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Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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mich umbringt oder ich ihn. Für die war’s eh gegessen. Die haben genau gewußt, daß ich ihnen nie Ärger machen werd. Und sie haben ja recht gehabt. Ich hab nich aufgemuckt, immer getan, was man mir sagt, ’n paarmal sogar dabei geholfen, das Marihuanafeld umzugraben.«
    »Ich versteh nicht ganz, Sam. Willst du mir damit sagen, daß einer dieser Gefängniswärter den Lynchmord an diesem Schwarzen begangen hat?«
    »Das hab ich nich gesagt. Ich hab gesagt, daß ein paar von denen mit Dope gehandelt haben. In ’nem Polizeiwagen haben sie’s aus’m Knast gebracht. Wie hieß noch der Nigger, den du in der Sandbank ausgegraben hast?«
    »DeWitt Prejean.«
    »Soviel sag ich dir. Er hat die Frau von ’nem Weißen gefickt. Frag mal rum, was für’n Job er gemacht hat, dann findst du die Leute, die dir soviel Ärger gemacht haben.«
    »Wer ist der Kerl, nach dem ich suche?«
    »Mehr kann ich nich sagen.«
    »Hör zu, Sam, du brauchst keine Angst mehr vor diesen Wärtern oder Polizisten von damals zu haben. Die können dir jetzt nichts mehr tun.«
    Er steckte einen Zahnstocher in den Mundwinkel, dann zog er eine kleine Flasche Rum aus der Jackentasche und schraubte sie mit dem Daumen auf. Er hielt die Flasche unter seinen Mund. Seine langen Finger glänzten vom Fett der Koteletts, die er gegessen hatte.
    »Ist das hier immer noch Louisiana, oder leben wir neuerdings woanders?« sagte er.
    In dieser Nacht fand ich keinen Schlaf. Ich goß mir ein Glas Milch ein und spazierte im Licht der Sterne runter zum Ententeich. Ein paar Wasserhühner brachen aufgeschreckt aus dem Schilf und flatterten dicht über der Wasserfläche zum anderen Ufer. Die Details dieses Falls paßten einfach nicht zusammen. Suchten wir jetzt einen Serienmörder, der im ganzen Staat sein Unwesen getrieben hatte, einen Psychopathen aus der Gegend, einen Zuhälter oder vielleicht sogar einen Profikiller der Mafia? Waren Polizisten in die Sache verwickelt? Hogman nahm es an, und er glaubte sogar, daß irgend jemand da draußen rumlief, der so viel Macht hatte, daß er ihn wieder ins Gefängnis bringen konnte. Dagegen konnte man einwenden, daß seine Perspektive eindeutig von seinen eigenen Erfahrungen als mehrfach Vorbestrafter geprägt war. Und was war mit DeWitt Prejean, dem gelynchten Schwarzen? Würde die Lösung dieses Mordfalls von 1957 uns zu dem Perversen führen, der Cherry LeBlanc verstümmelt hatte?
    Nein, der Fall war nicht so einfach, wie Hogman mich glauben machen wollte, obwohl es offenkundig war, daß er es ehrlich meinte und wirklich Angst vor Vergeltung hatte. Aber auch ich hatte keine Antworten.
    Unglücklicherweise sollten sie auf eine Art kommen, mit der ich nie gerechnet hatte. Ich sah Elrod aus der Küche kommen, wo Licht brannte. Er kam den Hang runter zum Teich. Er trug kein Hemd und war barfuß, die Hose war über der Unterhose nicht zugeknöpft. In der rechten Hand hielt er ein liniertes Blatt aus einem Notizblock fest umklammert. Er blickte mich unsicher an, und seine Lippen rangen um Worte, die er offenkundig lieber nicht gesagt hätte.
    »Was ist passiert?« sagte ich.
    »Das Telefon hat geklingelt, als ich in der Küche war. Ich bin rangegangen, damit im Haus nicht alle aufwachen.«
    »Wer war dran? Was haben Sie da in der Hand?«
    »Der Sheriff ...«Er glättete den zerknüllten Zettel mit den Fingern und ging die Worte, die da standen, für sich durch. Dann hob er den Kopf und sah mir ins Gesicht. »Es ist ein Freund von Ihnen, Dave. Lou Girard. Der Sheriff sagt, vielleicht sollten Sie rüber nach Lafayette fahren. Er sagt, o Mann, es tut mir leid, er sagt, Ihr Freund ist betrunken gewesen und hat sich das Leben genommen.«
    Elrod streckte mir den Zettel hin, die Augen abgewandt, irgendwo schief zum Ententeich hin. Das Mondlicht glänzte weiß auf seiner Hand.

16
    Er hatte eine Flinte Kai. 20 mit Buckelschaft benutzt. Bei sich zu Hause, in der kleinen Garagenwohnung, deren Fenster von Bambus- und Bananenstauden fast zugewachsen waren. Das war es wenigstens, was mir der ermittelnde Beamte, Doobie Patout, erzählte, als ich um vier Uhr morgens dort eintraf. Der Fotograf war mit seiner Arbeit so gut wie fertig, und die Sanitäter wollten gerade Lous Leiche aus einer gewaltigen Blutlache heben und in einem schwarzen Leichensack verstauen.
    »Auf der Spüle steht ’ne halbleere Flasche Wild Turkey, und auf dem Kaffeetisch liegt noch die offene Flasche Valium«, sagte Doobie. »Wie ich es sehe, ist Lou vielleicht einfach

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