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Im Schatten der Leidenschaft

Titel: Im Schatten der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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wie?« Jasper starrte mißmutig in den rubinroten Inhalt seines Glases. »Irgendwie glaube ich nicht, daß sie mir entkommen wäre, mit oder ohne Maid Marion.«
    »Aber Sie waren nicht dabei.« Er ging ein großes Risiko ein, aber nur so konnte er Erfolg haben.
    »Nein.« Jasper lehnte sich zurück. »Aus dem einfachen Grund, mein lieber Stiefsohn, weil Chloe mit mir freiwillig nirgendwohin gehen würde. Weiß der Himmel, warum sie mich nicht leiden kann ... so weit ich weiß, habe ich sie immer mit Glacehandschuhen angefaßt.«
    »Sie hat keine Angst vor Ihnen.«
    »Nein ... noch nicht«, stimmte ihm Jasper zu. »Aber das wird schon noch kommen, keine Sorge.« Er drehte sein Glas zwischen den Fingern, und sein Mund war nur noch eine schmale, böse Linie.
    »Also, was tun wir als nächstes?« Crispin wußte, daß er nicht mehr in Gefahr war.
    »Einschüchtern«, sagte Jasper. »Ich werde mich an Lattimer rächen, und meine kleine Schwester wird schon noch die Angst kennenIernen.«
    »Wie?« Crispin lehnte sich vor, und das Kerzenlicht fiel über sein scharfes Gesicht, so daß seine kleinen braunen Augen wie eifrige Stecknadelköpfe wirkten.
    »Ein bißchen Brandstiftung«, sagte Jasper leise. »Und ich glaube, eines von diesen lächerlichen Geschöpfen, die meine Schwester so liebt, muß dabei ein wenig leiden.«
    »Ahh.« Crispin lehnte sich wieder zurück. Er erinnerte sich an die beißende Bemerkung, die sie gemacht hatte, als er einen so unvorsichtigen Kommentar über ihren Klepper abgegeben hatte. Es würde außerordentlich befriedigend sein, die Beleidigung auf diese Weise zu rächen.
    Die nächsten zwei Tage ging Chloe ganz diskret vor. Sie machte beim Musikunterricht voller Begeisterung mit, warf aber dabei Hugo keine verführerischen Blick zu; und wann immer sie neben ihm stand oder saß, tat sie, als wäre sie sich seiner Nähe gar nicht bewußt. Wenn sie ihn berührte, dann so, als wenn es irrtümlich geschehen wäre. Aber sie spürte, daß Hugo auf jedes Streifen ihrer Hand und jede ihrer Bewegungen reagierte. Sie wußte, daß er sie beobachtete, wenn sie ganz in der Musik aufzugehen schien, und sie wußte auch, daß er sie meistens nicht mit dem nüchternen Blick des Lehrers oder Vormunds betrachtete. Und je öfter sie sich verhielt, als wisse sie von nichts, je mehr sie sich wie ein harmloses junges Mädchen gab, das sich nie mit ihm auf den Samtkissen des alten Sofas gewälzt hatte, desto lockerer ging er mit ihr um.
    Sie machten zusammen einen Inspektionsritt über sein Land, wobei Chloe ihr neues Pferd ritt, einen spritzigen, kastanienbraunen Wallach, der sie den Verlust von Maid Marion fast vergessen ließ. Hugo stellte fest, daß sie eine aufmerksame und intelligente Gesellschafterin war, während er der ermüdenden Aufgabe nachging, den Klagen seiner Pächter zuzuhören und sich mißvergnügt die heruntergekommenen kleinen Häuser anzusehen, die undichten Scheunendächer, die kaputten Zäune, und sich dabei verzweifelt überlegte, woher er das Geld bekommen könnte, die notwendigen Reparaturen vorzunehmen.
    Er saß nach ihrem Ritt noch bis spät in der Küche, während das schlafende Haus leise knackte. Sein Körper war müde, aber sein Geist fand wie immer keine Ruhe. Seine erste nüchterne Inspektion seiner Ländereien hatte ihn wirklich erschüttert. In den vergangenen Jahren hatte er zugelassen, daß sein ohnehin schon vernachlässigter Besitz völlig verkam, während er sich in mit Brandy betäubtem Selbstmitleid suhlte. Das war eine schmerzliche Erkenntnis, die ihn nicht zum Schlafen kommen ließ.
    Mehrmals wanderte sein Blick und seine Gedanken in Richtung Kellertreppe. Er konnte sich die Regale mit den staubbedeckten Flaschen Burgunder und Bordeaux, Madeira, Sherry und Brandy vorstellen. Es war ein herrlicher Weinkeller, den sein Vater und Großvater angelegt hatten. Er selbst hatte kaum etwas hinzugefügt ... Er war zu sehr damit beschäftigt gewesen, den Keller zu leeren.
    Seine Selbstvorwürfe hielten ihn eine halbe Stunde lang davon ab, in den Keller zu gehen. Dann war er auf den Beinen, die ihn unvermeidlich durch die Küche zu dem Haken neben der Kellertür führten, an dem der schwere Messingschlüssel hing. Er steckte den Schlüssel ins Schlüsselloch und drehte ihn um. Das Schloß knirschte, und die Tür öffnete sich mit einem klagenden Knarren. Die Steinstufen führten vor ihm ins Dunkel hinab. Der kühle Erdgeruch des Kellers, verbunden mit dem mostigen Weinaroma, traf

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