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Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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dann ihre beiden Hunde getötet und sich selbst in den Bauch geschossen. Rufus hat sie mit Handschellen an die Trage gefesselt und ist dann wieder ins Büro gegangen. Er hat sich nicht mal die Mühe gemacht, den Sanitätern einen Schlüssel zu geben. Sie ist vor den Türen der Unfallstation gestorben.«
    Ich sagte gar nichts.
    »Sie meinen wohl, wir haben nur bekommen, was wir verdient haben, ja?« sagte er.
    »Vielleicht wäre es auch soweit gekommen, wenn Sie ihn nicht zu den Detectives befördert hätten, Sheriff.«
    »Nein, dann wäre er nicht der leitende Beamte gewesen. Er hätte die Gelegenheit dazu nicht gehabt.«
    »Wie steh ich denn heute morgen da?«
    Er fuhr sich mit einem Knöchel über die Nase.
    »Ich weiß gar nicht, wie ich das sagen soll«, sagte er. »Wir haben Mist gebaut. Nein, falsch, ich habe Mist gebaut.«
    Ich wartete.
    »Ich habe Ihnen unrecht getan, Dave«, sagte er.
    »Niemand ist unfehlbar. Vielleicht haben Sie die Entscheidung getroffen, die Sie zu dem Zeitpunkt für die beste hielten.«
    Er streckte die Hände hoch, Handflächen nach vorne.
    »Nix da, nichts von alledem«, sagte er. »In Korea habe ich gelernt, daß sich ein guter Offizier um seine Männer kümmert. Dieses Magengeschwür hier, das verdanke ich nicht der Dummheit von Rufus Arcenaux. Das habe ich gekriegt, weil ich auf ein paar Einheimische gehört habe, denen ich hätte sagen sollen, sie sollen sich nicht in die Angelegenheiten des Sheriff’s Department einmischen.«
    »Man kann von keinem erwarten, daß er immer alles richtig macht, Sheriff.«
    »Ich will, daß Sie heute noch Ihre Arbeit wiederaufnehmen. Ich werde mit Rufus reden, was seinen Status betrifft. Diese alte Frau geht zum Teil auf meine Kappe. Ich weiß nicht, warum ich diesen Kerl zum Detective gemacht habe. Schließlich schickt man ja auch kein Warzenschwein zu einem Schönheitswettbewerb.«
    Wir gaben uns die Hand, und ich ging auf die andere Straßenseite zu einem Barbecue-Imbiß in einem Eichenhain, wo ich einen Teller mit Reis, Schweinerippchen und roten Bohnen aß. Dann spazierte ich wieder zurück ins Büro, und dabei nippte ich immer wieder an einer eiskalten Dose Dr. Pepper. Rufus Arcenaux war nicht mehr da. Ich steckte mir die Marke an den Gürtel, setzte mich in den Drehstuhl hinter dem Schreibtisch, drehte an der Klimaanlage, bis sie mir direkt ins Gesicht blies, und öffnete meine Post. Rosie strahlte, als sie eine Stunde später durch die Bürotür kam.
    »Wen seh ich denn da?« sagte sie. »Und auch noch frisch frisiert und mit geputzten Schuhen.«
    »Wie geht’s meiner Lieblings-FBI-Agentin?«
    »Dave, Sie sehen großartig aus!«
    »Danke, Rosie.«
    »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie schön es ist, daß Sie wieder da sind.«
    Ihr Gesicht strahlte so vor Glück, daß mir schon etwas mulmig zumute wurde.
    »Ich bin Ihnen und Lou Girard eine Menge schuldig«, sagte ich.
    »Haben Sie schon zu Mittag gegessen?«
    »Ja.«
    »Schade. Aber morgen lade ich Sie ein. Okay?«
    »Ja, das wäre schön.«
    Sie setzte sich an ihren Tisch. Ihr Hals war gerötet, und ihr Busen wogte unter der Bluse, wenn sie atmete. »Heute morgen erhielt ich einen Anruf von einem alten Franzosen, der einen Krämerladen am Highway 35 unten im Vermilion Parish hat. Wissen Sie, was er gesagt hat? ›Hey, Sie haben schon gefangen den Mann, der das junge Mädchen gesteckt hat in das Faß?‹«
    Ich goß ihr ein Glas Wasser voll und stellte es vor ihr auf den Tisch.
    »Weiß er etwas?« sagte ich.
    »Noch besser. Ich glaube, daß er den Täter gesehen hat. Er hat gesagt, daß er sich daran erinnert, wie vor ungefähr einem Monat nachts ein blondes Mädchen in seinen Laden gekommen ist, als es regnete. Er hat gesagt, daß er sich Sorgen um sie machte, weil ein Mann im Laden sie so komisch angesehen hätte.« Sie schlug ihren Notizblock auf und blickte hinein. »Das sind die Worte des alten Knaben: ›Man hat nur in das Gesicht von dem Mann sehen müssen, und man wußte, der führt Übles im Schilde.‹ Er hat gesagt, das Mädchen hätte einen Leinenrucksack gehabt und sei damit noch im Regen wieder hoch zum Highway. Der Mann wäre ihr nachgegangen, dann kam er ein paar Minuten später wieder und fragte den Alten, ob er rote Luftballons hätte.«
    »Luftballons?«
    »Wenn Ihnen das schon seltsam vorkommt, wie ist es dann erst damit? Als der alte Knabe nein sagte, pickte sich der Mann eine alte Schachtel St.-Valentinstag-Pralinen heraus, die irgendwo auf einem Regal vor sich

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