Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
’ne schlechte Strecke krieg und das Tagessoll nich erfülle, da lassen sie mich dann eine ganze Nacht auf’m Müllfaß stehen, dreckig und stinkend und ohne was zu essen.
Ich also hin zum Bossman auf dem Feld, und ich sag ihm, mir ist egal, was Big Melon macht, was die Wärter machen, geht mich nichts an, ich will nur meinen alten Job wieder. Da sagt er: ›Du hältst besser das Maul, Junge, und machst deinen Sack voll, und daß du mir ja nicht noch mal soviel Erdklumpen dazugibst, damit er schwerer ist, wie du’s gestern getan hast.‹ Ich sag: ›Boß, was soll ich bloß tun? Ich hab keinen Dreck in den Sack getan, ich mach keinen Ärger, mich schert’s ’n Dreck, wenn Big Melon für die Wächter Dope anbauen will.‹ Er schlägt mich mit ’ner Reitpeitsche nieder und läßt mich drei Tage in den Schwitzkasten in Camp A stecken, im August, wo die Sonne so heiß ist, daß die Eisenwände von dem Kasten kochen, ’nen Eimer zwischen den Knien als Toilette.«
Er aß jetzt nicht mehr. Wirkte in sich gekehrt und gedankenverloren, als ob seine Erlebnisse dadurch, daß er sie erzählte, seltsam und fremd würden.
»Du hast eine Menge Rückgrat, Hogman. Ich habe deine Courage immer bewundert«, sagte ich.
»Nein, ’n Heidenschiß hatte ich vor diesen Leuten, weil wo ich aus dem Kasten gekommen bin, da ist mir klargeworden, daß die Wachen mich umlegen werden. Hatte es ja oft genug schon mit eigenen Augen gesehen, oben auf dem Damm, wo die Jungs aus dem Red-Hat-Haus von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang Doppelschichten schieben mußten. Die haben die armen Kerle abgeknallt und verscharrt, ohne mit der Wimper zu zucken, grad so, wie jemand mit’m Laster ’nen Hund überrollt und einfach weiterfährt.
Ich hatte ’ne zwölfsaitige Gitarre, ’ne große Stella, hab sie von ’nem Mexikaner auf der Congress Street in Houston gekauft. Hab sie immer in der Wachkabine gelassen, damit keiner sich dran vergreift, wenn ich arbeite oder schlafe. Als sie mich also aus der Kiste lassen, dusch ich erst mal und schieb ’n großen Teller Reis und Bohnen rein, dann frag ich als erstes den Posten nach meiner Gitarre. Und der sagt: ›Tut mir leid, Sam, aber der Bossman hat sie Big Melon überlassen, als du im Kasten gewesen bist.‹
Bis zum Abend hab ich gewartet, dann bin ich in Big Melons Zelle. Da sitzt dieser dicke fette Nigger nackt auf seiner Matratze, wie ’n großer Haufen schwarzer Reifenschläuche, während sein Boy am Boden sitzt und auf meiner Gitarre spielt, Lippenstift und Rouge übers ganze Gesicht und ’n rosa Schlüpfer an seinem kleinen Arsch.
Ich sag: ›Melon, wenn du oder dein Boy sich noch mal an meiner Gitarre vergreifen tun, dann schneid ich dir deinen schwarzen Schwanz ab. Scheißegal, ob sie mich dafür grillen oder nich. Wo du auch bist, ich erwisch dich, in der Dusche, beim Essenfassen oder während du zwischen dem hier seinen Backen steckst. Dann gibt’s hier einen fetten Nigger, den sie mit’m Kran auf’n Friedhof schaffen müssen.‹
Melon lächelt nur süß und sagt: ›Wir haben sie nur geborgt, Hogman. Du hätt’st sie gleich zurückgekriegt. Hier, soll dir Pookie noch den Rücken massieren?‹
Aber da hab ich schon gewußt, daß sie’s versuchen werden. Zwei Abende später, kurz bevor sie die Zellen dichtmachen, da bin ich noch auf die Toilette, und ich dreh mich um, und da steht die Schwuchtel in der Tür. Ich sag: ›Was willst du, Pookie?‹ Er sagt: ›Tut mir leid, daß ich auf deiner Gitarre gespielt hab, Hogman. Laß mich dein Freund sein, dann komm ich nachts auch mal zu dir in die Zelle.‹
Als ich runterfaß, um meine Hose hochzuziehen, zieht er ’nen Stichel aus der Hüfttasche und zielt genau auf mein Herz. Ich hab ihn um den Hals gepackt und nach hinten gebogen, immer weiter, bis ihm die Luft weggeblieben ist, und er hat rumgezuckt wie ’n Aal, hat sich in die Hosen geschissen, weil das konnt ich riechen, und dann hat’s geknackt, grad so, wie wenn man trocknes Brennholz überm Knie bricht.
Ich heb den Kopf, und da ist einer der Wächter, die das Dope verkaufen. Er sagt: ›Keine Sorge, Hogman, da machen wir uns kein Problem draus. Die kleine Schwuchtel stecken wir einfach zu den anderen da draußen am Damm. Schert eh keinen, kümmert eh keinen, nicht mal Big Melon. Und dann bleibt’s unser kleines Geheimnis.‹
Die sind schlauer als ich gewesen, und zwar die ganze Zeit. Die haben Pookie geschickt, damit er mich kaltmacht, aber denen war’s egal, ob er jetzt
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