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Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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einfach zuhören, was die Jungs dort über ihre eigenen Erfahrungen zu berichten haben«, sagte ich.
    »Ich würd heut lieber drauf verzichten.«
    »Wie Sie wollen«, sagte ich. Ich sagte Bootsie, wo ich hinging, und lief hinaus zum Wagen. Das ganze pflaumenfarbene Himmelsgewölbe war von Horizont zu Horizont vom Zirpen der Grillen erfüllt. Dann hörte ich hinter mir Elrods Schritte im Laub und auf den Pecanschalen.
    »Wenn ich hier nur so rumsitze, lande ich am Ende doch in einer Kneipe«, sagte er und öffnete die Beifahrertür. Dann sagte er mit erhobenem Zeigefinger zu mir: »Aber eins muß ich Ihnen noch sagen, Dave. Werfen Sie mir nie wieder vor, daß ich Kelly nur als Alibi vorschiebe. Denn wenn Sie’s machen, schlage ich Ihnen Ihre verdammten Zähne in den Hals.«
    Ich hätte ihm darauf wahrscheinlich eine Vielzahl von Dingen erwidern können; aber man verweigert einem Menschen, der sich im Garten von Gethsemane angemeldet hat, kein mentales Opiat, und wenn es auch noch so kurz vorhält.
    Die Schwarzenkneipe in St. Martinville lag an einer unbefestigten Lehmstraße, nicht weit vom Bayou Teche, ein wenig nach hinten versetzt inmitten von Bäumen. Es war einer jener Läden, die genausogut von einem Wirbelsturm in der Mitte eines Kornfeldes in Iowa abgesetzt werden könnten, und man würde trotzdem sofort wissen, daß sie nur aus dem tiefen Süden stammen können. Bretterwände und mit Klebeband befestigte Fenster vibrierten von Freitag nachmittag bis zum späten Sonntagabend ohne Unterlaß im Lärm. Elektrische Christbaumkerzen säumten das ganze Jahr über Türen und Fenster; jemand grillte Rippchen auf einer Blechtonne, nur wenige Meter von zwei heruntergekommenen Außentoiletten entfernt, unter deren Dachvorsprüngen sich Wespen oder Hornissen eingenistet hatten; die Leute trieben es hinten im Wald an Bäumen und trugen Streitigkeiten auf dem Parkplatz mit Messern, Flaschen und stehenden Rasiermessern aus. Die Luft im Innern war immer ein schweres Gemisch von Muskatellerwein, Rauch, gekochten Innereien, Bier vom Faß und gepanschtem Whiskey, ausgerotztem Schnupftabak, eingelegten Schweinsfüßen, billigem Parfüm, Körperpuder, Schweiß und selbstangebautem Marihuana.
    Sam Patin saß auf einer kleinen Bühne, die von einem Baldachin überdacht war, an dem rote Quasten und Miniaturwhiskeyflaschen hingen, die im Zug eines riesigen Ventilators aneinanderklirrten. Die Scheinwerfer am Boden ließen seinen weißen Anzug in knalligem Purpur aufglänzen, und auf den gewachsten schwarzen Deckplatten seiner zwölfsaitigen Gitarre blinkten winzige Lichter. Die Tanzfläche vor ihm war dicht mit Menschen gefüllt. Als er in die Mundharmonika blies, die er an einem Drahtgestell um seinen Hals gehängt hatte, und mit seinen stählernen Fingerpicks einen Blueslauf in E-Dur folgen ließ, ging ein Stöhnen durchs ganze Publikum. Sie brüllten in Richtung Bühne, als gälte es, eine fundamentale Bibelweisheit zu bekräftigen, die er bei einer Erweckungsveranstaltung von sich gegeben hatte. Menschen preßten ihre Unterleiber aneinander, ohne sich der Anwesenheit anderer im geringsten bewußt zu sein, und sie lachten brüllend, obwohl Hogman von einem Mann sang, der seine Seele für einen ochsenblutfarbenen Stetson verkauft hatte, den er soeben beim Würfeln verloren hatte:
    Stagolee went runnin

    In the red-hot boilin’ sun
,
    Say look in my chiffo drawer, woman
,
    Get me my smokeless .41
.
    Stagolee tole Miz Billy
,
    You don’t believe your man is dead
,
    Come down to the barroom
,
    See the .41 hole in his head
.
    That li’l judge found Stagolee guilty
    And that li’l clerk wrote it down
,
    On a cold winter morning
,
    Stagolee was Angola bound
.
    Forty-dollar coffin
,
    Eighty-dollar hack
,
    Carried that po’ man to the burying ground
,
    Ain’t never comin’ back
.
    Einen halben Meter von mir entfernt füllte der Barkeeper ein Tablett mit frischgezapften Bieren, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Er war kahlköpfig und trug üppige graue Koteletten, die so aussahen, als seien sie an seiner Wange festgeklebt. Dann wischte er sich die Hände an der Schürze und zündete sich eine Zigarre an.
    »Sie sind sich sicher, daß Sie sich nicht in der Tür geirrt haben?« sagte er.
    »Ich bin ein Freund von Hogman«, sagte ich.
    »Und da kommen Sie hierher, um ihn zu sehen?«
    »Warum nicht?«
    »Was darf’s sein, Chief?«
    »Ein Seven Up.«
    Er öffnete eine Flasche, stellte sie ohne Glas vor mich hin und verschwand

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