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Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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geschlagen.
    »Doucet –« unterbrach ich ihn. Meine Stimme klang feuchtgedämpft, als ob meine Stimmbänder voll Schleim wären.
    »Haben Sie was an meiner Beschreibung auszusetzen? Meinen Sie etwa, ich versuche nur, Ihnen angst zu machen? Sie sollten sich mal einen seiner Snuff-Filme besorgen. Dann werden Sie mir zustimmen, daß der Mann ein wahrer Künstler ist.«
    »Jetzt hören Sie mir mal gut zu. Wenn Sie meiner Tochter auch nur ein Haar krümmen, dann krieg ich Sie. Egal wie, im Gefängnis oder draußen, als Kronzeuge mit einer neuen Identität, scheißegal, dann zerleg ich Sie in Einzelteile, Doucet.«
    »Sie sagen eine Menge Dinge, und nur eins davon stimmt. Ich komme heil aus der ganzen Sache raus, und Sie werden mir dabei helfen, es sei denn, Sie haben sich von der Quotenschlampe das Hirn wegbumsen lassen. Ach, übrigens, eine Fangschaltung können Sie vergessen. Ich steh hier in einer Telefonzelle, und Sie sind in die Scheiße getappt.«
    Die Leitung verstummte.
    Ich zitterte am ganzen Körper, als ich hoch zum Haus lief. Rosie öffnete die Fliegentür und kam auf die Veranda heraus, gefolgt von Bootsie, Die Haut von Bootsies Gesicht lag straff auf den Knochen, und ihr Hals war gerötet wie von einem Sonnenbrand.
    »Er hat zu schnell aufgehängt. Wir haben’s nicht geschafft«, sagte Rosie.
    »Oh Gott, Dave, was –« sagte Bootsie. Ihr Puls jagte im Hals.
    »Gehen wir rein«, sagte ich und legte einen Arm um ihre Schultern. »Rosie, ich bin gleich wieder da.«
    »Nein, sag’s hier. Sofort«, sagte Bootsie.
    »Murphy Doucet hat sie in seiner Gewalt. Er will die Beweisstücke, von denen er denkt, daß sie ihn ins Gefängnis bringen können.«
    »Wieso das?« fragte sie. »Gestern hast du mir noch gesagt, daß er die besten Chancen hat davonzukommen.«
    »Das weiß er nicht. Und er wird auch keinem glauben, der ihm das jetzt sagt.«
    »Wo ist sie?«
    »Das weiß ich nicht, Boots. Aber wir holen sie uns wieder. Wenn der Sheriff anruft, sag ihm nichts. Wenigstens jetzt noch nicht.«
    Ich spürte, wie Rosie mein Gesicht anstarrte.
    »Was hast du vor, Dave?« fragte Bootsie.
    »Ich melde mich gleich wieder bei dir«, sagte ich. »Bleib du mit Elrod hier, okay?«
    »Und wenn dieser Mann noch einmal anruft?«
    »Das macht er nicht. Er denkt sicher, daß wir eine Fangschaltung gelegt haben.«
    Bevor sie etwas darauf erwidern konnte, ging ich ins Haus und öffnete den Wandschrank im Schlafzimmer. Unter einigen zusammengelegten Decken im obersten Fach holte ich eine Schachtel Schrotpatronen Kaliber 12 und die Remington Repetierflinte hervor, deren Lauf ich direkt am Vorderschaftrepetierer abgesägt und deren Magazinsperre ich vor Jahren schon entfernt hatte. Ich kippte die Patronen, teils Flintenlaufgeschosse, teils Rehposten, aufs Bett und drückte sie nacheinander ins Magazin, bis die Feder an der fünften Patrone einrastete. Die restliche Munition steckte ich in die Taschen meines Regenmantels.
    »Ruf das FBI, Dave«, sagte Bootsie hinter mir.
    »Nein«, sagte ich.
    »Dann mach ich’s.«
    »Boots, wenn die’s verbocken, bringt er sie um. Wir werden nicht mal die Leiche finden.«
    Ihr Gesicht war weiß. Ich legte die Flinte weg und drückte sie an mich. In meinen Armen fühlte sie sich ganz klein an, der Rücken rund.
    »Ein paar Stunden bleiben uns«, sagte ich. »Wenn wir sie dann noch nicht gefunden haben, werde ich seine Forderungen erfüllen. Dann können wir nur hoffen, daß er sie auch tatsächlich freiläßt. Wenn’s soweit kommt, hol ich auch den Sheriff und das FBI.«
    Sie machte einen Schritt nach hinten und blickte mir ins Gesicht.
    »Hoffen –« sagte sie.
    »Doucet hat noch keinen lebenden Zeugen zurückgelassen.«
    Sie wollte mit uns kommen, aber ich ließ sie mit Elrod auf der Veranda stehen, wo sie hinter uns herstarrte und wieder und wieder die Hände ballte.
    Es war fast dunkel, als wir von der alten zweispurigen Überlandstraße auf die unbefestigte Straße bogen, die zum Spanish Lake führte. Regen fiel in die Bäume und auf den See, und ich konnte sehen, daß in einem Wohnwagentrailer unter dem Hängemoos dicht am Ufer Lichter brannten. Auf der ganzen Strecke zum See hatte Rosie kaum etwas gesagt, sie hatte nur so dagesessen, die kleinen Hände zusammengefaltet auf der Handtasche, und die Schatten hatten über ihr Gesicht gespielt wie kleine Regenstrudel.
    »Ich will ehrlich sein, Dave. Ich weiß nicht, wie lange ich hier noch mitspielen kann«, sagte sie.
    »Wenn Sie jetzt Ihre Leute

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