Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
weiß schon, was in Julies Kopf vor sich geht? Total verrückt nach der LeBlanc ist er gewesen, und die hat’s vielleicht drauf gehabt, ihn auf die Palme zu bringen. Gehen Sie ins Kino, Lieutenant, machen Sie sich selbst ein Bild. Aber hey, eins dürfen Sie nicht vergessen, ja? Mit dieser Filmscheiße, da hab ich nix mit zu tun. Sie kennen ja meine Akte. Wenn’s tatsächlich mal so war, daß ich einem was getan hab, ich will nicht sagen, daß ich’s getan hab, dann hat der Kerl es auch verdient gehabt. Der Kerl – das ist das Wort, worauf’s ankommt, Lieutenant, wenn Sie verstehen, was ich meine?«
    Ich klackte mit den Fingernägeln auf der Plastikkassette, die auf meinem Oberschenkel lag.
    »Gestern nacht ist ein Detective aus Lafayette getötet worden. Er hieß Lou Girard. Hast du da was drüber gehört?« sagte ich.
    »Wer?« fragte er.
    Ich wiederholte Lous Namen noch einmal und beobachtete dabei Cholos Gesicht.
    »Hab nie von ihm gehört. Ist das ’n Freund von Ihnen gewesen oder so was?«
    »Ja, das war er.«
    Er gähnte und blickte hinüber zu zwei schwarzen Kindern, die auf der Veranda des Kolonialwarenladens mit einem Frisbee spielten. Dann ging ein Licht in seinen Augen an, und er blickte mir wieder ins Gesicht.
    »Hey, Lieut, das müßten Sie doch noch aus Ihren Tagen im First District wissen«, sagte er. »Niemand, und damit meine ich
niemand
, von den Familien aus New Orleans killt einen Cop. Wer so was abzieht, dem geht’s noch schlechter als Tommy Fig. Den nehmen sie auseinander, wenn er noch lebt.«
    Er nickte wie ein Weiser, der eine allgemeingültige Wahrheit verkündet hatte. Dann räusperte er sich, saugte den Speichel im Mund zusammen und spuckte einen blutigen Klumpen auf den Muschelgrund.
    Eine halbe Stunde später ließ ich im leeren Büro des Sheriffs die Jalousie herunter, um mir auf seinem Videorecorder die Kassette anzusehen, die Cholo mir gegeben hatte. Als es vorbei war, schaltete ich das Gerät ab, ging auf die Herrentoilette, spülte mir das Gesicht im Waschbecken und trocknete mich mit Papierhandtüchern.
    »Stimmt was nicht, Dave?« fragte ein uniformierter Deputy, der vor dem Pinkelbecken stand.
    »Nein, alles okay«, sagte ich. »Seh ich so aus, als ob was nicht stimmt?«
    »Da ist so ’ne Magen-Darm-Grippe, die macht grad die Runde. Ich hab nur gedacht, daß dich der Virus vielleicht auch erwischt hat.«
    »Nein, ich bin putzmunter, Harry.«
    »Das hör ich gern«, sagte er und wich meinem Blick aus.
    Ich ging wieder zurück ins Büro des Sheriffs, zog den Rolladen auf und blickte hinunter auf den Verkehr in der Straße. Die Wipfel einiger Myrtenbäume bogen sich im Wind, ein schwarzer Junge fuhr mit dem Fahrrad auf dem Bürgersteig, eine Angelrute quer über den Lenker gelegt.
    Ich mußte an Leute denken, die ich kannte und die sich selbst als Liberale bezeichneten. Sie sprachen so leichthin über Pornographie und taten sie als belanglos ab, wenn sie nicht sogar das Überleben des First Amendment der Verfassung mit der fortwährenden Existenz solcher Dinge in Verbindung brachten. Ich fragte mich, was ihnen wohl zu dem Film eingefallen wäre, den ich soeben angesehen hatte. Ich fragte mich, wie es ihnen gefallen würde, wenn ein Kino, das solche Filme zeigte, in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft läge; ich fragte mich, ob sie es wohl gern sehen würden, wenn ihre Kinder Umgang mit der Kundschaft dieses Kinos hätten.
    Schließlich rief ich Rosie in ihrem Motel an. Ich sagte ihr, wo ich mich aufhielt.
    »Cholo Manelli hat mir einen pornographischen Film gegeben, von dem Sie wissen müssen«, sagte ich. »Allem Anschein nach hat Julie seine Finger jetzt auch noch in ziemlich finsterem Kram.«
    »Worum geht es da, was meinen Sie damit?«
    »Ziemlich harter Sadismus, Rosie. Und es sieht nicht wie gespielt aus.«
    »Können wir Balboni damit in Verbindung bringen?«
    »Ich bezweifle, daß Cholo je vor Gericht aussagt, aber vielleicht können wir ein paar der Leute auftreiben, die den Film gemacht haben.«
    »Ich bin in ein paar Minuten bei Ihnen.«
    »Rosie, ich –«
    »Sie meinen, das steh ich nicht durch?«
    »Ich weiß nicht, wozu das gut sein soll.«
    »Wenn Sie nicht so lange dableiben wollen, Dave, stecken Sie einfach die Kassette in mein Postfach.«
    Zwanzig Minuten später kam sie durch die Tür. Sie trug Bluejeans, Tennisschuhe und ein kurzärmeliges Jeanshemd mit aufgenähten Blumen in Purpur und Weiß. Ich verdunkelte den Raum wieder und startete den Film, nur daß

Weitere Kostenlose Bücher