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Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Callgirl-Vermittlungen dichtgemacht. Und seine Großfischerei hat gerade eben Konkurs angemeldet.« Als ich darauf nicht antwortete, fuhr sie fort. »Das war seine Geldwäscherei für einen Großteil der Profite aus dem Drogenhandel. Er hat vor der Steuer alle möglichen legitimen Profite deklariert, die’s in Wirklichkeit nie gab.«
    »So tun es die Jungs vom Mob alle, Rosie. In jeder Stadt der Vereinigten Staaten.«
    »Nur daß die Steuerprüfer vom IRS sagen, daß er gerade einen schweren Fehler begangen hat. Er hat Millionen Dollar für diesen Bürgerkriegsfilm auf den Tisch gelegt, und es wird ihm sehr schwerfallen zu erklären, wie er an die gekommen ist.«
    »An Ihrer Stelle würd ich da nicht drauf zählen.«
    »Das Finanzamt nagelt die fest, an die man sonst nicht rankommt.«
    Ich spitzte mit meinem Taschenmesser einen Bleistift über dem Papierkorb.
    »Ich habe so das Gefühl, als langweile ich Sie«, sagte sie.
    »Nein, aber Sie geben meiner früheren Skepsis neue Nahrung.«
    »Wie?«
    »Wie ich es sehe, ist Ihre Behörde ganz scharf auf Julie. Diese Morde sind für die nur zweitrangig.«
    »Das denken Sie wirklich, ja?«
    »So sieht das aus meiner Perspektive aus.«
    Sie stand auf, schloß die Bürotür und trat dann vor meinen Tisch. Sie trug eine weiße Seidenbluse und eine Halskette aus schwarzen Holzperlen. Sie hatte die Finger wie eine Opernsängerin vor dem Bauch verhakt.
    »Julie ist dem FBI schon lange ein Dorn im Auge«, fuhr ich fort. »Er hat seine Finger in der Hälfte aller Verbrechen in New Orleans, und bis heute hat er nicht einen einzigen Tag im Knast verbracht.«
    »Als ich sechzehn gewesen bin, da hab ich etwas erlebt, von dem ich dachte, ich käme nie drüber weg.« Eine leichte Röte bildete sich an ihrer Kehle. »Und es war nicht nur das, was zwei betrunkene Vorarbeiter mir auf der Ladefläche eines Lasters, der Wanderarbeiter transportierte, antaten. Es war die Art, wie die Cops damit umgingen. In mancher Hinsicht war das sogar noch schlimmer. Hören Sie mir gut zu, Sir?«
    »Es ist nicht nötig, das jetzt hier reinzubringen, Rosie.«
    »O doch, das ist es, verdammt noch mal. Am nächsten Tag saß ich mit meinem Vater in dem Warteraum vor dem Büro des Sheriffs. Ich hab zwei Deputies darüber lachen hören. Die fanden das Ganze nicht nur komisch, einer von ihnen hat auch noch etwas über Bohnenfressermösen gesagt. Diesen Augenblick werde ich nie vergessen. Mein ganzes Leben lang nicht.«
    Ich klappte mein Taschenmesser zusammen und starrte meine Fingerspitzen an. Ich klopfte mir die Bleistiftreste über dem Papierkorb von den Fingern.
    »Das tut mir leid«, sagte ich.
    »Als ich beim FBI anfing, hab ich mir geschworen, daß ich es nie mehr miterleben möchte, daß eine Frau so wie ich behandelt wird. Deswegen muß ich Ihnen aufs schärfste widersprechen, Dave. Ich würde Julie Balboni gerne aus dem Verkehr ziehen, aber das hat nichts damit zu tun, wie ich zu dem Mann stehe, der diese Frauen vergewaltigt und ermordet hat.«
    »Wo ist das gewesen?«
    »In einem Lager für Wanderarbeiter vor Bakersfield. So was ist dort fast schon alltäglich. Das können Sie jede Frau fragen, die mal auf einem dieser Wagen mitgefahren ist.«
    »Sie sind ein guter Cop, Rosie. Ich denke, Sie kriegen jeden, den Sie aufs Korn nehmen.«
    »Dann sollten Sie von Ihrem verdammt hohen Roß runterkommen.«
    »In Ordnung.«
    Sie wartete darauf, daß ich dem noch etwas hinzufügte, aber das tat ich nicht.
    Sie ließ die Schultern hängen und machte einen Schritt in Richtung ihres Tisches. Dann drehte sie sich um. Ihre Augen waren feucht.
    »Das ist alles, was Sie zu sagen haben?« fragte sie.
    »Nein, das ist nicht alles.«
    »Also, was noch?«
    »Ich bin stolz drauf, mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Ich finde, Sie haben verdammt viel Mumm.«
    Sie faßte in ihre Handtasche, um ein Taschentuch herauszunehmen, dann ließ sie die Tasche entschlossen wieder zuschnappen und holte tief Luft.
    »Ich geh mal kurz den Flur runter«, sagte sie.
    »Okay.«
    »Sind jetzt sämtliche Mißverständnisse ausgeräumt, was die Prioritäten in diesem Fall angeht, Dave?«
    »Yeah, ich glaub schon.«
    »Gut. Weil ich nämlich keinen Wert drauf lege, so eine Diskussion noch einmal führen zu müssen.«
    »Bevor Sie gehen, da ist eine Sache, die ich noch sagen will. Vor ein paar Jahren wurde meine zweite Frau von ein paar Drogendealern ermordet. Davon wissen Sie, richtig?«
    »Ja.«
    »Auf die eine oder andere Art mußten die Kerle und

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