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Im Schatten der Giganten: Roman

Im Schatten der Giganten: Roman

Titel: Im Schatten der Giganten: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Tallerman , Andreas Brandhorst
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waren, seit die Männer mein Schicksal beschlossen hatten.
    »Er ist wach«, meinte der kleinste Bursche, der mit der Vorliebe für das Durchschneiden von Kehlen.
    »Stimmt«, bestätigte ich, die Worte ein wenig undeutlich wegen der Schlinge an meinem Hals. »Können wir jetzt bitte fortfahren? Es ist schon recht kühl geworden; ich fürchte, uns steht eine kalte Nacht bevor.«
    Ich hatte gehofft, es würde mutig klingen. Aber wahrscheinlich hielten die Männer meine kühnen Worte für ängstliches Geschwafel.
    »Er hat recht«, sagte der Größte. »Wer will hier schon in der Kälte herumstehen? Bringen wir es hinter uns.« Er wandte seine Aufmerksamkeit mir zu. »Wie heißt du eigentlich?«
    »Damasco«, sagte ich, schon zum dritten Mal. »Easie Damasco. Denk daran, wenn meine sieben Brüder in der Nacht kommen, um mich zu rächen.«
    »Möchtest du einige letzte Worte sprechen, Damasco?«, fragte der Mann. »Bleib anständig, dann sind wir vielleicht so freundlich und ziehen an deinen Beinen.«
    »Ich möchte nur noch einmal daran erinnern, dass ich vollkommen unschuldig bin. Ihr wollt das vielleicht nicht erkennen, aber die Götter sehen es, seid gewiss. Gerechtigkeit wird euch widerfahren, in dieser oder einer anderen Welt.«
    »Ha! Leb wohl, Damasco.«
    Es gab noch andere Dinge, die ich sagen sollte, und sie erschienen mir sehr wichtig. Doch der Mann hob die Hand und winkte jemandem hinter mir zu. Ich hörte das Zischen einer Peitsche, das Pferd wieherte, und plötzlich gab es nur noch Luft zwischen mir und dem Boden.
    Ich versuchte, nach der Schlinge zu greifen, aber das klappte natürlich nicht, weil mir die Hände auf den Rücken gebunden waren. Eine Schulter knackte drohend, und ich gab den Versuch auf. Zum ersten Mal fühlte ich Panik nahen. Ich trat mit den Beinen, als könnte ich den Abstand zwischen meinen Füßen und dem Boden auf diese Weise verringern. Ich wollte schreien, brachte aber nur ein gurgelndes Geräusch hervor. Der Schmerz im Hals war unglaublich. Er dehnte sich aus, erfasste die Gliedmaßen und nahm ihnen die Kraft. Ich zappelte noch immer, denn tief in mir wusste ich: Wenn ich mich nicht mehr bewegte, kam der Tod. Doch mit jedem verstreichenden Augenblick wurde ich schwächer.
    »Was macht ihr da?«
    Über mir riss etwas entzwei, und einen Moment später, wie durch ein Wunder, fiel ich ins hohe Gras. Es war eine ziemlich harte Landung, zum Glück mit den Füßen zuerst, und dann kippte ich zur Seite. Ich biss die Zähne zusammen und bemühte mich, wieder auf die Beine zu kommen. Überrascht stellte ich fest, dass ich irgendwann die Augen geschlossen hatte, und jetzt öffnete ich sie wieder und sah in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war.
    Reiter boten sich meinen Blicken dar, vielleicht ein Dutzend, und alle ähnlich gekleidet, aber der Mann, der eben gesprochen hatte, stach aus ihnen hervor wie ein Falke aus einer Gruppe von Spatzen. In physischer Hinsicht gab es nur wenig, das ihn von den anderen unterschied: Sein Pferd war eine Handbreit oder zwei größer, Umhang und Rüstung wirkten erlesener, selbst ohne Zierrat. Seine Haut erschien mir ein ganzes Stück dunkler als mein eigener olivfarbener Teint; Haar und Bart wiesen von Wicklern aus Draht geschaffene Locken auf. Das Gesicht des Mannes war kantig und scharf geschnitten. Eine eindrucksvolle Gestalt, zweifellos, aber nicht außergewöhnlich für einen Nordländer. Etwas anderes, weniger Greifbares wies mich darauf hin, dass dieser Mann der Kriegsherr Moaradrid von Schoan war: seine Haltung, die Art und Weise, wie uns seine dunklen Augen musterten, die Intensität selbst seiner kleinsten Gesten. Eine Wolke der Autorität umgab ihn.
    Das einzige andere Zeichen seines Ranges bestand aus dem Respekt seiner Leibwächter. Einer hielt noch den Bogen erhoben, und die Richtung, in die er zeigte … Jener Pfeil war es gewesen, der den Strick meiner Schlinge am Ast getroffen und zertrennt hatte. Die drei Fischer waren auf die Knie gesunken und verbeugten sich so tief, dass ihre Stirn den Boden berührte. Ich hielt es für besser, ihrem Beispiel zu folgen.
    »Vergeuden wir Männer?«, fragte Moaradrid.
    Jede Silbe hatte Gewicht. Alle zusammen hörten sich nach einem Bergsturz an.
    »Euer Majestät, Herr …«
    »Vergeuden wir taugliche Männer?«
    »Nein, Herr, aber wir haben ihn dabei erwischt, wie er vom Tross stahl …«
    »Es zeigt, dass er mit Händen und Füßen umzugehen weiß.«
    »Ja, Herr, aber …«
    »Du«, wandte

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