selbst nicht herausfinden könnten.«
    »Von denen sie dachte, ich könnte sie nicht selbst herausfinden! « korrigierte er sie ein weiteres Mal. Sie hob die Brauen, so hoch es ging. »Oh, sollte sie sich etwa geirrt haben? Ich sehe nicht wie! Ich habe Sie weder in den Korridoren noch auf den Stationen noch im Operationssaal gesehen. Oder waren Sie vielleicht der Operationsassistent, der gestern über den Koteimer gestolpert ist – gut verkleidet?«
    Seine Augen leuchteten belustigt auf, aber er weigerte sich, dem Gefühl nachzugeben. »Ich riskiere mein Leben nicht auf so idiotische Weise wie Sie!« sagte er kalt.
    »Natürlich nicht«, pflichtete sie ihm bei und hätte gute Lust gehabt, ihm eine zu langen, um ihn körperlich reagieren zu sehen, ihn unmittelbarer zu treffen als mit Worten, egal wie beißend ihr Sarkasmus auch sein mochte. Aber ihr Selbsterhaltungstrieb zügelte sie. »Ja, Sie gehen immer auf Nummer Sicher, Sie gehen nicht das geringste Risiko ein«, fuhr sie fort. »Sich nur nicht in Gefahr begeben! Pfeif darauf, wenn nichts dabei rauskommt! Was für ein Jammer, daß sie den Falschen gehängt haben, aber wenigstens ist uns nichts passiert. Ich habe schon gemerkt, daß das Ihre Philosophie ist.«
    Wäre er nicht so aufgebracht gewesen, hätte er auf so etwas gar nicht reagiert, aber er kochte noch immer vor Zorn. »Ich gehe Risiken ein, wenn es nötig ist! Nicht wenn es dumm ist! Und ich überlege zuerst, was ich tue!«
    Diesmal lachte sie laut auf, sie brüllte geradezu vor Lachen, und das auf eine unwürdige, höchst undamenhafte Art. Es war wunderbar. Die ganze

Weitere Kostenlose Bücher