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Im Schatten der Pineta

Im Schatten der Pineta

Titel: Im Schatten der Pineta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Malvaldi
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gewisser Weise ist es eine Erleichterung. Ich kann selbst nicht glauben, dass Bruno schuldig sein soll. Als meine Hausangestellte mir erzählte, was Sie von der Sache halten, wollte ich sofort mit Ihnen sprechen. Mein Mann hatte was dagegen, aber ich tue immer, was ich für richtig halte. Ich schätze Ihre Offenheit sehr, vielen Dank.«
    »Keine Ursache. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
    »Ja, reden Sie so bald wie möglich mit dem Commissario. Gut, dann lasse ich Sie wieder weiterarbeiten. Auf Wiedersehen.«
    »Auf Wiedersehen.«
    Mit der gleichen ätherischen Eleganz, mit der sie hereingekommen war, schwebte sie wieder hinaus.

    »Was für eine Frau!«, rief Pilade aus.
    »O ja. Und wie gefasst sie ist. Beinahe erschreckend«, meinte Aldo.
    »Ja, erschreckend«, sagte Massimo in eisigem Ton. »Genauso erschreckend wie die Geschwindigkeit, mit der sie erfahren hat, was ich euch gestern Abend erzählt habe.«
    »Ich hab niemandem was gesagt«, erwiderte Ampelio mürrisch.
    »Niemandem. Nicht einmal Großmutter?«
    »Na hör mal, deine Großmutter gehört schließlich zur Familie, wenn ich es nicht einmal der erzählen darf …«
    »Und du, Pilade, hast du es auch deiner Frau gesagt?«
    »Nein, meine Frau hat es von Signora Tilde, die hat gestern beim Abendessen bei uns angerufen.« Er blickte auf die Uhr. »Apropos Essen, ich mach mich dann mal auf den Weg.«
    »Ich auch«, sagte Rimediotti.
    »Ich nicht«, sagte Aldo und sah zur Tür. »Sonst verpass ich die zweite Runde.«
    Massimo drehte den Kopf ebenfalls in Richtung Glastür und erblickte Fusco, der gerade hereinmarschierte und offensichtlich stinksauer war. Wenn er in diesem Stechschritt daherkommt, dachte Massimo, wirkt er noch kleiner.

    »Guten Tag. Caffè? «, fragte Massimo den Kommissar.
    Fusco tat, als hätte er ihn nicht gehört. Er setzte sich an einen der kleinen Tische und sah ihn mit schief gelegtem Kopf schweigend an. Sein schwarzer Schnurrbart verbarg den Mund vollständig. Aha, er hat die Rolle gewechselt, dachte Massimo. Jetzt ist er Poirot.
    Die Alten hielten den Atem an.
    »Cappuccino? Einen Fruchtsaft? Crème de Menthe? Oder einen Schnaps?«, fuhr Massimo, noch immer ernst, fort und erntete wieder nur Schweigen. Erst nach einer Weile, während er Massimo mit einer Miene anstarrte, als hätte dieser seine Tochter geschwängert, fand Fusco die Sprache wieder.
    »Wenn Sie irgendwann einmal damit aufhören, sich über andere lustig zu machen«, sagte er mit ruhiger Stimme, »würde ich Sie bitten, mit mir aufs Kommissariat zu kommen. Wir müssen ein ernstes Wörtchen miteinander reden.«
    »Och, falls Sie lieber hier reden wollen, kein Problem. Uns stört das überhaupt nicht!«, sagte Ampelio mit großmütiger Geste.
    Massimo bedachte ihn mit einem strafenden Blick. Fusco indessen sah nach wie vor Massimo an, ebenfalls strafend.
    »Üblicherweise finden Verhöre im Kommissariat statt, nicht in der Bar. Ich habe das Gefühl, dass diesbezüglich hier Verwirrung herrscht.«
    »Absolut«, meldete sich Aldo zu Wort. »Im Kommissariat wird ermittelt, das ist richtig, aber hier in der Bar unterzieht die Bürgerschaft die Arbeit der öffentlichen Gewalt einer kritischen Prüfung, wozu der Bürger in einem demokratischen Land moralisch verpflichtet ist, statt sich in bedingungslosen Gehorsam zu fügen, denn, da werden Sie mir beipflichten …«
    »Hat Sie irgendjemand um Ihre Meinung gebeten?«, unterbrach ihn Fusco, ohne ihn anzusehen. Aldo verstummte und setzte eine einigermaßen beleidigte Miene auf.
    »Ich muss Sie im Kommissariat sprechen. Wenn es Ihnen also nichts ausmacht, den griechischen Chor ein paar Minuten lang allein zu lassen, würde ich Sie bitten, mir zu folgen.«
    »Einen Moment noch, ich muss erst noch ein Telefonat erledigen.«

    »Hallo?«
    »Hallo, Tiziana, hier ist Massimo. Bist du schon länger auf?«
    »Ja, ich stehe gerade in der Parfümerie an der Kasse.«
    »Perfekt. Könntest du anschließend einen kurzen Abstecher zur Bar machen?«
    »Sicher.«

    Tizianas Anblick erfreute ihn jedes Mal aufs Neue, auch wenn sie morgens nicht allzu viel Aufwand mit ihrem Äußeren betrieb. Als sie auf den Tresen zuging, musterte Fusco, obgleich im Dienst, sie von Kopf bis Fuß und hielt einen Moment lang bei ihrem Dekolleté inne.
    »Was gibt’s?«
    »Ich muss Dottor Commissario Fusco für ein halbes Stündchen aufs Kommissariat begleiten. Scheint dringend zu sein. Könntest du hier so lange die Stellung halten?«
    »Ach so, das

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