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Im Schatten der Vergeltung

Im Schatten der Vergeltung

Titel: Im Schatten der Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Einzig, was ich sagen möchte: Ich liebe Frederica! Liebe sie über alles!«, rief Collingford. »Die letzten Wochen glichen einer Wanderung durch ein finsteres Höllental. Egal, was in Zukunft geschehen mag, ich schwöre hier und jetzt: Meine Liebe wird Frederica niemals verlassen! Ich werde auf immer an ihrer Seite sein, komme, was wolle.«
    Cedric Collingford hatte mit so viel Eifer und Aufrichtigkeit gesprochen, dass Philipps Ablehnung zu bröckeln begann.
    »Wenn deine Gefühle für meine Tochter wirklich so stark sind, warum hast du sie dann verlassen und zum Gespött der halben Grafschaft gemacht?«, fragte er, wechselte aber unwillkürlich in die persönliche Anrede.
    Cedric senkte verschämt den Kopf. »Weil ich ein Trottel und ein Narr war.«
    »Auch jetzt wirst du keinen Widerspruch erhalten.«
    »Ich habe erkannt, dass ich an Fredericas Seite sein möchte. Es spielt keine Rolle, welches Schicksal sie eines Tages erleiden wird.«
    »Schicksal? Ich glaube, ich verstehe dich nicht.«
    Cedric richtete sich wieder zu seiner ganzen beeindruckenden Größe auf, sah Philipp fest in die Augen und sagte entschlossen: »Sir Philipp, ich wurde über die wahren Hintergründe den Tod Eurer Frau betreffend informiert. Lady Maureen starb in jenem Winter in Schottland nicht an einer Lungenentzündung, wie Ihr es allen, auch Eurer Tochter, erzählt habt. Ich schwöre aber hier und jetzt, dass Frederica die Wahrheit von mir niemals erfahren wird.«
    Seine Worte hallten wie ein Peitschenschlag durch das Zimmer. Philipp erbleichte, haltsuchend griff er nach der Stuhllehne. Von wem hatte Collingford alles erfahren? Plötzlich wurde ihm einiges klar.
    »Das also war der Grund für deine plötzliche Abreise«, stellte er fest. »Wer hat es dir erzählt? Hast du deswegen meine Tochter, die dich mehr liebte als ihr eigenes Leben, einfach verlassen und ihr das Herz gebrochen? Warum spielt es jetzt keine Rolle mehr, und du willst Frederica trotz der Schande, die auf unserer Familie liegt, heiraten?«
    Philipp hätte Collingford nicht zugetraut, Frederica aus dem Grund zu verlassen, weil deren Mutter zweifelhafter Herkunft war. Hatte er seine eigene Abstammung vergessen? Er, der Sohn eines Pfarrers, hatte es nur einer großzügigen Adoption zu verdanken, heute ein vermögender Mann und Angehöriger des Adelsstandes zu sein.
    Cedric hob abwehrend die Hände.
    »Sir, Ihr müsst mir glauben, die Nachricht war ein Schock für mich, und ich dachte zuerst an Fredericas Glück. Jetzt weiß ich mit Bestimmtheit, dass ich Frederica heiraten und ihr bis zum Ende beistehen möchte. Vielleicht schenkt das Schicksal uns viele glückliche, gesunde Jahre. Vielleicht wird Frederica auch von diesem grausigen Leiden verschont und unsere Kinder sind alle gesund.«
    Eine Ader an Philipps Schläfe pochte. War der junge Mann verrückt geworden? Wovon sprach er? Seine Tochter – krank?
    »Hast du die Güte, mir zu erklären, von welchem Leiden du sprichst?«, fragte er verwirrt. »Frederica ist vollkommen gesund. Na ja, sieht man davon ab, dass sie unter deinem Verrat sehr gelitten hat, jetzt ist sie aber auf dem Weg der Besserung.«
    Collingford seufzte verhalten. Er hatte gewusst, dass es nicht einfach werden sollte, aber gehofft, Philipp würde ihm ersparen, auf die Einzelheiten einzugehen.
    »Sir Philipp, ich sagte bereits, dass mir zugetragen wurde, dass die Mutter Eurer Frau, also Fredericas Großmutter, an ihrer Krankheit elendig zu Grunde gegangen ist. Lady Maureen, Eure Gattin, ging nur kurze Zeit darauf denselben Weg. Selbst wenn Frederica erblich belastet sein sollte, so tut das meiner Liebe zu ihr keinen Abbruch. Zuerst dachte ich, eine Trennung sei das Beste für uns beide, bevor der Wahnsinn unsere Liebe zerstört. Jetzt jedoch …«
    »Wahnsinn?«, unterbrach Philipp harsch und mit hochrotem Kopf. »Welcher Wahnsinn? In unserer Familie hat es niemals Fälle von Irrsinn gegeben! Wenn ich allerdings deine Worte höre, dann drängt sich mir der Verdacht auf, dass du deine Sinne nicht mehr richtig beisammen hast!«
    »Sir, bitte verzeiht …« In Collingfords Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander. Ihn beschlich das Gefühl, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte. »Lady Maureen und ihre Mutter sind doch in Schottland in einer Anstalt für Geistesgestörte gestorben, nicht wahr? Ich habe die entsprechenden Papiere mit eigenen Augen gesehen.«
    »Maureen? Tot? Aber sie war doch hier … erst vor wenigen Tagen … Ich war so sicher …«

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