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Im Schatten der Schlange

Im Schatten der Schlange

Titel: Im Schatten der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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durch den steinernen Wald gekrochen. Zwei waren Frauen, was aber nur mehr an den von der zerrissenen Kleidung zum Teil enthüllten Brüsten erkennbar war. Sie mochten Tainnianer sein, was den Umständen nach wahrscheinlich war. Sie hatten die leeren Gesichter von Menschen, die den Dämonenkuß empfangen hatten und deren Geist nicht mehr ihnen selbst gehörte.
    »Sie sind dämonisiert«, zischte O’Braenn. »Vorsicht jetzt. Laßt mir das Wort. Ihr seid nur Gefangene!«
    Die Gruppe kam heran, und der Priester musterte die Ankömmlinge wie etwas, das so weit unter ihm war, daß er es kaum noch wahrnahm.
    »So habe ich den Flug der Späher richtig gedeutet. Leben ist auf dem Weg zu Aescyla und begehrt Barynnens Geduld. Wenigstens eines wird auf Tarthuums Altar den einzig rechten Weg allen Lebens gehen.«
    Seine geistlosen Begleiter starrten nur stumm.
    »Ich bin Maer O’Braenn, Ritter und Heerführer der Caer und als solcher nur einem Hohenpriester Rechenschaft schuldig. Wem dienst du?«
    Der Priester zuckte zusammen bei diesen in seinen Augen frevlerischen Worten, und Wut rötete sein blasses Gesicht. Dann sah er die Zeichen der Finsternis in O’Braenns Zügen, und seine Wut schwand und machte einer verschlagenen Vorsicht Platz.
    »Ah, hoher Herr«, sagte er, aber es klang nicht ehrerbietig. »Vergebt einem, der so vielen dient. An Ondhins Seite bete ich an den Altären Tarthuums und diene der Schlange Aescyla, deren Leib über die Welt kriecht…« Er deutete auf den versteinerten Wald. »… und in anderen Bereichen endet. Ihr Gift verwandelt alles zu Stein und ihr Schatten ist für die gewöhnlichen Kräfte der Sterblichen undurchdringbar. Wenn Ihr ihn durchqueren wollt, bedürft Ihr meiner Macht. Und der Tribut ist Leben für Tarthuum.« Er zuckte höhnisch bedauernd die Schultern.
    »Dein Name ist Barynnen, nicht wahr?« fragte O’Braenn ruhig.
    »Merkt ihn Euch gut, hoher Herr…«
    »Das will ich«, sagte O’Braenn fest. »Unser aller Herr, Donahin, der Höchste, soll wissen, wer seine Getreuen behindert, wenn sie für ihn unterwegs sind.«
    Der Priester zuckte erneut zusammen, doch dann sagte er höhnisch: »Der Allerhöchste wird mir vergeben. Ihr seid nur einer seiner weniger erfolgreichen Getreuen.« Er grinste. »Nachrichten wandern schnell, selbst von den Grenzen des Reiches. Das beschämende Ende Eures Heeres am Broudan-See mag für den Allerhöchsten ein Fingerzeig sein, auch die Obersten unseres Reiches nicht ohne die lenkende Gewalt der allmächtigen Finsternis wirken zu lassen.«
    O’Braenn unterdrückte seinen Grimm. Lächelnd entgegnete er: »Ich werde bald noch höher in der Gunst stehen denn zuvor, denn ich habe hier unter meinen Gefangenen den Führer der Barbaren.« Er deutete auf Nottr. »Er und seine Gefährten haben seiner hohen Würdigkeit, Amorat, und dem, dem er diente…«
    »Sie sind die Vernichter des Unvernichtbaren?« entfuhr es dem Priester. »Und dieser Nottr ist ihr Anführer?«
    O’Braenn nickte. »Du siehst, daß ich diese Frevler auf schnellstem Wege zum Allerhöchsten bringen muß, damit er mit ihnen nach Belieben verfahren kann. Und wenn er mich fragt: Wer hat dich daran gehindert, mir deine Beute zu bringen?, dann werde ich sagen müssen, es war…«
    »Nein… nein.« Barynnen winkte hastig ab. »Vergeßt meinen Namen, hoher Herr. Erinnert Euch an mich als an einen, der Euch behilflich war. Nun kommt, ich will Euch in mein bescheidenes Reich führen. Dort mögt Ihr lagern und mir berichten.«
    O’Braenn war nicht einverstanden damit. Er traute dem Priester nicht. Aber darum konnte er sich kümmern, wenn sie erst alle die Barriere durchquert hatten.
    Wachsam folgten sie dem Priester und seinen bedauernswerten Begleitern. Schon nach kurzer Zeit hielt der Priester an. Es war nicht genau zu sehen, was er tat, da er sich zwischen seine Begleiter beugte. Es mußte wohl eine Art Beschwörung gewesen sein, denn dort, wo der Karawanenweg vor einer Wand steinernen Gestrüpps endete, brach diese Wand plötzlich auf. Bäume und Sträucher wurden zu schwarzem Rauch. Der Weg wurde sichtbar. Er führte in den Steinwald hinein. Die schwarzen Schwaden wogten darüber.
    Thonensen drängte vorwärts, und Bewegung kam in die erstarrte Schar.
    Der Priester und seine dämonisierte Gefolgschaft gingen voran. Die Reiter folgten vorsichtig.
    »Dieser schwarze Nebel«, flüsterte Thonensen, »ist die Kraft in ihrer Urform, wie sie aus der Finsternis beschworen wird. Schützt mich vor den Augen

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