Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten der Gerechtigkeit

Im Schatten der Gerechtigkeit

Titel: Im Schatten der Gerechtigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
Vom Netzwerk:
Es ist nur so, daß ich ausgesprochen klar überlegen muß, bevor ich Ihnen weiterzumachen gestatte. Es wäre leichtsinnig, weiterzumachen und damit noch mehr Schaden anzurichten, nur weil mir an dieser Angelegenheit gar so viel liegt.«
    »Ich hatte mir vorgestellt zu sagen, in Ihrem Garten sei, sehr zu Ihrem Unwillen, ein kleiner Schaden angerichtet worden«, sagte Monk. »Einige zertretene Pflanzen und, falls Sie welche haben, einige zerbrochene Scheiben auf Ihrem Frühbeet. Ich werde fragen, ob die Gärtner vielleicht Jungs beim Spielen gesehen hätten, die unerlaubterweise herübergeklettert seien und den Schaden angerichtet haben könnten. Das wird wohl schwerlich einen Skandal oder unziemliche Spekulationen auslösen.«
    Erstaunen huschte über ihr Gesicht; dann stellte sich die Erleichterung ein. »Oh, was für eine ausgezeichnete Idee!« sagte sie, gleich Feuer und Flamme. »Darauf wäre ich nie gekommen! Es hört sich so einfach und alltäglich an. Ich danke Ihnen, Mr. Monk, ich bin wirklich beruhigt.«
    Er konnte nicht umhin, zu lächeln. »Ich bin froh, daß Sie zufrieden sind. Aber mit Ihrem eigenen Gärtner wird das wohl nicht so einfach.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil er weiß, daß das Frühbeet nicht zu Bruch gegangen ist«, antwortete er. »Ich nehme lieber das eines Nachbarn und hoffe, daß man nicht in der ganzen Straße darüber tratscht.«
    »Oh!« Aber sie stieß ein kurzes Lachen aus; der Gedanke schien sie eher zu belustigen, als ihr Sorgen zu machen.
    »Möchten Sie heute mit Rodwell sprechen? Er ist im Augenblick hinten im Garten.«
    »Ja, danke. Das wäre eine gute Gelegenheit.« Und ohne weitere Diskussion führte sie ihn zur Seitentür hinaus in den Baumgarten, wo sie ihn sich selbst überließ. Er fand den Gärtner auf den Knien, beim Unkrautjäten an der Rabatte.
    »Guten Morgen, Rodwell«, sagte Monk freundlich und stellte sich neben ihn.
    »Morgen, Sir«, antwortete Rodwell, ohne aufzublicken. »Mrs. Penrose hat mir gestattet, mit Ihnen über einige Schäden zu sprechen, die hier in der Gegend angerichtet wurden. Könnte ja sein, daß Sie irgendwelche Fremden gesehen haben«, fuhr Monk fort.
    »Ach ja?« Rodwell ging in die Hocke und betrachtete Monk neugierig. »Was für Schäden sollen das denn sein, Sir?«
    »Frühbeete, zertretene Pflanzen und dergleichen.« Rodwell schürzte die Lippen. »Nein, also ich kann nicht sagen, daß ich hier einen Fremden gesehen hätte. Hört sich ganz nach Jungs an, wenn Sie mich fragen – ist höchstwahrscheinlich beim Spielen passiert«, meinte er ächzend. »Da wirft einer einen Ball, Kricket, na Sie wissen ja selber. So was passiert eher aus Übermut, würd’ ich sagen, als aus Bosheit.«
    »Vermutlich«, pflichtete Monk ihm mit einem Nicken bei.
    »Aber es ist nicht gerade ein angenehmer Gedanke, daß ein Fremder herumlungert und mutwillig Schaden anrichtet, und wenn er noch so gering sein mag.«
    »Mrs. Penrose hat mir gar nichts davon gesagt!« Rodwell verzog das Gesicht und spähte Monk zweifelnd an.
    »Hat sie auch keinen Grund dazu«, meinte Monk kopfschüttelnd. »In ihrem Garten ist wahrscheinlich nichts kaputtgegangen.«
    »Nein – nicht das Geringste… Na ja, ein paar Blumen, schon, ja, drüben am Westmäuerchen. Aber das hätte weiß Gott was sein können!«
    »Dann haben Sie also die letzten beiden Wochen über keinen hier herumlungern sehen? Sind Sie sicher?«
    »Nicht einen«, sagte Rodwell mit absoluter Sicherheit. »Den hätt’ ich so was von flott verscheucht, hätt’ ich den. Ich kann Fremde im Garten nicht haben. Da geht immer mal was zu Bruch, ganz wie Sie sagen.«
    »Na schön, dann danke ich Ihnen für Ihre Geduld, Rodwell.«
    »Keine Ursache, Sir.« Damit rückte der Gärtner seine Mütze zurecht und machte sich wieder über sein Unkraut her.
    Als nächstes stattete Monk der Nummer sechzehn einen Besuch ab und fragte nach der Dame des Hauses. Das Dienstmädchen kam nach knapp zehn Minuten zurück, um ihn in ein kleines, aber ausgesprochen ansprechendes Arbeitszimmer zu führen, wo hinter einem Rosenholzschreibtisch eine nun wirklich ältere Dame saß, der gleich ein ganzer Strang Perlenketten auf den Busen hing. Sie sah Monk neugierig an, bevor sie sich eingehender und mit beträchtlichem Interesse seinem Gesicht widmete. Monk schätzte sie auf wenigstens neunzig Jahre.
    »Nun denn«, sagte sie befriedigt. »Ein ziemlich merkwürdiger junger Mann, der sich nach gebrochenen Scheiben im Garten erkundigt.« Sie musterte ihn

Weitere Kostenlose Bücher