Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten der Vergeltung

Im Schatten der Vergeltung

Titel: Im Schatten der Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
Vom Netzwerk:
Euer König bei meinem nächsten Zug in Bedrängnis«, sagte Maureen bestimmt, und prompt zuckte Prinz Georges Hand zurück.
    »Lady Sybil, Ihr seid einfach zu gut für mich, bisher konnte ich nur einmal gewinnen. Es ist wahrlich keine Freude, von einer Frau immer und immer wieder geschlagen zu werden, und sei es nur im Spiel.«
    Maureen lachte. »Eure Hoheit, in anderer Beziehung als im Spiel würde ich es auch niemals wagen. In den letzten Wochen seid Ihr sehr viel besser geworden und werdet bald ein meisterhafter Schachspieler sein, wenn Ihr regelmäßig übt.«
    Der Prinz seufzte und verdrehte ungläubig die Augen.
    »Vielleicht, heute gebe ich aber auf. Ihr habt mal wieder gewonnen. Ich hoffe, ein Land zu regieren, ist einfacher als Euch beim Schachspiel zu besiegen.«
    Da täuschst du dich gewaltig, dachte Maureen respektlos, während sie die Figuren aus Elfenbein in dem Zedernholzkästchen verstaute. Obwohl ihr Gegner der zukünftige Herrscher eines mächtigen Landes war, sah sie keine Veranlassung, ihn gewinnen zu lassen. Deshalb wurde sie von Prinz George geschätzt, denn in seiner Gegenwart heuchelte Maureen nie. Der Prinz war zur Genüge von unaufrichtigen Menschen umgeben, die nur seine Gesellschaft suchten und ihm schmeichelten, weil sie sich Vorteile erhofften.
    »Lasst uns von erfreulicheren Dingen sprechen«, rief der Prinz und klatschte sich auf die Schenkel. »Zum Beispiel von Eurer bevorstehenden Hochzeit mit Sir Foster.«
    »Was?« Schockiert hielt Maureen in der Bewegung inne. »Woher ... Wie ... Warum?«, stammelte sie verwirrt.
    Der Prinz grinste, hakte die Daumen in seine Weste und lehnte sich entspannt zurück.
    »Ich stimme zwar nicht immer mit der Meinung meiner Mutter überein, in diesem Fall jedoch begrüße ich ihre Wahl. Ihr und Foster seid ein schönes Paar.«
    »Zwischen Sir Foster und mir gibt es keine dementsprechende Übereinkunft!«, entgegnete Maureen hastig. »Wir kennen uns kaum, sind uns erst wenige Male begegnet.«
    »Trotzdem müsst Ihr zugeben, dass er eine gute Partie ist, nicht wahr? Meine Mutter möchte für Personen, die ihr am Herzen liegen, nur das Beste.«
    »Die Königin hat Euch gegenüber über mich gesprochen?«
    »Sicher, und ich teile ihre Meinung, dass Ihr viel zu jung und zu schön seid, um den Rest Eures Lebens allein zu verbringen. Foster mag wohl älter sein, ist aber von einem ansprechenden Äußeren, soweit ich das als Mann beurteilen kann. Außerdem zeigt Ihr mir ja von Beginn an die kalte Schulter, so habe ich die Hoffnung aufgegeben, von Euch erhört zu werden.«
    Maureen schluckte und zwang sich zu einem Lächeln. Solche Scherze machte der Prinz häufig, sie wusste, dass es nur ein Geplänkel war. Es lag in seiner Natur, mit jeder weiblichen Person in seiner Umgebung zu kokettieren, schließlich war es im ganzen Land ein offenes Geheimnis, dass vor George kein Weiberrock sicher war.
    »Eure Hoheit, Eure Worte schmeicheln mir, Euch ist aber auch bekannt, dass Ihr so jung seid, dass ihr mein Sohn sein könntet.«
    »Lady Sybil, Lady Sybil«, bemerkte er kopfschüttelnd und mit gespieltem Ernst. »Jetzt wollt Ihr doch nur ein Kompliment über Eurer Aussehen und Esprit hören, nicht wahr? Nun, Ihr bekommt es: Ich habe nie zuvor eine Frau Eures Alters getroffen, die mich so sehr fasziniert hat, wie Ihr es tut. Was spielen da ein paar Jahre für eine Rolle?«
    Er sah sie derart aufrichtig an, dass Maureen unsicher wurde, ob der Prinz immer noch scherzte. Schnell senkte sie den Kopf und dankte murmelnd, dann fuhr sie entschlossen fort: »Um allen Gerüchten um eine Hochzeit ein Ende zu machen: Sir Foster und ich sind nur flüchtige Bekannte, mehr darin zu sehen wäre pure Spekulation.«
    »Spekulationen, die man schüren sollte. Oder mögt Ihr ihn nicht?«
    Das Blut in Maureen Kopf rauschte wie ein Wasserfall. Nein, sie mochte Willard Foster nicht! Im Gegenteil! Gleichzeitig fühlte sie sich von ihm angezogen, suchte seine Nähe und lauschte gerne seinen Worten. Konnten diese Gefühle etwa die vielgerühmte Stimme des Blutes sein? War Foster vielleicht ihr Vater? Schon wegen dieser Ungewissheit war eine Heirat mit dem Mann unmöglich. Außerdem war sie bereits verheiratet, auch wenn ihr rechtmäßiger Ehemann sie für immer aus seinem Leben gestrichen hatte.
    »Ich gebe zu, Sir Foster ist ein angenehmer Gesellschafter mit vollendeten Manieren, Eure Hoheit«, antwortete Maureen langsam. Sie überlegte ihre nächsten Worte genau, denn so eine Gelegenheit wie

Weitere Kostenlose Bücher