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Im Schatten der Pineta

Im Schatten der Pineta

Titel: Im Schatten der Pineta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Malvaldi
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nicht geschlossen wurden, warum sollte man dann diskret vorgehen? Warum nicht ein bisschen Staub aufwirbeln? Weil, gab sich Massimo selbst die Antwort, ihm daran lag, keinen Staub aufzuwirbeln. Ergo lag ihm, wie er beteuert hatte, tatsächlich nur daran, herauszufinden, ob nicht jemand anderes die Tat begangen haben könnte.
    Massimo war davon ausgegangen, dass der Anwalt einzig und allein die Interessen seines Mandanten verfolgte, und hatte sich deswegen wie ein trotziges Kind aufgeführt, das einem anderen den Ball wegnimmt und damit abhaut. Plötzlich war er sich nicht mehr so sicher, ob er richtig gehandelt hatte.
    Doch in einem war er sich hundertprozentig sicher.
    Dass der Mordfall abermals Besitz von ihm ergriffen hatte und ihm nicht mehr aus dem Kopf gehen würde.

Zehn
    »› Zu viele Lücken – Türsteher bleibt vorläufig in Haft. Ein Bericht von Pericle Bartolini.‹« Kurze Pause. »› Während eines vierstündigen Verhörs hat Piergiorgio Neri, genannt Pigi, seit Langem Animateur der VIP-Nächte von Pineta, der offiziell in die Liste der Verdächtigen aufgenommen wurde, Stellung bezogen. Die ortsbekannte Person, die gestern vom stellvertretenden Staatsanwalt Artemio Fioretto vernommen wurde, hat, unterstützt von seinem Anwalt Luigi Nicola Valenti, dargelegt, wo er sich zum Zeitpunkt des Verbrechens aufhielt. ‹ Bestimmt ist das der Sohn von dem Valenti aus San Piero, dem, der immer die Fahrräder repariert hat. ›Die von Neri gelieferte Version der Fakten ist denkbar einfach: Der junge Mann behauptet, er habe, nachdem er von einem Bootsausflug mit ein paar Freunden zurückgekehrt sei, unter einer Magen-Darm-Verstimmung mit hohem Fieber gelitten, die er sich infolge des Verzehrs von verdorbenen Speisen zugezogen habe.‹ Und weil er nicht die Kraft hatte, den Telefonhörer in die Hand zu nehmen, und um nicht alles vollzukacken, hat er niemanden angerufen. Also wirklich. ›Da jedoch niemand Neris Aussage bezeugen kann, beschloss der stellvertretende Staatsanwalt, ihn weiterhin in Untersuchungshaft zu behalten‹, das ist ja wohl das Mindeste, ›zumindest bis die DNA-Ergebnisse vorliegen, die im Laufe des Tages erwartet werden. Anhand derer ist es möglich zu bestimmen, ob Neri der Vater des Kindes ist, das die Ermordete erwartete, und, falls ja, dass tatsächlich eine Beziehung zwischen dem Opfer und dem Verdächtigen bestand. Ein Verbindungsglied, das den zuständigen Behörden bislang noch fehlt, obwohl man der festen Überzeugung ist, dass Pigi mehr über die Tat weiß, als er zugibt. Tatsächlich gibt es einige Übereinstimmungen zwischen dem beliebten Animateur und dem Steckbrief des Mörders der jungen Frau: Zum einen hat er weder für die Zeitspanne zwischen elf und eins, in der sie ermordet wurde, noch für die Zeit zwischen halb fünf und sechs Uhr morgens, in der die Leiche im Müllcontainer versteckt wurde, ein Alibi. Zum anderen ist Neri ein Meter neunundachtzig groß, was wiederum den Erkenntnissen der Spurensicherung‹ – wenn man sich auf die hätte verlassen müssen, na dann gute Nacht – ›entspricht, denen zufolge der Fahrer des Fahrzeugs, mit dem das Mordopfer ihrem improvisierten grauenhaften Sarg zugeführt wurde, von großer Statur gewesen sein muss.‹ Wie du, Pilade …« Ampelio ließ die Zeitung sinken und nahm einen Schluck von seinem verhassten Eistee. Währenddessen hatte Del Tacca, der seinerzeit bei der Wehrdienstprüfung ausgemustert worden war, weil er die Mindestgröße von einssechzig nicht erreichte, sein Eis aufgegessen und schickte sich an, eine seiner allseits gefürchteten filterlosen Stop anzuzünden.
    »Jetzt hör mir mal zu, du Nervensäge«, sagte er, nachdem er sich den Staatsmonopol-Glimmstängel zwischen die Lippen gesteckt hatte, »zunächst einmal bin ich deswegen klein, weil mein Gehirn so viel wiegt und mich all die Jahre über niedergedrückt hat, und zweitens, wenn du nicht aufhörst, beim Vorlesen dumme Kommentare abzugeben, dann warten wir lieber, bis Rimediotti da ist. So, wie du vorliest, versteht man ja kein Wort.«
    »Ach so, du bist wohl Einstein, was? Oh, mein Gehirn ist so schwer, dass mir der Nacken wehtut. Aber wenn es nur schwer ist und sonst nichts …«
    »Großvater«, sagte Massimo, »hin und wieder mal eine witzige Bemerkung zwischendurch mag ja ab und zu ein Schmunzeln hervorrufen, aber eine alle zehn Sekunden ist definitiv zu viel. Außerdem lenken deine Zwischenkommentare ab, und man konzentriert sich nicht mehr auf das,

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