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Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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haben. Ist sie das oder nicht?«
    Er zückte ein Schwarzweißfoto aus der Brusttasche seines Hemdes und legte auch das in meine Hand. Es zeigte Julie und Cherry LeBlanc, die irgendwo im Freien unter einem Sonnenschirm an einem Tisch saßen. Sie trugen Badekleidung und hielten serviettenumwickelte Drinks in den Händen; beide lächelten. Der Hintergrund war im Sonnenlicht verschwommen und trüb. Man sah die unscharfen Konturen eines Mannes, der an einem anderen Tisch eine Zeitung las; seine Augen waren wie Diamanten, die in der Haut steckten.
    »Ich will die Wahrheit wissen, Cholo. Hat Feet sie umgebracht?« sagte ich.
    »Weiß ich nicht. Aber ich werd Ihnen sagen, was an dem Abend passiert ist, wo sie starb. Sie hatten einen Riesenstreit im Motelzimmer. Ich hab’s durch die Wände gehört. Sie hat gesagt, sie wär hier nicht das Dummchen vom Lande, mit dem man alles machen kann. Ihr eigenes Ding hat sie gewollt, eigene Mädchen, einen Laden draußen am Lake Pontchartrain, vielleicht ’ne Rolle in dem Film. Darauf sagt er: ›Da sind genug Bräute, die ’ne Menge dafür geben würden, wenn sie nur im selben Raum wie ich sein könnten, Cherry. Vielleicht solltest du zufrieden sein mit dem, was du hast.‹ Da hat sie angefangen, sich über ihn lustig zu machen. Er würd wie ’n Wal mit Haaren aussehen, und außerdem hätt er ’n Pimmel wie ’n Wiener Würstchen.
    Das nächste, was ich mitkrieg, ist, daß sie mit viel Getöse abrauscht und Julie brüllt irgendwas ins Telefon, ich weiß nicht, mit wem er da gesprochen hat, ich hab nur gehört, wie er gesagt hat, Cherry ist ’n Scheiß-Alptraum, die ihm jeden Tag für hundert Dollar Koks wegschnupft, und er braucht keine so Alpträume mehr in seinem Leben, erst recht nicht ’ne bekloppte Teenagerbraut, die meint, sie kann jedesmal ausrasten, wenn ihr danach zumute ist.«
    »Wer hat sie getötet, Cholo?«
    Er warf das halb gegessene Sandwich nach einer verrosteten Mülltonne. Er traf nicht, und Brot, Shrimps und Austern flogen klatschend auf den Boden.
    »Kommen Sie, Lieutenant, Sie wissen doch, wie so was läuft. Ein Typ wie Julie, der legt keinen selbst um. Der sagt ’n paar Worte in die richtigen Ohren, dann vergißt er die Sache. Wenn’s was ganz Besonderes ist, dann bringt vielleicht irgendeiner so’n Psycho ins Spiel, so’n Kerl, der echt krank im Kopf ist.
    Hey, erinnern Sie sich noch an ’nen Taschendieb aus New Orleans, der hieß Tommy Figorelli, aber genannt haben ihn alle Tommy Fig, Tommy Fingers, Tommy Five? Hatte noch so’n Teilzeitjob in ’ner Metzgerei auf der Louisiana Avenue, wo er Fleisch kleingeschnitten hat. Na ja, jedenfalls ist der in die Scheiße getappt, nicht Brieftaschen klauen, also, er hat sich an ’n paar kleinen Mädchen vergriffen, und wie’s so kommt, eine von ihnen war mit der Giacono-Familie verwandt. Also haben sie verbreitet, daß Tommy Fig zum Abschuß freigegeben war, nur daß es nicht einfach und schnell sein sollte, nicht für das, was er getan hat. Hab ich Ihnen eigentlich je erzählt, daß ich oben in Angola Dienst in der Küche geschoben hab? Echt wahr. Na ja, als sie Tommy dann eingesackt haben, zu dritt waren sie, also, wo da die Metzgerei am Montag morgen aufgemacht hat, es war nämlich ein Tag vor Weihnachten, das muß ich dazusagen, da hingen da Tommys Einzelteile, hübsch gefriergetrocknet und sauber, im ganzen Laden wie Schmuck an ’nem Christbaum.
    Also, das klingt schon ziemlich krank, aber die Typen von dem Laden, die hatten auch nix für einen Kinderschänder übrig, und um zu zeigen, wie sie das Ganze sehen, haben sie ’n paar Jungs von dieser Familie zusammengetrommelt, und dann haben sie alle gemeinsam ’ne Party gefeiert, mit Eggnogg und Obstkuchen und Musik und den Teilen von Tommy Fig, die sich oben schön munter am Deckenventilator gedreht haben.
    Damit will ich sagen, Lieutenant, ich laß mich nicht als Zeuge in Schutzhaft nehmen, und vor ’ner Grand Jury sag ich eh nicht aus. So was hab ich schon mal durchgemacht, acht Monate im Stadtgefängnis von New Orleans. Ein halbes Dutzend Typen hat versucht, mich allezumachen, obwohl ich wie ’ne Eins dagestanden bin und für ’n paar Typen den Kopf hingehalten hab, auf die ich nicht mal pissen würd, wenn sie brennen.«
    »Und du bist sicher, daß Julie Cherry LeBlanc später in dieser Nacht nicht doch noch erwischt hat?«
    »Ist nicht sein Stil. Aber dann –« Er befühlte mit der Zunge die Lücke, wo der Schneidezahn abgebrochen war, »– wer

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