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Im Schatten der Leidenschaft

Titel: Im Schatten der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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wenn du möchtest.«
    »Du würdest mich unterrichten?« Ein berechnender Blick lag in ihren Augen, aber sie schaute in die Noten, und so konnte er es nicht sehen. Sie dachte daran, d?jß Musikstunden notwendigerweise noch öfters eine solche Nähe zwischen ihnen herbeiführen würden, und je näher sie sich kamen, desto eher würde sie in der Lage sein, seine unvernünftige Prüderie zu überwinden.
    »Wenn du Lust hast«, meinte er. »Du solltest es tun, weil du es gern tun möchtest. Und das bedeutet üben, weil du üben möchtest, und nicht, weil ich es dir sage.«
    »Wie lange würde ich denn jeden Tag üben müssen?« fragte sie vorsichtig.
    Hugo hob die Hände. »So lange, wie du für nötig hältst, um das zu erreichen, was du erreichen möchtest.«
    »Und wenn ich nicht das erreiche, was ich deiner Ansicht nach erreichen soll?«
    »Dann hören wir mit den Stunden auf, denn das bedeutet klarerweise, daß du nicht weitermachen willst.«
    »Ach so.« Sie runzelte die Stirn. »Wie gut hast du meine Mutter gekannt?«
    Das war eine berechtigte Frage, die er an irgendeinem Punkt erwartet hatte. Er ließ seine Stimme sachlich klingen. »Recht gut. Aber vor vielen Jahren.«
    »Warum hast du sie in letzter Zeit denn nicht mehr besucht? Du hast doch in der Nähe gelebt, und sie hatte keine Freunde. Aber sie muß dich für einen Freund gehalten haben, sonst hätte sie dich ja nicht zu meinem Vormund bestimmt.«
    Er hatte sich die Antwort auf diese Frage während seiner langen, schlaflosen Nächte bereitgelegt. »Sie hat sich nach dem Tod deines Vaters von der Welt zurückgezogen. Das weiß du doch selbst.«
    »Also wollte sie dich nicht mehr sehen?«
    »Ich glaube, sie wollte niemanden mehr sehen. Aber sie wußte, daß meine Freundschaft trotzdem erhalten bleiben würde.«
    »Ich verstehe.« Mit immer noch gerunzelter Stirn ging Chloe zum Fenster hinüber. Der Abendstern war aufgegangen und hing über dem Tal. »Dann müßtest du auch meinen Vater gekannt haben.«
    Er erstarrte. Ganz gleich, wie gut er sich vorbereitet hatte -plötzlich begann sein Herz zu rasen, und seine Handflächen wurden feucht. »Ich kannte ihn.«
    »Wie gut?«
    Es gab nur eine einzige ehrliche Antwort. »Sehr gut.«
    »Ich erinnere mich überhaupt nicht an ihn. Ich war drei, als er starb, da sollte man annehmen, daß ich irgendeine Erinnerung haben müßte ... irgend etwas, einen Geruch, einen undeutlichen Eindruck, würdest du nicht auch meinen?«
    Stephen hatte mit seiner Tochter nicht das geringste zu tun gehabt. Hugo bezweifelte, daß er sie in den drei Jahren öfter als ein paarmal zu Gesicht bekommen hatte. Er hatte einen Sohn, und der Sohn hatte einen Stiefsohn, nur die beiden waren für ihn von Bedeutung gewesen. Wenn Elizabeth ihm einen Sohn geboren hätte, wäre alles anders gekommen, da hätte der Vater schon in den ersten Monaten seinen Einfluß geltend gemacht. Ein Mädchen war für ihn deutlich weniger interessant gewesen als seine Jagdpferde.
    »Er war immer viel in London«, sagte Hugo.
    »Wie war er?«
    Böse... unvorstellbar böse... und zog jeden, der in seinen Einfluß geriet, mit in den Bann des Teufels.
    »Er sah ganz ähnlich aus wie Jasper. Ein hervorragender Reiter, ein kluger Mann, in der Gesellschaft sehr angesehen, weshalb er auch so viel Zeit in London verbrachte, glaube ich ... Er und deine Mutter hatten sich wohl einander entfremdet.«
    »Und dann starb er bei jenem Unfall«, sagte sie tonlos. »Ich bin erstaunt, daß ein hervorragender Reiter sich bei der Jagd den Hals gebrochen haben kann.«
    Das war die offizielle Version, durch die die Geheimnisse der Bruderschaft gewahrt blieben. Stephen Gresham war als Opfer eines Reitunfalls in der Familiengruft bestattet worden.
    »Das Abendessen ist fertig.« Samuel erschien in der offenen Tür.
    Erleichtert verließ Hugo mit seinem sofort abgelenkten Mündel die Bibliothek.

KAPITEL 13
    Crispin hatte seinen Stiefvater während des Abendessens beobachtet. Er sah ihm an, daß sein Zorn diesmal ungewöhnlich heftig war. Der morgendliche Besuch von Hugo Lattimer und Chloe hatte das Feuer in seiner nur dünn bedeckten Glut wieder entfacht. Als Crispin mit leeren Händen und den Abdrücken von Hugos Fingern am Hals zurückgekehrt war, hatte Jasper seine Wut über das Versagen seines Stiefsohns noch zurückgehalten. Jetzt fürchtete Crispin, daß seine Zurückhaltung von kurzer Dauer sein würde. Irgend jemand würde bezahlen müssen für das, was am Morgen zwischen Lattimer und

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