Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
gestreckt. Ich verschoß alle acht Patronen, so schnell ich den Abzug betätigen konnte. Das Dröhnen war ohrenbetäubend, wie wenn mir jemand mit beiden Handtellern brutal auf die Ohren geschlagen hätte. Die Hohlspitzgeschosse zerschlugen das Glas in den Fenstern des Buick in tausend Stücke, durchbohrten die Wagentüren wie ein Meißel, prallten pfeifend von Lenkrad und Armaturenbrett ab. Der Knopf, der die Hupe auslöste, hüpfte wie ein wildgewordener Floh über die Motorhaube.
Der Schlitten der Automatik rastete hinten ein, als das Magazin leer war, und die letzte verschossene Hülse klimperte auf die flachgedrückten Bierdosen zu meinen Füßen. Ich richtete mich auf, immer noch im Windschatten des Pickups, drückte das leere Magazin aus dem Griff der .45er, lud nach und hebelte eine Patrone in die Kammer. Die Straße war mucksmäuschenstill, man hörte nur den Regen, der in die Gräben prasselte. Dann hörte ich in der Entfernung eine Sirene und wie die Eingangstür der Bar hinter mir geöffnet wurde.
»Was zum Teufel ist hier los?« fragte der Barkeeper, den ganzen Leib von einem Lichtrahmen umhüllt. »Sind Sie komplett wahnsinnig?«
»Gehen Sie wieder rein«, sagte ich.
»Wir haben hier noch nie Ärger gehabt. Wo zum Teufel kommen Sie her? Wegen so einer Scheiße kann man seine Konzession verlieren.«
»Legen Sie Wert drauf, eine Kugel einzufangen?«
Er knallte die Tür zu, verriegelte sie von innen und ließ die Rollos herunter.
Ich wollte gerade über die Straße, als ein Kurzschluß in dem Buick die Hupe auslöste, die nonstop losheulte. Ich zielte beidhändig mit der .45er auf die Fenster des Buick und beschrieb einen Kreis vorne um den Wagen herum. Über dem Fensterrahmen sah man niemanden, es regte sich auch nichts im Fahrzeug. Die Hohlspitzgeschosse hatten die Beifahrertür durchschlagen und beim Austritt Löcher von der Größe von 50-Cent-Stücken zurückgelassen.
Ein städtischer Polizeiwagen aus Lafayette kam um die Ecke gefegt, das Blaulicht blinkte im Regen. Keine zwanzig Meter vor dem Buick stoppte der Polizeiwagen, und beide Vordertüren wurden aufgestoßen. Ich sah, wie der Cop im Beifahrersitz seine Repetierflinte aus der Halterung am Armaturenbrett zog. Ich nahm meine Polizeimarke aus der Hosentasche und hielt sie hoch über den Kopf.
»Legen Sie die Waffe auf den Boden, und gehen Sie von dem Auto da weg«, sagte der Fahrer, zwischen Tür und Rahmen in Deckung, den Revolver auf mich gerichtet.
Ich hielt den rechten Arm im 90-Grad-Winkel hoch, so daß der Lauf der .45er in den Himmel zeigte.
»Ich bin Detective Dave Robicheaux, vom Sheriff’s Department in Iberia Parish«, sagte ich. »Ich leiste Ihren Anweisungen Folge.«
Ich ging im Lichtkegel ihrer Scheinwerfer in die Hocke, legte die .45er neben den Vorderreifen des Buick und kam wieder hoch.
»Treten Sie zur Seite«, sagte der Fahrer.
»Alles klar, Partner«, sagte ich und verlor fast das Gleichgewicht in der Abflußrinne.
»Hier lang. Los«, sagte der Fahrer.
Menschen waren auf die Veranden vor ihren Häusern getreten, und es regnete jetzt noch heftiger, in großen Tropfen, die mir in den Augen weh taten. Immer noch hielt ich den beiden Polizisten aus Lafayette meine aufgeklappte Marke hin.
»Ich habe mich ausgewiesen. Können wir jetzt vielleicht wieder normal miteinander umgehen?« sagte ich.
Der Polizist mit der Schrotflinte fischte mir die Marke aus der Hand und betrachtete sie. Dann dehnte er die Schultern, um Spannung abzulassen, schnaubte mit der Nase und gab mir die Marke zurück.
»Was zum Teufel ist hier los?« sagte er.
»Jemand hat zweimal auf mich geschossen. Aus diesem Buick da. Ich glaube, daß er vielleicht noch drin ist.«
Sie blickten sich an.
»Sie sagen, der Kerl ist noch dort?« sagte der Fahrer.
»Ich hab ihn nirgends hingehen sehen.«
»Scheiße, warum haben Sie das nicht gleich gesagt?«
Zu einer Antwort kam ich nicht mehr. In diesem Augenblick fuhr Lou Girard vor den Polizeiwagen und stieg in dem strömenden Regen aus.
»Verdammt, Dave, ich dachte, du fährst nach Haus. Was ist passiert?«
»Jemand hat auf mich geschossen«, sagte ich.
»Kennen Sie den Typ?« sagte der Cop mit der Schrotflinte.
»Verdammt noch mal, ja. Steckt die Knarren weg. Was ist bloß in euch gefahren?« sagte Lou.
»Lou, der Kerl hat zweimal auf mich geschossen«, sagte ich. »Ich habe acht Kugeln in den Buick gejagt. Ich glaube, er ist immer noch drin.«
»Was?« sagte er und riß die .357er aus dem
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