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Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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klingt immer wie ’ne Toilettenspülung. Lassen Sie uns ’ne kleine Spazierfahrt machen, Lieutenant.«
    Ich stieg ein, und wir fuhren vor zu dem alten Kolonialwarenladen mit der breiten Terrasse an der Kreuzung. Auf dem Rücksitz vibrierten und klapperten die weißlackierten eisernen Gartenmöbel. Auf einem Stuhlbein war das grüne Emblem von Holiday Inn zu sehen. Cholo parkte im Schatten der riesigen Eiche, die sich über die Veranda des Ladens erstreckte.
    »Was hat’s mit den Möbeln auf sich?« sagte ich.
    »Als ich aus’m Hotel ausgecheckt habe, hat der Besitzer auf einmal gewollt, daß ich sie mitnehm. Er hat gesagt, er braucht neue, die hier sind sowieso abgeschrieben, und ich würd ihm damit ’nen Gefallen tun. Haben die hier Poorboy-Sandwiches? Ich lad Sie ein.«
    Bevor ich darauf antworten konnte, verschwand er im Laden. Er kam mit zwei Sandwiches wieder, mit Shrimps und gebratenen Austern, zum Bersten gefüllt mit Mayonnaise, Salatblättern und Tomatenscheiben. Er wickelte seins aus dem Wachspapier und kaute vorsichtig auf einer Seite.
    »Was ist los, Cholo?« sagte ich.
    »Wie ich schon sagte, Zeit für einen Tapetenwechsel.«
    »Hast du Ärger mit Baby Feet gehabt?«
    »Kann sein.«
    »Weil du einen Krankenwagen für mich gerufen hast?«
    Er hielt im Kauen inne, fischte sich einen Salatfitzel aus den Zähnen und schnippte es auf den Muschelparkplatz.
    »Margot hat’s ihm gesagt. Sie hat mitgekriegt, wie ich telefoniert hab«, sagte er. »Gestern abend sind wir dann alle beim Abendessen in so’nem schnieken Laden oben an der Landstraße gesessen, ein paar von diesen Filmleuten waren auch da, Typen, für die Julies Scheiße immer noch wie Rosenwasser riecht, und auf einmal sagt Julie: ›Habt ihr eigentlich gewußt, daß Cholo sich für Florence Nightingale hält? Daß er meint, er hat sich um Leute zu kümmern, die sich beim Baseball verletzen, obwohl es bedeutet, daß er damit seine alten Freunde hintergeht?‹
    Ich sag: ›Was redst du hier, Julie? Florence Nightingale – wer soll’n das sein?‹
    Er schaut mich nicht mal an. Zu den ganzen andern sagt er: ›Also wollen wir mal zusehen, daß Cholo einen andern Job kriegt, da ihm der, den er jetzt hat, ja wohl nicht gefällt. Ich hab mir gedacht, daß er in einem meiner Restaurants anfängt, gleich beim Iberville Project. Da kann er sich mal ein bißchen ums Geschirr kümmern, mal so reinschnuppern, dafür Sorge tragen, daß die Toiletten auch schön sauber sind, weil da ’ne Menge so Mittelschichtnigger essen, und die stehen nicht so auf dreckige Toiletten. Was meinst du, Cholo?‹
    Alles am Tisch grinst, und ich sag: ›Ich hab nix Unrechtes getan, Julie. Ein Scheiß-Anruf. Was, wenn der Typ da draußen gestorben wär?‹
    Julie sagt: ›Jetzt fängst du schon wieder an, Cholo. Immer reißt du’s Maul auf, wenn du’s nicht sollst. Vielleicht wär’s besser, wenn du jetzt abziehst. Du hast Wachs in den Ohren, du redest Scheiße, du verpfeifst deine Freunde. Ich will dich hier nicht mehr sehen.‹
    Als ich gegangen bin, haben mich alle im Restaurant angeglotzt, als ob ich ’ne Kakerlake bin, irgend ’n Stück Dreck, das in der Gesellschaft anständiger Leute nix verloren hat. Noch nie ist jemand so mit mir umgesprungen.«
    Schweiß glänzte im warmen Schatten auf seinem Gesicht. Er rieb sich die Nase mit dem Handrücken.
    »Was war mit dem Zahn, Cholo?« fragte ich.
    »Gestern abend bin ich Julie auf die Pelle gerückt. Ich hab ihm gesteckt, daß er ein Wichser ist, für den ich nicht mal mehr arbeiten würd, wenn er mich auf Knien anbettelt. Ich hab ihm auch gesagt, daß Cherry LeBlanc schon recht gehabt hat, er bringt’s nicht, sein Schwanz ist ’n Cocktailwürstchen, und so’ne Torte wie Margot ist auch nur bei ihm, weil bei ihr schon so viele drübergerutscht sind, daß es da unten wie der Grand Canyon aussieht – da spielt’s dann keine Rolle mehr, wie groß sein Schwanz ist. Da hat er mir mit so’nem großen gläsernen Aschenbecher was aufs Maul verpaßt, der Schweinehund.
    Hier, Lieutenant, wenn Sie mal so sehen wollen, was er so treibt«, sagte er, fischte eine Videokassette aus dem Handschuhfach und legte sie mir in die Hand. »Gehen Sie mal ins Kino.«
    »Moment mal. Was war das mit Cherry LeBlanc?«
    »Wenn er Ihnen sagt, er hat noch nie von ihr gehört, fragen Sie ihn mal nach dem Ding hier. Julie hat wohl vergessen, daß ich mal für ihn ein paar Erinnerungsfotos machen mußte, als wir ’nen Ausflug nach Biloxi gemacht

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