Im Schatten der Pineta
erlauben, seine Gesundheit aufs Spiel zu setzen. Sieht er es ein, wunderbar, besteht er dennoch darauf, soll er sich seinen Cappuccino bei Pennone machen lassen, dann ist er bei seinem Ableben wenigstens am Strand und glücklich und zufrieden.«
»Donnerwetter, hast du eine schlechte Laune. Fusco hat dich doch nicht auf die Liste der Verdächtigen gesetzt, oder?«, fragte Tiziana und leerte die Aschenbecher aus.
Klar, dachte Massimo, natürlich musste Ampelio, bevor er nach Hause gegangen ist, noch alles ausposaunen.
»Ach was. Der Idiot.«
»Mir kannst du’s ruhig sagen, warum du nicht glaubst, dass der Messa es gewesen ist.«
»Nein.«
»Meinst du vielleicht, ich würde es jemandem weitersagen? Ich gehöre schließlich nicht zu diesen Klatschmäulern. Das müsstest du doch wissen.«
»Genau, das müsste ich doch wissen«, sagte Massimo ironisch.
»Warum dieser spöttische Ton?«
»Gegenfrage: Wie bin ich zu dieser Bar gekommen?«
»Was hat das damit zu tun?«
»Antworte mir, bitte.«
»Indem du die 13er-Wette im Fußballtoto geknackt hast.«
»Und wie viele Menschen in Pineta wissen, wie ich mir die Bar leisten konnte?«
»Na ja, also … alle, glaube ich.«
»Gut. Da mein Großvater, auf den mein Verdacht im Normalfall als Erstes gefallen wäre, wegen seines diabetischen Fußes im Krankenhaus in Bellinzona weilte und meine Mutter ihn begleitete und du abgesehen von diesen beiden die Einzige warst, der ich in einem unbedachten Augenblick davon erzählt habe, was soll ich da also wissen?«
»Herrgott, bist du heute unausstehlich. Dann bis um sechs.«
»Komm ruhig erst um acht, du hast zwei Stunden gut. Waren die Jungs vom Ara Panic da?«
»Ja, sie haben ihre Flyer neben die Kasse gelegt.«
»Tiziana, die Flugblätter interessieren mich nicht die Bohne, außer dass ich sie dazu benutze, mir Luft zuzufächeln. Hast du ihnen gesagt, dass ich mit ihnen reden muss?«
»Ja, hab ich, und sie kommen gegen halb sieben noch mal vorbei. Bis dann.«
»Bis später.«
Kurz darauf, Massimo war gerade dabei, die Geschirrspülmaschine einzuräumen (was seine Laune auch nicht gerade hob, die sich zu dieser Tageszeit wie stets auf ihrem Tiefpunkt befand), schneite Brunos Schwester in die Bar. Sie trug nach wie vor ihren Lolitalook und schien noch aufgeregter als am Morgen.
»Ciao.«
»Ciao.«
»Stimmt es, dass du bei Fusco warst, um ihm zu sagen, dass Bruno unschuldig ist?«
»Ja, das stimmt.«
»Und, hat er dir geglaubt?«
Massimo fuhr schweigend fort, Gläser und Geschirr in das Monstrum von Geschirrspülmaschine zu stellen, schließlich musste er sich darauf konzentrieren, nicht an den Gestellen hängen zu bleiben.
»Hat er dir geglaubt?«
»Nein, ich glaube nicht.«
»Und warum nicht?«
»Weil ich ihm einfach nur gesagt habe, zu welcher Schlussfolgerung ich gekommen bin, ohne jedoch Beweise dafür zu haben.«
»Also, das verstehe ich jetzt nicht. Wie kannst du sicher sein, dass es nicht Bruno war, wenn du keine Beweise hast?«
»Ich meinte, einen Beweis zu haben, aber offensichtlich existiert der nur für mich. Etwas, was mir aufgefallen ist, aber offensichtlich nur mir allein. Fusco zum Beispiel hat es nicht bemerkt.«
»Aber er kann Bruno doch nicht einfach im Gefängnis behalten! Er war es nicht!«
»Und woher weißt du das?«
Das Mädchen sah ihn einen Moment lang an. Sie wirkte völlig verängstigt.
»Weil ich ihn kenne. Er ist immerhin mein Bruder.«
»Genau. Aber einen Fusco überzeugst du damit nicht. Im Gegenteil.«
»Ich weiß. Aber er war’s nicht. Ich hab mit ihm gesprochen.«
»Und er hat dir gesagt …«
»Er hat mir gesagt, wo er war, als Alina ermordet wurde. Er war mit anderen Leuten zusammen.«
»Perfekt.«
»Eben nicht.«
»Na ja, damit wissen wir zwar noch immer nicht, wer der Mörder war, aber wenigstens kann dein Bruder seinen Kopf aus der Schlinge ziehen. Er muss es nur Fusco sagen.«
Das Mädchen schüttelte den blonden Kopf.
Trotz allem war sie tadellos geschminkt und ließ einen Geschmack erkennen, den man heutzutage bei Mädchen ihres Alters selten antraf. Jedenfalls bei denen, die Massimo kannte oder gekannt hatte. Bestimmt würde sie später mal die perfekte Ehe- und Hausfrau abgeben. Massimo dachte, dass es in dem ganzen Durcheinander keinen Mittelweg gab: Entweder waren sie zu reich, wie Alina, der Arzt oder dieses Mädchen, oder zu arm wie Okay.
»Er will es ihm nicht sagen.«
»Aha, ich habe verstanden. Dein Bruder scheint ja nette Freunde zu
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