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Im Schatten der Pineta

Im Schatten der Pineta

Titel: Im Schatten der Pineta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Malvaldi
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Alles klärt sich auf.«
    »Prima, du Schlaumeier, bist genau wie Fusco. Würdest genauso danebenliegen wie er.«
    »Das sagt er«, meinte Rimediotti. »Und wer soll es, bitte schön, dann gewesen sein, wenn der Junge es nicht war?«
    »Das weiß ich nicht. Jedenfalls nicht Bruno Messa.«
    Einen Moment lang war es still. Dann kicherte Ampelio mit zufriedener Miene, griff nach seinem Stock und deutete mit der Spitze auf seine Kameraden.
    »Schau nur, wie sie alle reingefallen sind. Massimo, wenn du fertig bist, dummes Zeug zu verzapfen, machst du mir dann einen caffè ?«
    »Ich mache keine Scherze, und ich rede kein dummes Zeug. Ich versuch’s noch mal, mich klar und deutlich auszudrücken: Ich bin absolut sicher, dass Bruno Messa, der Junge, der zurzeit von Fusco verhört wird, Alina Costa nicht umgebracht hat. Aber leider kann ich es nicht beweisen.«
    Diesmal hatten seine Worte, o Wunder, die gewünschte Wirkung. Die vier alten Männer drehten ihm gleichzeitig das Gesicht zu.
    »Und wie …«, begann Del Tacca, wurde aber sogleich von Massimo unterbrochen.
    »Ich habe nicht die Absicht, euch alles haarklein zu erklären. Außerdem steht ja gar nicht fest, dass Fusco den Jungen verhaftet. Er könnte es genauso gut nicht tun. Gewiss, mit den Beweisen, die er in der Hand hat, wäre es eine Dummheit, es nicht zu tun, aber falls er es tatsächlich täte, wäre das nur ein weiterer Beleg für seine Dummheit und keine Offenbarung.«
    »Aber was wirst du jetzt tun?«
    »Wenn er ihn nicht verhaftet, nichts. Geht mich ja schließlich nichts an. Falls er ihn doch verhaftet, werde ich versuchen, mit ihm zu reden. Und ihr solltet in der Zwischenzeit …« Er wurde sich der Sinnlosigkeit dessen, was er gerade sagen wollte, bewusst. »Ach, was soll’s, erzählt es einfach so wenigen Leuten wie möglich.«

Sechs
    »›Hatte sie eine Verabredung mit ihrem Mörder? Ein Bericht von Pericle Bartolini. Pineta: Alina Costa, die junge Frau, die in der Nacht von Samstag auf Sonntag auf barbarische Weise ermordet wurde, hatte am Vorabend ihrer Ermordung eine Verabredung mit einem Freund, B. M. (18). Laut B. M. war sie nie zu dieser Verabredung erschienen. Doch die Ermittlungsbeamten denken anders darüber. Und in der Tat hat gestern der Militärpolizist Aurelio Bonanno am Ende eines vierstündigen Verhörs den jungen Mann offiziell in die Liste der Verdächtigen aufgenommen, und dessen Lage scheint alles andere als aussichtsreich zu sein. Dem verantwortlichen Ermittler, Vinicio Fusco, Polizei Pineta, zufolge ist der Zeitrahmen, in dem der Mord vermutlich begangen wurde und der Mörder die Leiche an den Fundort brachte, identisch mit der Zeitspanne (zwischen halb zehn am Samstagabend und sechs Uhr am Sonntagmorgen), für die der junge Mann kein Alibi liefern konnte. Der Ablauf des tragischen Vorfalls stellt sich zusammengefasst so dar: Der Mord ereignete sich laut Bericht des Rechtsmediziners Prof. Walter Carli zwischen Mitternacht und ein Uhr früh. Verschiedenen Zeugenaussagen zufolge musste der Mörder die Leiche des Opfers anschließend zu dem Ort geschafft haben, an dem sie zwischen halb fünf und fünf am Sonntagmorgen von S. T., einem neunzehnjährigen Schüler am technischen Gymnasium L. Da Vinci, gefunden wurde.‹«

    Es war ungefähr elf Uhr morgens, und die hohe, unpersönliche Stimme Rimediottis deklamierte präzise den ganzseitigen Bericht des Tirreno , einen von fünf Artikeln im Lokalteil, die die Tageszeitung dem Mord gewidmet hatte. Ampelio und Del Tacca saßen am Tisch und lauschten aufmerksam, ohne ihn zu unterbrechen. Aldo erledigte, wie jeden Morgen, den Einkauf für sein Restaurant. Massimo platzierte mit gewohnter Konzentration die backfrischen Hörnchen auf ein Tablett in der Vitrine. Jede halbe Stunde nahm er fünf Hörnchen aus dem Ofen und legte sie auf das Tablett; wenn eines der vorherigen nicht mehr ganz frisch wirkte, nahm er es und gab es in einen der Beutel, in denen im Laufe des Tages alles landete, was übrig geblieben war oder nicht mehr ganz appetitlich aussah. So war allen geholfen: seinen Gästen, die stets auf ofenfrische Backwaren zählen konnten, Massimo, der sich diesen Service mit zwanzig Cent mehr pro Stück bezahlen ließ, und den Gästen im örtlichen Hundeasyl, die dafür sorgten, dass die Reste weggeputzt wurden, ob warm oder kalt. Die Hörnchen, die nur noch in den Backofen geschoben werden mussten, wurden von einer Bäckerei in Pisa geliefert; Massimo ließ sie sich jeden Morgen

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