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Im Schatten der Giganten: Roman

Im Schatten der Giganten: Roman

Titel: Im Schatten der Giganten: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Tallerman , Andreas Brandhorst
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behaupteten etwas anderes. Ihr Blick war auf den Boden tief unten gerichtet. Sekunden verstrichen, und obwohl der Verstand auf dem Fallen beharrte, kam der Boden nicht näher.
    Die schreckliche Tiefe verschwand aus meinem Blickfeld, und der Weg kehrte zurück, aber ich konnte es noch immer nicht glauben. Etwas zog an meinem rechten Bein. Seit wann gehörte ein Ziehen am Bein zu einem Sturz in tiefe Leere? Ich blickte zur Seite. Dort stand Estrada, eine Hand an meinem Knie. Neben ihr schnaufte Salzleck vor Anstrengung.
    »Was ist passiert?«, brachte ich mühsam hervor.
    »Salzleck hat dich festgehalten.«
    »Mich?«
    »Dein Pferd.«
    »So stark ist niemand.«
    Estrada rang sich ein Lächeln ab. »Salzleck schon.«
    Nach diesem Zwischenfall gaben wir das Reiten auf. Schiefersplitter bedeckten den Weg, und der geringste Druck genügte, um sie ins Rutschen zu bringen. Die Rösser zu führen, war nur ein wenig sicherer, aber es beruhigte die Tiere wenigstens. Killer hatte eine Art Nervenzusammenbruch erlitten und war ohne meine feste Hand zu nichts mehr bereit. Ich hielt die Zügel straff und versuchte, ihn mit Lügen aufzumuntern. »Wir haben den See aus Zucker fast erreicht, Killer«, sagte ich. »Keine Sorge, dein Stall befindet sich hinter der nächsten Kurve.«
    Der Zwischenfall hatte uns nur eine Minute gekostet, aber es war trotzdem wertvolle Zeit. Wenn Moaradrids Männer besser zurechtkamen, wenn ihre Pferde mit derartigem Terrain vertrauter waren, so mussten wir damit rechnen, dass sie uns bis zum Einbruch der Nacht erreichten.
    Um nicht dauernd daran zu denken, konzentrierte ich mich auf meine Schritte und das eher einseitige Gespräch mit Killer. Beides verlief nicht so glatt, wie ich es mir wünschte. Ich kam nicht fünf Meter weiter, ohne mindestens einmal auszurutschen, und die Anzahl absurder Versprechen, die man einem Pferd machen konnte, erschien mir begrenzt. Das Reiten hatte mich bereits ziemlich mitgenommen, und mein Körper beschwerte sich bei jedem Schritt. Die Beine schienen immer weicher zu werden. Schwindel erfasste mich, wenn ich an den Moment des Sturzes in die Tiefe dachte. Als wenn das alles noch nicht genug wäre, schwand allmählich das Licht. Die heranrückende Nacht spielte meinen Augen Streiche und brachte bittere Kälte.
    Ich hatte mich schon halb davon überzeugt, dass der schmale Weg so dicht am Abgrund nie enden würde, und deshalb war ich überrascht, als er doch ein Ende fand. Der vorn gehende Salzleck verschwand plötzlich, wie vom Berg verschluckt. Den schmalen Einschnitt bemerkte ich erst, als Estrada dem Riesen folgte. Es war ein weit nach oben reichender Riss in der Flanke des Berges und schien ziemlich eng zu sein, was mir tiefes Unbehagen bescherte.
    Müdigkeit nahm mir die letzten Reste meines Mutes. Einige Sekunden lang dachte ich allen Ernstes daran, den Riesen-Stein auf dem Weg liegen zu lassen, in der Hoffnung, dass ihn einer von Moaradrids Männern fand – oder vielleicht darüber stolperte und sich das Genick brach.
    »Beeil dich!«, rief Estrada. »Hier drin sind wir vor dem Wind geschützt.«
    »Komm, Killer«, murmelte ich. »Es ist nicht mehr weit bis zu einem magischen Schloss aus Heu.«
    Der erste Eindruck täuschte, wie ich feststellte, denn hinter der Spalte war es nicht so eng, wie ich dachte. Ein breiter Hohlraum erwartete mich, begrenzt von zwei leicht gewölbten Wänden, die sich weit oben fast berührten. Es war wie ein Zelt aus Felsgestein, und wie Estrada gesagt hatte: Hier gab es keinen Wind. Die Luft erschien mir plötzlich viel wärmer.
    Salzleck stand in der Düsternis am anderen Ende. Hinter ihm wurde die Spalte schmaler, und es ging ziemlich steil nach oben. Das musste der nächste Abschnitt des Weges sein, obwohl er noch weniger nach einem Weg aussah als der, der uns hierher gebracht hatte. Die Vorstellung, dort weiterzuklettern, verwandelte meine Beine in Wackelpudding, von den Oberschenkeln bis zu den Zehen. Der noch rationale Teil meines Gehirns erinnerte mich daran, dass Moaradrids Männer vermutlich nur eine Stunde hinter uns waren. Dass ich mich nicht darum scherte, zeigte deutlich, wie es um mich stand.
    »Wir müssen die Pferde hierlassen«, sagte Estrada.
    Ich sollte Killer zurücklassen? Meinte sie das ernst? »Sie können nicht allein den Berg hinunter.«
    »Natürlich nicht. Aber wir können sie nicht weiter mitnehmen. Wenn wir es schaffen, kehren wir später zu ihnen zurück.«
    »Und wenn nicht?«
    Estrada seufzte. »Das wird

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