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Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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da momentan ein kleines Problem. Würd gern für ein Weilchen nach Florida verschwinden, wenn Sie verstehen, was ich meine?«
    »Was brauchen Sie?«
    »Nur das Flugticket und ein bißchen Taschengeld. Drei- oder vierhundert Dollar. Nicht zuviel verlangt, oder?«
    »Das ließe sich vielleicht machen. Wäre es für Sie machbar, in mein Büro zu kommen?«
    »Oh, ich weiß nicht, ob ich das machen sollte. So viele gutaussehende Männer, da werd ich ja ganz verlegen. Kennen Sie Red’s Bar in Lafayette?«
    »Im Nordteil der Stadt?«
    »Sie haben’s erfaßt, Süßer. So in einer Stunde? Ich bin an der Theke, gleich an der Tür.«
    »Kein Versteckspiel, ja, Amber?«
    »Wenn Sie jetzt sagen, daß Sie mich echt nicht erkennen, dann bricht’s mir wirklich das Herz. Huhu«, sagte sie und hängte auf.
    Wer war sie? Die Sprache, der schnippische Zynismus, der schmollende Unterton, die aufgesetzte Kleinmädchentour, all das klang nach einer Prostituierten. Und die Nachrichten, die sie im Büro hinterlassen hatte, hatten offensichtlich den Zweck, bei anderen den Eindruck zu erwecken, daß zwischen uns irgendeine Art von persönlicher Beziehung bestand. Klang alles nach dem Eröffnungszug eines ganz hübschen Schwindels. Aber sie hatte auch bekifft geklungen. Vielleicht war sie einfach verrückt, dachte ich. Oder vielleicht war sie high und verrückt und versuchte nur, einen schnellen Dollar zu machen. Warum nicht?
    Nichts ist unmöglich, wenn man mit dem riesigen Heer psychischer Mutanten zu schaffen hat, die Polizeibeamte und Bewährungshelfer ein Leben lang bei der Stange halten sollen. Ich kannte einmal einen jungen Psychiater von der Tulane University, der sich freiwillig meldete, im Frauengefängnis von St. Gabriel Beratungen durchzuführen. Einen Monat hielt er durch. Die Ergebnisse der Rorschach-Tests, die er mit den ersten Patienten dort durchführte, trieben ihn nicht nur in eine klinische Depression, sondern waren auch schließlich der Auslöser dafür, daß er aus der ACLU austrat und sich der National Rifle Association anschloß.
    Ich rief einen Freund von den Anonymen Alkoholikern bei sieh zu Hause an. Er hieß Lou Girard und war Detective Sergeant im Sittendezernat des Lafayette Police Department. Er war einer von denen, die mit Unterbrechungen immer wieder bei den Anonymen Alkoholikern sind und nie ganz vom alten Leben lassen, aber er war trotzdem ein guter Cop, der längst zum Lieutenant befördert worden wäre, wenn er nicht einen widerwärtigen Lokalpolitiker im Hauptquartier der Demokratischen Partei mit einem Faustschlag zu Boden gestreckt hätte.
    »Sag mir noch mal ihren Namen«, sagte er.
    Ich sagte es ihm.
    »Yeah, da gibt’s ’ne Braut, die sich Amber nennt, aber die ist Mexikanerin«, sagte er. »Du meintest, deine klang, als wär sie hier aus der Gegend?«
    »Ja.«
    »Paß auf, Dave, diese Bräute haben alle an die zwei Dutzend Namen, die sie ringsum weitergeben – Ginger, Consuela, Candy, Pepper, da gibt’s sogar eine Mulattin, eine Tänzerin, die sich Brown Sugar nennt. Wie auch immer, da gibt’s so drei oder vier Nutten, die immer mal wieder im Red’s rumschwirren. Alle eher vom billigen Trupp. Ihre Freier sind überwiegend Arbeiter von den Ölfeldern und Collegejungs.«
    »Ich werde in ein paar Minuten mal da rüberfahren. Kannst du mir ein bißchen Rückendeckung geben?«
    »Rückendeckung, um einem Informanten auf den Zahn zu fühlen?«
    »Vielleicht ist sie nicht nur eine Informantin.«
    »Was ist mit deinen eigenen Leuten?«
    »Offiziell bin ich krank geschrieben.«
    »Ist da irgendwas faul bei dir, Dave?«
    »Hab schon bessere Zeiten erlebt.«
    »Okay, wir treffen uns hinter der Bar. Aber ich bleib im Wagen. Wenn mein Gesicht auftaucht, wird’s schlagartig leer. Weiß auch nicht, woran das liegt. Vielleicht brauch ich ein besseres Mundwasser.«
    »Danke, Partner.«
    »Immer noch besser, als zu Hause zu sitzen und zuzuhören, wie meine Leber verfault.«
    Red’s Bar lag in einem heruntergekommenen Viertel mit buntgemischter Bevölkerung. Ungepflasterte Straßen, moskitobedeckte Abflußgräben, in denen das Wasser stand, und leerstehende Grundstücke, übersät von Müll und Autoteilen, bestimmten das Bild. Zwischen den Lehmhöfen der einzelnen Häuser verliefen kreuz und quer Eisenbahnschienen, und nur wenige Fuß neben Wäscheleinen und Außentoiletten und Schlafzimmerfenstern rollten oft Güterzüge der Southern Pacific durch.
    Ich parkte meinen Pickup in den Schatten hinter der Bar.

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