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Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Sie Ihren Prinzipien treu bleiben?«
    »Nicht einmal ein Heiliger würde diese Aussage unwidersprochen hinnehmen, General.«
    »Auf bald, Lieutenant. Seien Sie guten Mutes.«
    »Halten Sie sich den Rücken frei«, sage ich
.
    »Ach, der gutgemeinte Rat eines Veteranen.« Dann helfen ihm seine Adjutanten aufs Pferd, und er winkt mit dem Hut nach vorne und sagt: »Hideehoo, Jungs«, aber in seiner Stimme liegt keine Freude
.
    Der General und seine berittene Eskorte bewegen sich den Hang runter, dorthin, wo das Feld meines Nachbarn liegt, und die Schwänze ihrer Pferde wackeln, über ihnen ein Lichtbogen, so hell und heiß und brechend wie ein Glas Whiskey, das man in die Sonne hochhält
.
    Als ich am Morgen erwachte, fiel gleichmäßiger Regen auf die Bäume im Garten, und eine Gruppe von Wildenten flatterte über den Teich am Rand meines Grundstücks. Das junge Zuckerrohr auf dem Feld meines Nachbarn war flach in die ausgespülten Ackerfurchen gedrückt, als sei eine Rinderherde darüber hinweggetrampelt. Über dem Baumhorizont im Norden sah ich einen kleinen Tornado, der wie eine Feder vom Himmel fiel. Er füllte sich mit Schlamm und Wasser von einem Feld und barst dann auseinander, als ob er nie existiert hätte.
    An diesem Abend arbeitete ich bis fast acht Uhr. In Teilen des Bezirks gab es immer noch keinen Strom; Ampeln waren ausgefallen; in einen Schnapsladen auf dem Land war in der Nacht eingebrochen worden; zwei Krämerläden waren überfallen worden; ein Betrunkener hatte mitten auf einer Straße seinen eigenen Lastwagen angezündet; ein Häftling auf Bewährung, der vor zwei Tagen aus Angola entlassen worden war, hatte seine Frau fast totgeprügelt; ein Kind war in einem Abfluß ertrunken.
    Rosie hatte den Tag mit ihrem Vorgesetzten in New Orleans verbracht und war wütend und niedergeschlagen wiedergekommen. Ich machte mir nicht die Mühe, sie nach dem Grund zu fragen. Sie hatte alle Unterlagen, die unseren Fall betrafen, auf ihrem Tisch ausgebreitet, als bestünde immer noch die Möglichkeit, zu einem anderen Ergebnis zu kommen, wenn sie alles noch mal durchlas und komplett neu ordnete. Ein anderes Ergebnis – namentlich, daß wir die Zellentür hinter Murphy Doucet zuschlagen konnten und uns nicht eingestehen mußten, daß wir der Bürokratie gegenüber machtlos waren.
    Als ich gerade die Schreibtischschubladen schließen und gehen wollte, klingelte das Telefon.
    »Dave, ich glaube, ich hab Scheiße gebaut. Ich glaube, Sie kommen besser nach Hause«, sagte Elrod.
    »Was ist los?«
    »Bootsie ist in die Stadt und hat mich gebeten, auf Alafair aufzupassen. Dann hat Alafair gesagt, sie wolle mal kurz runter zum Laden, um uns ein paar Pasteten zu holen.«
    »Jetzt reden Sie schon, Elrod. Was ist?« Ich sah, wie Rosie mich anblickte, das Gesicht reglos erstarrt.
    »Ich hatte vergessen, daß Batist den Laden bereits dichtgemacht hatte. Ich hätte mit ihr gehen sollen.«
    Ich versuchte gegen den Zorn anzukämpfen, der mir in den Hals stieg.
    »Hören Sie zu, Elrod –«
    »Ich bin dann runter, und sie war weg. Die Tür steht sperrangelweit auf, und der Schlüssel steckt noch –«
    »Wie lange ist das her?«
    »Eine halbe Stunde.«
    »Eine halbe Stunde?«
    »Sie verstehen nicht. Ich bin zuerst rüber zu Poteet und habe dort nachgesehen. Dann hab ich Tripod gesehen – er lief frei auf der Straße, die Kette noch am Hals.«
    »Was hat sie angehabt?«
    »Einen gelben Regenmantel und eine Baseballkappe.«
    »Wo ist Bootsie?«
    »Noch in der Stadt.«
    »Okay, bleiben Sie am Telefon. Ich bin in ein paar Minuten da.«
    »Dave, es tut mir leid, ich weiß nicht, was ich sagen soll, ich –«
    »Ist nicht Ihre Schuld.« Ich legte den Hörer wieder auf die Gabel, und in meinen Ohren rauschte es wie Wind in einer Muschel. Das Blut stieg mir in den Kopf, und meine Gesichtshaut war angespannt, als wäre sie über einen Kürbis gezogen worden.

20
    Bevor Rosie und ich das Department verließen, wies ich den Dispatcher an, einen Rundruf rauszuschicken, daß Alafair vermißt wurde, und sich mit der State Police in Verbindung zu setzen.
    Den ganzen Nachhauseweg über versuchte ich mir einzureden, daß es eine andere Erklärung für ihr Verschwinden gab als jene, die so unerträglich war, daß ich immer nur für ein paar Sekunden daran denken konnte. Vielleicht war Tripod ihr einfach ausgebüxt, als sie im Laden war, und sie suchte immer noch draußen nach ihm, dachte ich. Vielleicht war sie auch zu dem Kolonialwarenladen an der

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