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Im Schatten der Vergeltung

Im Schatten der Vergeltung

Titel: Im Schatten der Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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weißblonden Haaren, den großen blauen Augen und dem unschuldigen Blick, der in jedem Mann den Beschützerinstinkt weckt, war nichts einzuwenden, trotzdem stellte ihn Georges Antwort nicht zufrieden.
    »Du hast meine Frage nicht beantwortet, ob du die junge Frau von Herzen liebst.«
    George schüttelte verständnislos den Kopf. Sein Vater hatte bisher an dem Brandy doch nur genippt, oder begann sich etwa sein Geist zu verwirren? Nie zuvor hatte er ein so intimes Gespräch mit seinem Sohn geführt.
    »Vater, wer sollte eine solch liebreizende Erscheinung wie Lady Pamela nicht lieben?«, antwortete er erneut ausweichend. »Ich werde ihr selbstverständlich ein ebenso guter Ehemann sein, wie sie mir eine treue Gefährtin und liebevolle Frau sein wird.«
    »Hm ...« Gedankenverloren rollte Linnley sein Glas zwischen den Fingern. »Was ist mit Frederica Trenance? Eine Zeit lang dachte ich, es würde sich zwischen euch mehr entwickeln.«
    »Frederica?« George winkte ab. »Ein nettes Mädchen, sicher, als Ehefrau für einen Linnley jedoch gänzlich ungeeignet.« George bekam immer mehr Grund, sich über seinen Vater zu wundern.
    Lord Linnley dachte an Frederica. Vielleicht war sie nicht von einer solch puppenhaften Schönheit wie Pamela March, auch war Philipp Trenance nur ein Lord, zwar vermögend, er besaß jedoch keinen unermessliches Reichtum wie der Viscount March. Das junge Mädchen strahlte aber so viel Lebensfreude und Aktivität aus, dass Linnley jedes Mal das Herz aufging, wenn er sie betrachtete. Sie war das Abbild ihrer Mutter, die viel zu früh sterben musste.
    »Warum sollte Frederica Trenance nicht würdig sein, einem Linnley die Hand zu reichen?«, fragte er.
    »Vater, hast du vergessen, welcher Abstammung ihre Mutter war? Ein schottisches Dienstmädchen ohne jegliche Bildung und Erziehung!«
    »Lady Maureen war eine der klügsten Frauen, die ich jemals kannte«, unterbrach Linnley in einem so scharfen Ton, den sein Sohn nie zuvor von ihm gehört hatte. »Sir Philipp hat sich über alle Konventionen hinweggesetzt, um die Frau, die er von Herzen liebte, zu heiraten. Noch heute zolle ich ihm dafür meine aufrichtige Hochachtung.«
    Linnley dachte an seine eigene Ehe mit Esther. Als ihm von seinem Vater Esther als Braut präsentiert wurde, hatte er keine Einwände erhoben. Linnley war, trotz seiner Jugend, ein gebrochener Mann, außerdem befand sich Linnley Park in finanziellen Schwierigkeiten. Mit dieser Ehe waren mit einem Schlag sämtliche Probleme aus der Welt geschafft worden, denn Lady Esther brachte als einzige Tochter von Lord Polwyn eine beträchtliche Mitgift in die Ehe. Sie war zwar weder besonders hübsch oder gar liebreizend gewesen, verstand sich aber ausgezeichnet darauf, ein großes Haus wie Linnley Park zu führen und sich in der Gesellschaft zu bewegen. Schnell hatte sie das Personal im Griff gehabt. Noch heute wurde seine Frau von den Domestiken mehr gefürchtet als respektiert, das störte Esther aber nicht. Personal war dazu da, problemlos zu funktionieren und ihre Wünsche zu erfüllen, und nicht, um deren Bewunderung zu erzielen.
    »Hast du mich gehört, Vater?«
    Linnley fuhr aus seinen Gedanken auf. »Was hast du gesagt?«
    George seufzte. Jetzt nickte sein Vater sogar schon am helllichten Tag ein.
    »Ich sagte, dass Sir Philipp jetzt wohl sieht, was seine unselige Liebe zu einer nicht standesgemäßen Frau ihm eingebracht hat.«
    Verständnislos runzelte Linnley die Stirn. »Was willst du damit sagen?«
    »Hätte er nicht eine Schottin mit zweifelhafter Abstammung geheiratet, so wäre eine Reise in das garstige und kalte Schottland nicht notwendig geworden.« George unterstrich seine Worte mit einem bekräftigenden Nicken. »Ja, wäre Lady Maureen eine solche Ehefrau gewesen, wie man es von einer Dame in unseren Kreisen erwartet, so wäre sie niemals auf die Idee gekommen, gegen den Willen ihres Ehemannes nach Schottland zu reisen. Was blieb Sir Philipp anders übrig, als sie zu begleiten? Die Tatsache, dass Lady Maureen allein in Schottland blieb, ist unfassbar! Eine Dame bleibt nicht allein in einem fremden Land, ganz ohne Anstandsdame oder sonstigem Personal. Du siehst, Vater, welch schwerwiegende Folgen diese Mesalliance für Sir Philipp hatte.«
    Das Blut schoss Linnley in die Wangen. Bebend vor Erregung erhob er sich aus seinem Sessel.
    »Halt den Mund! Ich verbiete dir, so über Lady Maureen zu sprechen! Sie war die Dame, deren Gesellschaft ich von allen Damen in Cornwall am

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