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Im Schatten der Tosca

Im Schatten der Tosca

Titel: Im Schatten der Tosca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kaiser
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Tod besprochen. Innerlich hörte Elia die ganze Szene, Ton für Ton. Jetzt war es so weit, die Gewehrsalven krachten, Tosca warf sich über den Geliebten:
»Mario, Mario, morto, così!«
Die Verfolger kamen, und mit ihrem schrecklichen Schrei stürzte sich Tosca in die Tiefe.
    Elia trat an das Geländer. Im Schein der untergehenden Sonne lag vor ihr die Stadt Rom. Lange Zeit blieb sie stehen. Noch einmal schaute sie in die Tiefe, dann ließ sie das Geländer los und ging zurück zur Treppe. Von der Engelsbrücke blickte sie noch einmal hinauf zu dem mächtigen Gebäude: Plötzlich hatte sie keine Angst mehr, die Tosca wieder zu singen.
    Massimo hatte sich inzwischen überlegt, dass es in Umbertos Lokal für ein vernünftiges Gespräch zu laut und hektisch zuging. Er lud Elia zu sich nach Hause ein, dort hatten sie am allermeisten Ruhe. »Ich habe unterwegs zwei Steaks gekauft, ich bin nämlich ein richtiger Meisterkoch«, tat er munter. In Wirklichkeit war er erschrocken, wie dünn und blass und abgespannt Elia aussah.
    Elia war noch nicht in der Via Giulia gewesen, seitdem Massimo und seine Eltern die Wohnungen getauscht hatten. Marianas Stil war unverkennbar, sie hatte alles ausgesucht, von den Vorhängen bis hin zu den meisten Möbeln. Martinas Jugendstilschreibtisch hatte in der Bibliothek vor einer der tiefen Fensternischen seinen Platz gefunden, dort stand auch, neben den beiden Stofflämmchen, ein großes Foto von ihr. »Siehst du, wie gut er hierher passt. Ich sitze da oft undschreibe oder telefoniere oder schaue einfach zum Fenster raus, und Martina ist dann nah, auf luftige, leichte Art, ich glaube, so hat sie sich das vorgestellt«, sagte Massimo.
    In der geräumigen Küche deutete Massimo auf die Bank mit dem Küchentisch davor: »Komm, setz dich, mach es dir gemütlich.« – »Ich kann ja Zwiebeln schneiden, dann darf ich wenigstens gleich losheulen«, meinte Elia. Sie schaute Massimo zu, wie er Wasser aufsetzte, die Steaks vorbereitete, ein paar Tomaten schnitt. Es ist wie zu Hause, dachte sie, die anderen werkelten herum, und sie saß dabei. Ach, wie gut das tat.
    Massimo machte eine Flasche Wein auf und schenkte ein: »Worauf trinken wir jetzt? Auf dein Wohl, das ist ja klar. Und auf dein neues Leben, hm, Elia?« Elia seufzte: »Trinken wir darauf, dass ich die nächsten Wochen heil überstehe.« Ihre Energie der vergangen Stunden sank so langsam in sich zusammen. »Wo, meinst du, sollen wir essen? Im Esszimmer oder hier in der Küche?«, fragte Massimo. Mit wahrer Inbrunst rief Elia: »In der Küche natürlich, wo sonst! Nur nicht im Esszimmer!«
    Heißhungrig schlang sie ihre Spaghetti hinunter und erzählte Massimo dabei von den hochgemütlichen Tafelrunden im Londoner Speisesaal. Auch ein paar weitere Familienidyllen gab sie mit viel Witz zum Besten. Doch dieses Strohfeuer erlosch wieder. Schon das saftige Steak brachte sie nur noch zur Hälfte hinunter. Sie ließ die Gabel sinken und sagte plötzlich: »Er kann so gemein sein.« Sie schaute Massimo kläglich an: »Vielleicht sollte ich einfach wieder zurückfahren, er weiß noch von nichts.«
    Massimo hatte bisher nicht viel gesagt, jetzt schüttelte er energisch den Kopf: »Das wirst du nicht tun. Ich verstehe gut, dass du Angst hast, aber du musst hart sein, auch gegen dich selbst. Ich glaube, wenn du jetzt nicht den Absprung schaffst, dann bist du wirklich verloren.« Er fasste nach Elias Hand: »Ich mache mir Sorgen um dich. Ich hab’s dir nicht sagen wollen, aber so, wie du jetzt aussiehst, das gefällt mir nicht. Daspasst auch nicht zu dir, los, los, Leopardo, zeig endlich wieder deine Krallen!«
    Als habe er ihre Gedanken gelesen, fragte Massimo: »Was glaubst du denn, was er dir antun könnte? Natürlich, eine Trennung ist grässlich, aber du bist ihm doch nicht hilflos ausgeliefert.« Elia versuchte, ihm Jens Arne zu schildern: von seiner anfänglichen Beschwingtheit, seinen Elogen auf sie, bis hin zur grämlichen Rechthaberei und eiskalten Glätte. »Ein richtig verklemmter Typ«, fasste Massimo ihre Beschreibung zusammen. »Da sehnt er sich nach Leben und Leichtigkeit und Wärme, und wenn er es hat, hält er es auf die Dauer nicht aus. Und dann bist du dahergekommen, ausgerechnet du, eine schöne, kraftvolle, warmherzige junge Frau und tolle Sängerin. Das hat ihm gefallen, ach was, es hat ihn begeistert und inspiriert. Richtig jung und leichtsinnig ist er darüber geworden! Aber irgendwann hat ihm das Angst gemacht. Denn eigentlich

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