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Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Sache zu tun, vielleicht auch nicht«, sagte ich. »Aber wenn dem so ist, dann nicht wegen Ihnen. Was das betrifft, da müssen Sie mir vertrauen.«
    Er drehte das Gesicht weg und preßte den Handrücken gegen ein Auge.
    »Wenn Julie und andere Typen wie er jemandem eine Lektion erteilen, dann picken sie sich direkt die Ursache ihrer Probleme heraus«, sagte ich. »Die suchen sich nicht Unschuldige am Rande aus. So was schafft viel zu viele Probleme.«
    Ich hörte, wie der Atem in seiner Kehle rasselte.
    »Ich habe dafür gesorgt, daß der Sarg geschlossen blieb«, sagte er. »Dem Mann vom Beerdigungsinstitut in Kentucky habe ich gesagt, wenn er ihre Eltern sie so sehen läßt, komm ich zurück und –«
    Ich legte meinen Arm um seine Schultern und ging mit ihm noch eine Runde über den Friedhof.
    »Fahren wir zurück in die Stadt und essen was«, sagte ich.
    »Wie jemand anders heute morgen schon zu mir gesagt hat, was nützt es, sich selbst andauernd zu treten? Was meinen Sie?«
    »Sie ist tot. Und ich sehe sie nicht. Das ist nicht richtig.«
    »Wie bitte?«
    »Ich sehe diese Soldaten, aber sie kann ich nicht sehen. Wie kommt das? Das macht keinen Sinn.«
    »Ich sag’s Ihnen offen heraus, Partner. Ich glaube, Sie stehen am Rande vom Delirium tremens. Sie sollten auf die Bremse treten, bevor es so weit ist, El. Glauben Sie mir, man muß nicht erst sterben, um in die Hölle zu kommen.«
    »Wie Sie’s sehen, bin ich ein Fall für die Zwangsjacke, was? Kann’s Ihnen nicht verdenken. Hab selbst so meine Zweifel, was mir da so vor die Pupille tritt.«
    »Vielleicht ist das kein schlechtes Zeichen.«
    »Als wir durch dieses Zuckerrohrfeld gefahren sind, da hab ich zu Murph, dem Mann vom Sicherheitsdienst, gesagt: ›Wer ist denn der Mann hinter Mr. Robicheaux?‹ Dann hab ich genauer hingeschaut und wußte, wer’s war. Nur daß ich ihn zuvor noch nie am hellichten Tag gesehen habe. Als ich noch mal hinsah, war er weg. Das sieht ihm nicht ähnlich.«
    »Ich gehe heute abend zu einem AA-Meeting. Wollen Sie mitkommen?«
    »Yeah, warum nicht? Kann kaum schlimmer sein, als mit Mikey und den Schmalzköpfen zu Abend zu essen.«
    »Vielleicht sollten Sie Ihre Zunge ein bißchen im Zaum halten, wenn diese Leute in der Nähe sind.«
    »Junge, ich frag mich, was mein Grandpa sagen würde, wenn er mich mit so einem Haufen sähe. Ich hab Ihnen doch erzählt, daß er ein Texas Ranger war, oder?«
    »Das haben Sie allerdings.«
    »Wissen Sie, was er mir mal über Bonnie Parker und Clyde Barrow gesagt hat? Er hat gesagt –«
    »Ich muß jetzt wieder zurück ins Büro. Paßt es Ihnen, wenn ich Sie um halb acht abhole?«
    »Klar. Danke, daß Sie gekommen sind, Mr. Robicheaux. Tut mir leid, daß ich am Telefon so unhöflich war. Solche Worte gehen mir sonst nicht über die Lippen. Ich weiß gar nicht, was in mich gefahren ist.« Er nahm die Coladose von der Haube des Cadillac und wollte daraus trinken. »Ist nur Coca Cola. Tatsache.«
    »Dann trinken Sie’s mal besser.«
    Er lächelte mich an.
    »Schlecht für die Zähne«, sagte er und goß den Inhalt der Dose auf den Erdboden.
    An diesem Abend saß ich allein in meinem Laden, ein Glas eisgekühlten Kaffee in der Hand, und machte mir Gedanken, wo der Zusammenhang bestand zwischen Kellys Tod und der Jagd nach einem Serienmörder, der eventuell in Prostitutionsgeschäfte verstrickt war. Nichts in der ganzen Untersuchung schien zusammenzupassen. War der Serienmörder auch ein Zuhälter? Weshalb schienen sich seine Verbrechen ausschließlich auf den Staat Louisiana zu beschränken? Und wenn er in der Tat Kelly mit mir verwechselt hatte, was hatte ich im Verlauf der Ermittlung entdeckt, das ihn dazu trieb, den Mord an einem Polizeibeamten zu wagen? Und was stand in dieser ganzen Sache für Baby Feet Balboni auf dem Spiel?
    Gleichermaßen beunruhigend war die Möglichkeit, daß Kellys Tod gar nichts mit unserer Jagd nach einem Serienmörder zu tun hatte. Vielleicht hatte der Gewehrschütze mit dem Fedorahut ein anderes Motiv gehabt, ein Motiv, das seinen Ursprung in einem Rattennest von Knochen, getrockneten Hautfetzen, verrotteten Kleidungsresten und einem Flecken krausen Haars auf einer Schädeldecke hatte. Gab es da draußen jemanden, der glaubte, daß dieser weit aufgesperrte Mund, voller Sand und grüner Algen, irgendwie einen Weg finden würde, um die Namen der zwei Mörder preiszugeben, die im festen Glauben waren, sie hätten ihre schmutzige Tat vor fünfunddreißig Jahren im Wasser

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