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Im Schatten der Gerechtigkeit

Im Schatten der Gerechtigkeit

Titel: Im Schatten der Gerechtigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Krankengeschichten noch weitere Passagen dieser Art: voll aufgeregter Hoffnung, voller Hinweise auf künftiges Glück und die Erfüllung ihrer Träume.
    Er hat die Macht, mich zur glücklichsten Frau der Welt zu machen! Ich weiß, das hört sich absurd an, unmöglich, und ich weiß, du würdest des Mahnens und Warnens nicht müde. Aber wenn sich alles erfüllt! Und er könnte dafür sorgen, Faith – er könnte! Es ist immerhin nicht unmöglich. Ich habe gesucht und überlegt, aber ich habe kein Gesetz gefunden, das nicht zu bekämpfen oder zu umgehen wäre. Bete für mich, meine liebe Schwester. Bete für mich!
    Und dann, nur eine Woche vor ihrem Tod, änderte sich schlagartig der Ton.
    Sir Herbert hat mich verraten! Zuerst konnte ich es kaum glauben! Ich ging zu ihm, voller Hoffnung – und. Dummkopf, der ich war, voller Vertrauen! Er lachte mich aus und sagte mir, es sei völlig unmöglich und würde es auch bleiben!
    Wie eine Ohrfeige traf mich die Erkenntnis, daß er mich nur benutzt hat. Er hat nie die Absicht gehabt, sein Wort zu halten.
    Aber ich habe Mittel und Wege, ihn dazu zu zwingen! Ich werde ihm keine Wahl lassen! Ich hasse Gewalt – ich v erabscheue sie zutiefst! Aber was bleibt mir anderes übrig!
    Ich werde nicht aufgeben – nie und nimmer! Ich habe die Waffen, und ich werde sie einsetzen!
    War es das gewesen? Sie hatte ihm gedroht, und er hatte mit seiner eigenen Waffe zurückgeschlagen – mit Mord?
    Faith Barber hatte recht: Diese Briefe genügten, um Sir Herbert den Prozeß zu machen! Und höchstwahrscheinlich sogar, ihn zu hängen.
    Er entschloß sich, die Briefe am nächsten Morgen Runcorn zu bringen.
    Es war noch nicht einmal acht, als Monk die Briefe in die Tasche packte und einen Hansom zur Polizeiwache nahm. Er stieg aus, bezahlte den Fahrer und stieg die Treppe hinauf. Er genoß jeden Augenblick: Die Luft war bereits warm, rund um ihn war Lärm, Hufe klapperten über das Pflaster, Räder ratterten über die Steine; noch nicht einmal der Geruch von Gemüse und Fisch, Unrat und altem Roßdung konnte ihm heute etwas anhaben.
    »Guten Tag!« sagte er bester Laune zum Sergeanten vom Dienst, auf dessen Miene er zuerst Überraschung, dann Besorgnis feststellte.
    »Morgen, Sir«, sagte er, kniff aber dabei mißtrauisch die Augen zusammen. »Was kann ich für Sie tun, Mr. Monk?«
    Monk zeigte ihm lächelnd die Zähne. »Ich würde gern Mr. Runcorn sprechen, wenn’s recht ist? Ich habe wichtiges Material im Zusammenhang mit dem Mord an Prudence Barrymore.«
    »Ja, Sir. Und das wäre?«
    »Vertraulich, Sergeant, da es eine sehr wichtige Persönlichkeit betrifft. Würden Sie Mr. Runcorn bitte Bescheid sagen?«
    Der Sergeant überlegte einen Augenblick und musterte Monk. Eine Flut von Erinnerungen bestürmte ihn, das war ihm deutlich anzusehen; die alten Ängste vor einer ebenso flinken wie unbarmherzigen Zunge. Er kam zu dem Schluß, daß er Monk noch immer mehr fürchtete als Runcorn.
    »Jawohl, Mr. Monk. Ich gehe ihn mal fragen.« Dann fiel ihm ein, daß Monk nichts mehr darstellte. Er lächelte zögernd. »Aber ich kann nicht versprechen, daß er Zeit für Sie hat!«
    »Sagen Sie ihm, es genügt für eine Verhaftung«, fügte Monk mit tiefster Genugtuung hinzu. »Ich kann damit auch woanders hingehen, falls ihm das lieber ist?«
    »Nicht doch, Sir. Ich frage ihn.« Und langsam, um ja keine ehrerbietige Hast an den Tag zu legen, geschweige denn etwas, was ihm als Gehorsam ausgelegt werden könnte, verließ er seinen Posten und ging zur Treppe.
    Er war einige Minuten verschwunden und kam dann mit fast ausdrucksloser Miene zurück. »Ja, Sir, wenn Sie hinaufgehen würden, Mr. Runcorn empfängt Sie sofort.«
    »Ich danke Ihnen«, sagte Monk mit übertriebener Freundlichkeit. Dann ging er die Treppe hinauf und klopfte an Runcorns Tür. Jetzt bestürmten auch ihn eine Menge Erinnerungen an die zahllosen Male, die er hier gestanden hatte, mit den verschiedensten Erkenntnissen oder keinen.
    Er überlegte, was Runcorn wohl denken mochte, ob wenigstens eine Spur Nervosität in ihm war, Erinnerungen an alte Zusammenstöße, Siege und Niederlagen. Oder fühlte er sich jetzt, wo Monk nicht mehr im Amt war, so sicher, daß er jede Konfrontation zu gewinnen glaubte?
    »Kommen Sie herein.« Runcorns Stimme war kräftig und voller Erwartung. Monk öffnete und trat lächelnd ein.
    Runcorn lehnte sich etwas zurück und starrte Monk mit kühler Zuversicht an.
    »Guten Morgen«, sagte Monk lässig, die Hände in

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