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Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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schwer down gewesen und hat dann beschlossen, es zu tun.«
    Die Einzelladeflinte lag vor einem beigefarbenen Polstersessel. Die obere Rückenlehne, die Wand dahinter und die Decke waren blutverschmiert. Die eine Seite von Lous Gesicht sah völlig normal aus, das Auge unverwandt ins Nichts starrend wie eine blaue Murmel, die man in Teig gedrückt hat. Die andere Gesichtshälfte, auf Höhe des Kiefers, war in den Teppich gedrückt wie ein geplatzter Granatapfel. Lous rechter Arm lag ausgestreckt auf dem Holzboden. An den Fingerspitzen, in Rot, konnte man auf dem Boden die Buchstaben Sl entdecken.
    »Sie wollen’s als Selbstmord abhaken?« sagte ich.
    »So sieht es für mich aus«, sagte Doobie. Seine sonnenverbrannten, abstehenden Ohren schälten sich oben. »Er war schlecht beieinander. Die Matratze ist voller Pißflecken, in der Spüle stapelt sich der Müll. Gehen Sie mal ins Schlafzimmer und holen Sie Luft.«
    »Warum sollte ein Selbstmörder versuchen, mit seinem eigenen Blut noch eine Nachricht zu hinterlassen?«
    »Ich glaube, wenn sie wissen, daß es eh zu spät ist, überlegen sie sich’s noch mal anders. Dann sperren sie sich dagegen, so sehr sie können. Da unterscheiden sie sich nicht von anderen Menschen. Wahrscheinlich war’s an seine Exfrau gerichtet. Sie heißt Silvia.«
    »Wo ist seine Kanone?«
    »Auf dem Nachttisch im Schlafzimmer.«
    »Wenn Lou Schluß machen wollte, warum hat er dann nicht seine .357er benutzt?« fragte ich. Ich kratzte an einer Bleikugel, die an der Tapete entlanggeschrammt war und sich in die Wand gebohrt hatte. »Was für einen Grund kann er gehabt haben, es mit Vogelschrot zu machen, und es dann zu vermasseln?«
    »Weil er sturzbesoffen war. Kein ungewöhnlicher Zustand für ihn.«
    »Er hat mir bei einem Fall geholfen, Doobie.«
    »Und?«
    »Vielleicht hat er was rausgefunden, und jemand hat verhindern wollen, daß er’s weitergibt.«
    Die Sanitäter hoben Lous Leichnam vom Teppich, dann legten sie ihn in den Plastiksack, drückten ihm die Arme gerade an den Leib und zogen den Reißverschluß über seinem Gesicht zu.
    »Schauen Sie, beruflich war er ziemlich am Ende«, sagte Doobie, als sich die Sanitäter mit der Trage an ihm vorbeidrückten. »Seine Frau hat ihm wegen einer anderen Lesbe den Stiefel gegeben, er hat sich’s auf Kosten des Hauses von ein paar Huren unten in Underpass besorgen lassen, und jeden Morgen hat das ganze Department mitgekriegt, wie er zittrig Pillen in sich reingeschaufelt hat. Sie können gern was anderes glauben, aber für mich ist es kein großes Geheimnis, was hier heute abgelaufen ist.«
    »Okay, Lou hatte Alkoholprobleme, aber ich halte es für eine Lüge, daß er sich von Nutten hat schmieren lassen. Er war ein guter Cop.«
    »Denken Sie doch, was Sie wollen. Ein Trinker war er. An der Tatsache können Sie nix rütteln. Ich werde jetzt die Wohnung versiegeln. Ist da noch was gewesen, was Sie sich anschauen wollten?«
    »Stimmt es, daß Sie in Angola Scharfrichter gewesen sind?«
    »Das geht Sie einen verdammten Scheißdreck an, was ich gewesen bin.«
    »Ich schau mich hier noch ein bißchen um. In der Zwischenzeit können Sie mir einen Gefallen tun, Doobie. Ich fänd’s gut, wenn Sie draußen warten. Tatsache ist, ich würd’s noch besser finden, wenn Sie einen so großen Bogen wie möglich um mich machen.«
    »Sie würden’s gut finden –«
    »Ja. Vielen Dank.«
    Sein Atem roch alt, und die Augen waren wäßrig und voller Abneigung. Dann erlosch der Funken von Interesse darin, und er ließ seinen Blick nach draußen zum schwachen Leuchten der Sonne am Horizont im Osten schweifen. Er steckte sich eine Zigarette in den Mundwinkel, trat hinaus auf die Veranda und sah den Sanitätern zu, die Lous Leichnam hinten in die Ambulanz einluden. Er tat es nicht, weil er Angst vor mir gehabt hätte oder gar persönlich beschämt war; er war einfach einer jener Polizeibeamten, für die Taktlosigkeit, Zynismus, Grausamkeit und völlige Indifferenz gegenüber moralischen Prinzipien normale und austauschbare Verhaltensformen geworden waren, eine genauso wert- oder bedeutungslos wie die andere.
    In der Spüle, auf einer ganzen Lage dreckigen Geschirrs, lag ein Haufen Müll – Kaffeesatz, Bananenschalen, angebrannte Haferflocken, eingedrückte Bierdosen, Zigarettenstummel, zerknüllte Zeitungsreste. Der Mülleimer neben dem Kühlschrank war leer, abgesehen von Kaffeesatzresten, die noch feucht waren und eine Spur vom Rand bis zum Boden des Mülleimers

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