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Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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hinzuziehen, dann schalte ich auf stur.«
    »Halten Sie so wenig von uns?«
    »Ich halte sehr viel von Ihnen. Aber die Leute, für die Sie arbeiten, sind bürokratische Erbsenzähler. Die sind in erster Linie daran interessiert, ihren Arsch aus der Schußlinie zu halten, und die ziehen so was nach Schema F durch. Was am Ende darauf rausläuft, daß ich Alafair verliere.«
    »Was haben Sie vor, wenn Sie Doucet erwischen?«
    »Das liegt an ihm.«
    »Meinen Sie das ehrlich, Dave?«
    Ich gab keine Antwort.
    »Als Sie aus dem Schlafzimmer gekommen sind, da hab ich gesehen, wie Sie etwas in Ihre Manteltasche steckten«, sagte sie. »Ich habe so den Eindruck, als ob Sie nicht wollten, daß Bootsie es sieht. Aber vielleicht bilde ich mir das nur ein.«
    »Vielleicht denken Sie zuviel über die falschen Dinge nach, Rosie.«
    »Ich will Ihr Wort, daß das hier nicht in Selbstjustiz ausartet.«
    »Machen Sie sich wirklich Sorgen drüber, daß alles korrekt nach Vorschrift abläuft... bei so einem Mann? Was ist los mit Ihnen?«
    »Vielleicht vergessen Sie, wer Ihre wirklichen Freunde sind, Dave.«
    Bei der Wachkabine hielt ich an, kurbelte mein Fenster runter und hielt dem Mann darin eine Marke hin. Er saß zurückgelehnt auf seinem Stuhl, vor sich einen tragbaren Fernseher. Er setzte die Mütze auf, kam raus und ließ die Kette zu Boden fallen. Durch die offene Tür konnte ich den Ton eines Kriegsfilms hören.
    »Ich laß sie für Sie unten«, sagte er.
    »Danke. Dahinten, wo das Licht brennt, ist das Julie Balbonis Trailer?« fragte ich.
    »Yeah, genau.«
    »Wer ist bei ihm?«
    Die Augen des Wachmanns wanderten von mir zu Rosie.
    »Dieselben wie immer, schätze ich«, sagte er. »Ich achte nicht so drauf.«
    »Wer noch?«
    »Manchmal bringt er Gäste aus der Stadt mit.« Er sah mir in die Augen.
    Ich drehte das Fenster hoch, rollte über die Kette und fuhr in den Eichenhain unten am See. Keine zwanzig Meter von Balbonis erleuchtetem Wohnwagen stand die eingestürzte und verkohlte Ruine eines zweiten Trailers. Regen blies durch die leeren Fenster, und durch den kaputten Boden sickerte Asche in die Pfützen. Die Äste darüber waren versengt, zahlreiche Blätter verkohlt. Zur einen Seite von Balbonis Wohnwagen waren zwischen zwei Bäumen ein VW und der purpurrote Cadillac mit den getönten schwarzen Fenstern geparkt. Ich sah, wie sich jemand im Cadillac eine Zigarette anzündete.
    Ich stieg aus dem Pickup, die Flinte in der herunterhängenden rechten Hand, und pochte mit einem Knöchel ans Fahrerfenster. Er kurbelte die Scheibe runter, und ich sah die lange rosa Narbe auf der Innenseite des rechten Unterarms, das toupierte Haar im Nacken, an der Unterlippe ein schwarzer Wulst wie ein wütendes Insekt, wo ich ihm im Restaurant auf der East Main Street den Zahn rausgeschlagen hatte. Der Mann auf dem Beifahrersitz hatte die flachgedrückten Augenbrauen und um die Augen das graue Narbengewebe eines Preisboxers; er beugte sich nach vorn, damit er nach oben in mein Gesicht blicken konnte, um zu sehen, wer ich war.
    »Was wollen Sie?« fragte der Fahrer.
    »Ihr seid beide gefeuert. Jetzt macht, daß ihr hier wegkommt. Laßt euch hier nicht mehr blicken.«
    »Da hör sich einer den Kerl an. Sie meinen wohl, hier ist Dodge City?« sagte der Fahrer.
    »Haben Sie beim erstenmal nichts gelernt?« fragte ich.
    »Klar doch, daß Sie ’n Wichser sind, der mich mit’m ganz linken Schlag erwischt hat, daß ich Sie am Arsch krieg, daß Julie Anwälte hat, die –«
    Ich hob die Flinte über den Fensterrahmen und drückte ihm die Mündung gegen die Wange.
    »Tun Sie sich einen Gefallen, und besuchen Sie Ihre Familie in New Orleans«, sagte ich.
    Die Knöchel seiner Finger wurden am Lenkrad ganz weiß, als er den Kopf vom Gewehrlauf wegdrehen wollte. Ich drückte ihm die Mündung noch fester in die Wange.
    »Scheiße, mach, was er sagt. Ich hab’s dir gesagt, der Job hier ist den Bach runter, als Julie Cholo den Stiefel gegeben hat«, sagte der andere Mann. »Hey, ganz ruhig, Mann, hören Sie. Wenn Sie da persönliche Dinge zu regeln haben, das geht uns nichts an, wenn Sie verstehn, was ich meine. Mann, Sie sind vielleicht hart drauf, Sie sollten mal kalt duschen oder so was, damit Sie nicht gleich ausrasten.«
    Ich machte einen Schritt nach hinten und zog die Flinte aus dem Fenster. Der Fahrer starrte die Finger meiner Hand an, die im Abzugsbügel steckten.
    »Mann, Sie sind ’n Irrer, das Ding war voll entsichert«, sagte er.
    »Frohe

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