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Im Schatten der Königin: Roman

Im Schatten der Königin: Roman

Titel: Im Schatten der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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behaupten konnte, sie seien von der Königin persönlich zu ihrem Geburtstag eingeladen worden. Ich bin alles andere als ein Kostverächter, aber ich würde nie eine Frau wollen, die nicht selbst für sich entschieden hat, wofür sie es tut, und der Befehl ihrer Herrschaft, den Rock hochzuschlagen und mit dem nackten Hintern zu wackeln, gehörte für mich nicht dazu. Das Fass zum Überlaufen brachte die für ihre Arroganz bekannte Lady Barrin, die – nach zwei zurückgewiesenen Dienstmädchen – mit ihrem Mann persönlich für eine Einladung bei mir vorsprach.
    »Es tut mir leid, aber in dieser Angelegenheit kann ich Euch nicht behilflich sein«, versuchte ich die Unterredung abzukürzen, kaum dass sie begonnen hatte. Daran war eigentlich nichts missverständlich.
    Lady Barrin jedoch wollte mich nicht verstehen. Wortlos, aber ohne jeden Versuch, es vor mir zu verheimlichen, fragte sie ihren Mann mit den Augen, wie weit sie gehen solle. Er gab ihr seine Antwort, indem er sich ebenso wortlos aus dem Zimmer verabschiedete. Wenige Augenblicke später schaute ich fassungslos auf die vom Mieder hochgeschobenen Brüste der vor mir knienden Frau, sah den Kopf, der sich meinem Hosenlatz näherte, und fühlte mich nicht angeregt, sondern angeekelt von all diesen Menschen bei Hof. Ich könnte jetzt daheim bei Margery und den Kindern sein, dachte ich plötzlich, und der Gedanke ließ mich in den nächsten Wochen nicht mehr los.
    Robin und die Dudleys konnten eigentlich nicht mehr höher steigen. Für ein ausreichendes Einkommen aus den von mir verwalteten Gütern hatte ich gesorgt; mein Versprechen, ihm in der Not beizustehen, war erfüllt, und es würde nicht so schwer sein, einen Nachfolger für mich zu finden. Wollte ich denn wirklich enden wie mein Vater, dessen höchster Anspruch auf Ruhm gewesen war, mit den Dudleys verwandt zu sein, auch wenn er das in Zeiten der Verdammung schnell wieder vergaß? Ich hatte einmal aus eigenen Kräften etwas darstellen wollen; was hinderte mich daran, es nun endlich zu tun, nach Kidderminster zurückzukehren und nur noch nach London zu kommen, wenn das Parlament tagte? Ich war nicht mehr der Jüngste, und wenn ich es jetzt nicht tat, dann würde es zu spät sein.
    Nachdem sich derlei Überlegungen in mir festgesetzt hatten, wurde ich sie nicht mehr los. Ich ließ den Geburtstag der Königin verstreichen, an dem Robin ohnehin keine Minute für eine ruhige Unterredung hatte, aber am Sonntag danach schien mir der geeignete Zeitpunkt gekommen, um mit ihm über meine Pläne zu sprechen. Bis er den Mund öffnete und jenen einfachen Satz sagte, der meine Welt ein weiteres Mal aus den Fugen hob.
    Ganz gleich, auf welche Art Amy gestorben war, ich sah in jenem ersten Moment nur zwei mögliche Konsequenzen aus ihrem Tod für Robin Dudley, und damit auch für mich und die Meinen: die höchste aller Ehren, eine Krone, oder ein erneuter Sturz in die Tiefe, diesmal für immer. In einem wie dem anderen Fall sah ich für mich nur Unglück. Robin war bereits jetzt der meistgehasste Mann unter den Adligen bei Hofe, auch wenn man ihn bisher nur für einen möglichen Bräutigam hielt, für ein Hindernis, das einer anderen Ehe im Wege stand. Wenn die Königin ihn tatsächlich heiratete, würde das die Ehe zwischen ihrer Schwester Mary und Philipp von Spanien, die zwei Rebellionen im Land provoziert hatte, im Vergleich beliebt aussehen lassen. Es mochte sehr wohl sein, dass sich der Adel hinter eine ihrer Basen stellte, die Schwestern Grey oder die Königin der Schotten, und dass wir uns alle im Tower und bald tot wiederfanden.
    Wenn die Königin Robin aber nicht heiratete, sondern fallenließ, eben weil jeder, aber auch jeder glauben würde, dass Amy keines natürlichen Todes gestorben war, dann war alles dahin, was wir seit jenem Tag im französischen Schlamm gewonnen hatten. Meine Kinder würden in Armut aufwachsen, und ich würde gewiss nicht im Bett sterben.
    Natürlich sagte ich nichts dergleichen laut. Es war auch nicht nötig, denn Robin sprach gleich weiter.
    »Die Nachricht, die ich aus Cumnor erhalten habe – es steht nur darin, dass sie die Treppe hinuntergestürzt ist. Sonst nichts.« Er sah mich ernst an. »Vetter Blount, ich weiß genau, was die Welt jetzt sagen wird, und du weißt es auch. Ich bitte dich, brich umgehend nach Cumnor auf und finde heraus, was geschehen ist. Ich brauche etwas, was ich dem Gerede entgegensetzen kann. Es wird bestimmt eine offizielle Untersuchung geben, aber du

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