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Im Schatten der Königin: Roman

Im Schatten der Königin: Roman

Titel: Im Schatten der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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durch den Tod seines Vaters allen Rang verloren hatte und wir gleichgestellt waren: »Ihr seid einer der Meinen … my lord. Wie kann ich in Frieden leben, solange Ihr das nicht tut?« Ich musste einmal schlucken und fügte schnell hinzu: »Außerdem, wenn ich in Worcestershire sitze, während Ihr bei Hofe ein großer Mann seid, werde ich keinen Frieden haben, sondern nichts als Ärger in mir spüren, weil ich das verpasse.«
    »Danke für dein Vertrauen, Vetter«, sagte Robin. Dann legte er seinen Kopf auf den schmutzigen Holztisch einer miserablen französischen Schenke und weinte um seine toten Brüder, um seinen Vater, seine Mutter, und ich weinte mit ihm.

    Robin und ich sprachen später nie mehr über das, was an jenem Abend passiert war. Aber von diesem Zeitpunkt an ging es tatsächlich bergauf, in kleinen Schritten, zugegeben, aber immer bergauf. Weder er noch Ambrose noch ich selbst wurden in Frankreich verwundet, was auch daran lag, dass Robin und ich unser Talent dafür entdeckten, einander den Rücken zu decken. Als wir das nächste Mal in ein Hurenhaus gingen, war es nicht, um Vergessen vor Trauer und Entsetzen zu suchen, sondern, um zu feiern, dass Königin Mary uns wegen des Dienstes in Frankreich von begnadigten Verrätern wieder zu freien Männern von Rang erhoben hatte. Die französische Dirne, die wir dort trafen, ist mir nicht nur in Erinnerung geblieben, weil sie wirklich hinreißend aussah, sondern auch, weil sie von Robin zu mir schaute und dreist erklärte, wir sollten doch gleich zu zweit zu ihr kommen, denn englische Männer hätten nun einmal einzeln nicht die Ausdauer für eine Frau wie sie. Zuerst war ich gekränkt und drauf und dran, auf dem Absatz kehrtzumachen, aber Robin brach in Gelächter aus. »Sie hat recht, Thomas, sie hat recht«, stieß er zwischen zwei Salven hervor, und erst als ich mich anstecken ließ, wurde mir bewusst, wie lange es her war, dass einer von uns beiden über sich selbst hatte lachen können.

Kapitel 2
    1557
    N ach unserer Rückkehr nach England starb der alte Robsart, der Vater von Robins Gemahlin Amy, und da dieser sich nicht an John Dudleys Umtrieben beteiligt und mein Vetter sich gerade erst Königin Marys Begnadigung verdient hatte, wurde Robin erlaubt, die Robsart-Güter in Norfolk zu übernehmen. Nur noch selten hörte ich, wie ihn jemand außerhalb der Familie mit seinem Jungennamen ansprach; stattdessen wurde der neue Aufstieg des Robert Dudley mit gespannter Erwartung und der typischen Mischung aus Missgunst und berechnender Freundlichkeit beobachtet. Für mich als seinen neuen Verwalter bedeuteten die Ländereien eine Menge Arbeit und eine Menge Herumreisen, aber auch sichere Einkünfte.
    Recht schnell bedeutete es auch einen Streit, denn Robin setzte sich in den Kopf, etwas von seinem neuen Land zu verkaufen, und wollte mir zunächst nicht sagen, wofür das Geld bestimmt war: »Du musst darüber nur eins wissen, Vetter«, sagte er. »Die Erlöse werden nicht für die anderen Güter zur Verfügung stehen.« Seine Gemahlin glaubte mir meine Unwissenheit nicht, befahl mir, ihr die Wahrheit zu sagen, und war mehr als verärgert, als ich darauf beharrte, nichts über den geplanten Verwendungszweck des Geldes zu wissen. Amy war meist fröhlichen Gemüts, aber wenn der Ärger sie packte, dann ließ sie es jeden in ihrer Umgebung spüren. Schließlich teilte Robin ihr und mir die Wahrheit mit; ich glaube heute noch, dass er mich dabeihaben wollte, um einen Ehestreit in Grenzen zu halten. Der alte Robsart mochte kein hochadliger Herr gewesen sein, aber er hatte seiner Tochter eine gute Erziehung ermöglicht, und ehelicher Zwist vor Dritten ziemte sich nicht, das wusste sie.
    »Das Geld ist für die Prinzessin Elizabeth bestimmt«, sagte Robin zu Amy, und sie runzelte die Stirn. Auch mir wurde flau im Magen. Die Prinzessin war eine mögliche Thronfolgerin, gewiss, und da es immer unwahrscheinlicher wurde, dass Königin Mary, ihre Schwester, je ein Kind gebären würde, konnte man durchaus auf ihre Thronbesteigung setzen. Königin Mary und Prinzessin Elizabeth waren die letzten lebenden Tudors; es gab sonst niemanden mehr, der einen direkten Anspruch auf die Krone vorweisen konnte. Henry hatte in seinem Testament zwar verfügt, dass ihre Base Jane Grey die nächste Erbin nach seinen eigenen Kindern werden sollte, doch nachdem sie von John Dudley widerrechtlich für neun Tage zur Königin gemacht worden war, hatte Mary sie hinrichten lassen. Auch die

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