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Im Schatten der Vergeltung

Im Schatten der Vergeltung

Titel: Im Schatten der Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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des Teiches und lachte wie ein kleiner Junge über die fünf Kreise auf dem Wasser. Es war aber ein verzweifeltes Lachen, ein letztes Aufbäumen, bevor er den Weg ohne Wiederkehr gehen würde. Maureen Trenance hatte es gut, sie hatte es bereits hinter sich. Maureen ...
    Warum musste er in den letzten Tagen so oft an seine tote Nachbarin denken? Vielleicht weil er sie geliebt hatte. Es war aber eine ganz besondere Liebe gewesen, frei von Leidenschaft. Die Gefühle, die er für Maureen hegte, waren einer Natur, die er sich selbst nicht erklären konnte. Wenn sie den Raum betreten und ihm zugelächelt hatte, dann hatte die Sonne gleich heller geschienen, und in ihrer Gegenwart war es ihm gelungen, die Schatten der Vergangenheit für ein Weilchen zu vergessen. Er hatte Maureen nie begehrt wie ein Mann eine Frau begehrt, und er war Esther immer treu gewesen. Niemand hätte es ihm wohl verübelt, wenn er mit einer Frau wie Esther an seiner Seite sich anderweitige Vergnügungen gesucht hätte. Selbst dazu war er zu feige gewesen. Er hatte einmal ein Mädchen begehrt, sehr sogar. Dabei hatte er die schwerste Sünde seines Lebens begangen ...
    »Linnley?«
    Wie der liebliche Ruf einer Nachtigall klang sein Name durch die Nacht. Der Mond war bereits aufgegangen, spiegelte sich auf der glatten Oberfläche des Teiches, und der Garten lag im Zwielicht der Dämmerung. Er hob den Kopf und lächelte. Warum wunderte er sich nicht, am gegenüberliegenden Ufer Maureen Trenance zu sehen? Stolz, elegant und schön stand sie da und sah ihn an. Jetzt kam sie langsam auf ihn zu. Sie schien am Ufer entlang zu schweben, ihre Füße berührten kaum das Gras. Der Wind umspielte ihren luftigen weißen Rock, und Linnley wusste plötzlich, dass Maureen Trenance ein Engel war. Ein Engel, der gekommen war, ihn zu holen.
    »Ich habe dich erwartet«, flüsterte er, als sie ihn erreicht hatte.
    »Mich? Wieso?«
    Er lächelte sanft. »Oder jemand anderen von euch. Ich habe nicht gedacht, dass es so leicht sein würde.«
    Maureen hob die Hand und gebot ihm zu schweigen. Offensichtlich war Linnleys Geist verwirrt.
    »Ich bin gekommen, um dir deine Sünden ins Gedächtnis zu rufen«, sagte sie mit kühler Stimme. »Du sollst wissen, warum du jetzt die Rechnung zu bezahlen hast.«
    Linnley senkte den Kopf. »Sprich!«, forderte er das geisterhafte Wesen auf, denn nichts anderes konnte sie sein. Er hatte keine Angst, nicht einmal den Anflug einer Beunruhigung. Sein Weg lag klar und gerade vor ihm.
    »Erinnerst du dich an Schottland? An das Massaker auf dem Moor von Culloden?«
    Er stöhnte. Kein Tag, keine Nacht war vergangen, an denen er nicht daran gedacht hatte. Denken musste, denn die Erinnerung an das schreckliche Gemetzel hatte ihn gepeinigt und würde ihn bis in den Tod hinein begleiten.
    »Was weißt du davon?«
    »Du hast rücksichtslos und ohne Skrupel, nur zur Befriedigung deiner eigenen Gelüste, ein Mädchen geschändet.«
    Linnley schlug die Hände vors Gesicht. Es war nicht nötig, dass Maureens Geist – oder was immer die Erscheinung war – die schreckliche Tat in sein Gedächtnis rief. Die Erinnerung an das junge, zarte und gequälte Gesicht des schottischen Mädchens hatte ihn all die Jahre niemals verlassen. Sie war immer in seinen schlaflosen Nächten und unausgefüllten Tagen gewesen. Jetzt war also der Tag der Abrechnung gekommen. Es gab eine höhere Gerechtigkeit und die hatte ausgerechnet Maureen zu ihm geschickt. David Linnley fügte sich in sein Schicksal.
    »Mach mit mir, was du willst«, hauchte er. »Egal, was es sein wird, ich bin bereit, für meine Sünden zu büßen, wenn nur endlich die schreckliche Erinnerung von mir genommen wird!«
    Unwillig runzelte Maureen die Stirn.
    »Warum verteidigst du dich nicht? Murdoch und Foster haben wenigstens versucht, ihr Verhalten zu rechtfertigen.«
    »Murdoch? Foster?« Überrascht sah Linnley auf. »Du hast auch mit ihnen gesprochen?«
    »Clifford Murdochs Seele schmort in der Hölle, und Willard Foster wird niemals wieder einen Fuß auf britischen Boden setzen.«
    Plötzlich bückte sich Linnley, riss einen Grashalm aus und kaute auf ihm herum. Er war ganz ruhig, so, als würde ihn nichts mehr erschüttern können.
    »Wenn du wissen willst, warum wir das damals getan haben, dann gibt es keine Rechtfertigung oder Entschuldigung. Murdoch war ein Schwein. Er tat es nur aus dem Grund, weil es ihm gefiel, andere Menschen zu quälen. Foster bewunderte ihn, wollte sein wie er, darum schloss

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