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Im Schatten der Schlange

Im Schatten der Schlange

Titel: Im Schatten der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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»Dort werden wir die beste Möglichkeit finden, die Straße der Nebel zu überqueren.«
    »Es ist, wie dem Tod ins Gesicht zu spucken«, stellte Urgat grimmig fest.

4.
    Klarer Himmel und das Licht des zunehmenden Mondes gestatteten ein verhältnismäßig rasches Vorwärtskommen. Sie legten eine gute Stunde zwischen sich und die Horde. Dann gelangten sie in die Wälder, wo sie bis zur Morgendämmerung lagerten. Die Pferde fanden genügend Futter, und O’Braenns Krieger teilten ihre nicht allzu reichlichen Vorräte mit ihren Barbaren-Begleitern.
    O’Braenn erläuterte den Plan, den er sich zurechtgelegt hatte. Da die Späher sie entdeckt hatten und diese möglicherweise auch nachts beobachten konnten, war es das beste, wenn sie sich gar nicht erst zu verbergen suchten. Auf der Handelsstraße nach Elvinon würden sie auch in den ausgedehnten Waldgebieten bequemer vorankommen. Dabei sollte der Eindruck entstehen, daß Nottr und seine Gefährten die Gefangenen der Caer waren und daß O’Braenn diese wichtigen Gefangenen zu Donahin, dem obersten der Dämonenpriester, bringen wolle, um sein Ansehen wieder herzustellen, das er in der Schlacht am Broudan-See verloren hatte.
    »Werden sie das glauben?« fragte Nottr zweifelnd.
    O’Braenn nickte zuversichtlich. »Die meisten. Wenn wir Glück haben, werden wir auf diese Weise wenigstens über die Straße der Nebel gelangen. Man weiß vom Untergang Darains in Elvinon, und man weiß auch von meiner Niederlage in Ugalien. Gehorsam und Eifer sind sehr geschätzte Eigenschaften unter den Dienern der Finsternis. Kaum einer wird zweifeln, wenn ich nun vorgebe, mit der Gefangennahme und Ablieferung dieser Erzfeinde der Finsternis, die bereits zwei Dämonen vernichtet haben, mein altes Ansehen wiedererlangen zu wollen. Ich bin nicht irgendeiner. Ich bin einer der obersten Heerführer und Ritter von Caer.«
    Thonensen, der Magier, stimmte zu. Er berichtete O’Braenn, wie er mit den Augen eines Spähers gesehen hatte und welche Hindernisse auf ihrem Weg lagen.
    »Die Kreise«,wiederholte O’Braenn nachdenklich. »Ja, ich habe davon gehört…«
    »Sie nennen sie auch Schlangen«, erklärte Dilvoog. »Dieser Körper, in dem ich nun lebe, beherbergte einst den Geist eines Priesters. Er war nur ein unwichtiger Priester, der Duldamur diente. Er wußte nicht viel, er war nur mit kleinen Dingen betraut. Aber mit mir hoffte er, Großes zu vollbringen.« Dilvoog lächelte. Das war etwas, das er erst gelernt hatte, seit er lebte. »Seinem spärlichen Wissen habe ich entnommen, daß diese Kreise existieren, wie Schlangen, die sich in den Schwanz beißen und dabei die Welt umschlingen. Der Mittelpunkt all dieser Kreise, und Priester Waerin wußte nicht, wie viele es gibt, nur daß sie sich vermehren und wachsen, ist Donahins Heimstatt… das Herz der Schlange.«
    »Aber was sind sie, diese Kreise? Was bezwecken sie?« fragte Nottr.
    »Ich glaube, sie sind Mauern«, sagte Thonensen. »Mauern, die das Leben einschließen und ersticken.«
    »Wann werden wir den ersten erreichen?«
    »In spätestens zwei Tagen«, erklärte der Magier.
    »Wollen wir hoffen, daß Ritter O’Braenns Plan aufgeht.«
    Dilvoog zuckte die Schultern. »Wenn nicht, werden wir einen anderen Weg zum Herzen der Schlange suchen.«
    Zumindest er, der einst ein Wesen der Finsternis gewesen war, klang zuversichtlich.
*
    Den ganzen Tag folgten sie dem Karawanenweg nach Nordwesten. Er war einst viel benutzt gewesen, bevor die Caer das Land eroberten. Dann waren nur noch Soldaten darauf geritten und hatten eine neue, breitere Spur durch die Wälder gezogen, auf ihrem Marsch zur Eroberung Darains. Jetzt hatte der Frühling die meisten Spuren überwachsen.
    O’Braenn schickte die Hälfte seiner Männer zur Jagd aus, aber die Beute war gering. Es war auch noch zu früh für Beeren und Früchte. Aber Calutt fand während einer Rast Kräuter, die er zum Trocknen sammelte.
    Den ganzen Tag über folgten ihnen zwei Späher hoch über den Baumwipfeln, und O’Braenn achtete darauf, daß sie den rechten Eindruck bekamen, daß die Lorvaner seine Gefangenen waren.
    Am zweiten Tag gelangten sie in flacheres Land. Hier war Wild reichlicher, und sie konnten ihre Vorräte auffüllen. Sie ritten nur bis zum Mittag und waren dann damit beschäftigt, ihre Jagdbeute zu verarbeiten.
    Als die Nacht hereinbrach, sahen sie in der Ferne ein fahles Leuchten. Keiner sprach es aus, aber jeder ahnte, daß es mit dem ersten Kreis zu tun hatte, auf den sie bald

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