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Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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nirgendwo gesucht. Er hat in seinem Leben keinen einzigen Tag hinter Gittern zugebracht.«
    »Genau das gleiche hört man aus dem Mund seiner Anwälte.«
    Er stieß den Atem durch die Nase aus.
    »Gehen Sie heim. Sie sind für die Woche vom Dienst freigestellt«, sagte er.
    »Wenn nicht noch länger, wie ich so hab läuten hören.«
    Er biß sich auf die Lippen.
    »Wer hat Ihnen das gesagt?« sagte er.
    »Stimmt es, oder stimmt es nicht?«
    »Wollen Sie die Wahrheit hören, Partner? Die Wahrheit ist, daß mir der Blick in Ihren Augen gar nicht gefällt. Er beunruhigt mich. Da ist so ein seltsames Leuchten. Gehen Sie heim, Dave.«
    »So was mußte ich mir früher von Fremden in Bars sagen lassen. Hier an meinem Arbeitsplatz hör ich das nicht so gern, Sheriff.«
    »Was soll ich sagen?« sagte er und hielt die Hände nach oben. Sein Gesicht wurde zu einem rhetorischen Fragezeichen.
    Als ich den Flur hinunter zum Ausgang ging, stopfte ich die Post wieder in mein Fach, ungeöffnet, und stapfte an meinem Büro vorbei, ohne auch nur einen Blick hineinzuwerfen.
    Als ich heimkam, waren meine Kleider klamm vor Schweiß. Ich zog das Hemd aus, warf es in den Wäschekorb, schlüpfte in ein frisches T-Shirt und ging mit einem Glas Eistee hinten in den Garten, wo Bootsie chemischen Dünger in die Wurzeln der Tomatenstauden grub. Sie war auf Händen und Knien im Beet, und der Hosenboden der rosa Shorts war voller Dreck.
    Sie richtete sich auf den Knien auf und lächelte.
    »Hast du schon gegessen?« fragte sie.
    »Hab in Lafayette kurz haltgemacht.«
    »Was hast du dort gemacht?«
    »Ich bin nach Opelousas gefahren, um dort einer Spur in diesem alten Lynchmord nachzugehen.«
    »Ich hab gedacht, der Sheriff hätte gesagt –«
    »Hat er auch. Es hat ihm gar nicht gepaßt, daß ich der Sache nachgegangen bin.«
    Ich setzte mich unter der Akazie an den Picknicktisch aus Redwoodholz. Auf dem Tisch lagen ein linierter Block und drei Bücher aus der Stadtbücherei über Texas und die Geschichte der Südstaaten.
    »Was ist das?« sagte ich.
    »Ein paar Bücher, in denen ich nachgelesen habe. Ich habe noch einige interessante Sachen herausgefunden.«
    Sie erhob sieh zwischen den Reihen von Tomatenstauden, klopfte sich die Hände ab und nahm mir gegenüber Platz. Das Haar hing ihr feucht in die Stirn und war voller Erde. Sie nahm den Block und blätterte zurück. Dann legte sie ihn wieder hin und blickte mich etwas verunsichert an.
    »Du weißt ja, wie das mit Träumen so ist«, sagte sie. »Ich meine, wie sich bestimmte Daten und Menschen und Orte im Geiste vermischen, und damit wacht man dann am Morgen auf. Das Bild, das man dann vor Augen hat, scheint nicht deiner eigenen Lebensgeschichte zu entstammen, aber gleichzeitig ist man sich fast hundertprozentig sicher, daß man es erlebt hat, verstehst du, was ich meine?«
    »Ja, ich denke schon.«
    »Ich hab ein paar der Dinge nachgeschlagen, die, na ja, von denen du glaubst, du hast sie da draußen im Nebel gesehen.«
    Ich trank von meinem Eistee und ließ meinen Blick über die abschüssige Wiese hinunter zum Ententeich und der grellen, feuchten Dunstwolke auf dem Zuckerrohrfeld des Nachbarn schweifen.
    »Siehst du, Dave, nach diesen Büchern hat John Bell Hood niemals ein Kommando in Louisiana geführt«, sagte sie. »Er hat in Gettysburg und in Tennessee und Georgia gekämpft.«
    »Er war überall hier im ganzen Land, Boots.«
    »Er hat hier gelebt, aber nicht Krieg geführt. Weißt du, das Interessante ist, Dave, teilweise treffen deine Informationen zu, aber den Rest hast du aus Assoziationen geschaffen. Schau mal her –«
    Sie drehte den Block zu mir, damit ich die Notizen sehen konnte, die sie sich gemacht hatte. »Die Texasbrigade stand unter seinem Kommando, da hast du recht«, sagte sie. »Das war ein berühmtes Kavallerieregiment. Aber jetzt schau dir mal dieses Datum hier an. Als du den General nach dem Datum gefragt hast, da hat er dir doch gesagt, es sei der 21. April 1865, stimmt’s?«
    »Stimmt.«
    »Der 21. April ist der texanische Unabhängigkeitstag, der Tag, an dem 1836 die Schlacht von San Jaquinto zwischen der mexikanischen Armee und den Texanern stattfand. Siehst du nicht, daß du im Kopf zwei historische Epochen durcheinandergebracht hast. Da draußen im Nebel ist nichts gewesen, Dave.«
    »Vielleicht nicht«, sagte ich. »Warte mal einen Augenblick, ja?«
    Ich trat vors Haus, wo immer noch der Anhänger mit meinem Boot geparkt war, zog die Plane zurück, auf der

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