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Im Schatten der Vergeltung

Im Schatten der Vergeltung

Titel: Im Schatten der Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Argument, warum George vorhatte, das Mädchen zu heiraten, vergessen, das wichtigste von allen wahrscheinlich: Pamela March war die einzige Erbin eines unermesslichen Vermögens. Trotzdem – wie konnte George sie lieben? Frederica konnte ihre Enttäuschung nicht länger verbergen. Hastig stand sie auf und lief den Strand entlang. George eilte ihr sofort nach. Er interpretierte ihre Reaktion völlig falsch.
    »Es tut mir leid, wenn ich dich mit der Nachricht überrascht habe, aber bald wird ganz Cornwall von der Hochzeit sprechen. Wie rücksichtslos von mir, dir von meinem Glück zu erzählen, während du noch in Trauer bist. Sicher beschäftigen sich deine Gedanken mit ganz anderen Dingen als der belanglosen Hochzeit eines Nachbarn.«
    Nein!, schrie es in Fredericas Herz. Ich beschäftige mich mit nichts anderem. Du darfst Pamela nicht heiraten! Du kannst dieses dumme Mädchen nicht zur Frau nehmen! Ich liebe dich!
    Sie war über die schonungslose Offenheit, mit der sie sich ihre Gefühle für George Linnley eingestand, so schockiert, dass sie errötete. Beinahe meinte sie, er hätte die Worte, die ihre stumme Seele hinausgeschrien hatte, gehört. Rasch wandte sie den Kopf ab, denn er durfte ihre Tränen nicht bemerken. Es galt, die Contenance zu bewahren, so, wie es ihre Mutter sie gelehrt hatte. Auf keinen Fall durfte sie sich vor George Linnley lächerlich machen.
    »Es kommt ein kühler Wind auf«, murmelte Frederica. »Ich muss ins Haus zurück.«
    Es war jedoch zu spät, denn Georges hatte in ihrem Gesicht wie in einem offenen Buch gelesen. Er nahm ihre Hand, drehte sie zu sich herum und sah sie überrascht an .
    »Frederica, es mag zwar nicht den Konventionen entsprechen, dich das zu fragen, dein Verhalten weckt in mir jedoch den Verdacht, du könntest in der Freundschaft, die uns seit Jahren verbindet, mehr gesehen haben.«
    Schamesröte schoss in Fredericas Wangen. Wie konnte er es wagen, sie so direkt auf ihre Gefühle anzusprechen! Selbst wenn George Linnley gemerkt haben sollte, dass sie mehr als nur Freundschaft für ihn empfand - wenn er ein wahrer Gentleman wäre, dann würde er schweigen und ihr einen letzten Rest Stolz lassen.
    George fehlte es aber an jeglichem Feingefühl, denn er runzelte die Stirn und fuhr unbeirrt fort: »Hoffentlich habe ich durch mein stets nur freundschaftliches und nachbarschaftliches Verhalten nicht irgendwelche Hoffnungen in dir geweckt? Das würde ich sehr bedauern. Sollte es so sein, kann ich nur versichern, es lag nie in meiner Absicht. Ich habe in dir immer nur die kleine Schwester gesehen, die ich leider nicht habe.«
    Fredericas Enttäuschung über seine Zurückweisung verwandelte sich in Zorn. In diesem Augenblick war sie Maureen sehr ähnlich. Sie dachte an die zahlreichen Treffen mit George, ihre Ausritte und Picknicks am Strand. Und was war, als er sie auf dem Gartenfest beinahe geküsst hätte? All die zärtlichen Berührungen? Verhielt man sich derart gegenüber seiner Schwester? Nein, sie würde ihm keine Vorhaltungen machen. Wenigstens einen Rest ihrer Selbstachtung wollte sie behalten. Stolz warf sie den Kopf in den Nacken und straffte die Schultern.
    »Nun, dann muss ich dir jetzt wohl alles Glück der Erde wünschen. Ich hoffe, ihr zwei werdet eine erfüllte Ehe führen.«
    »Ach, Frederica, wenn ich dich jetzt so sehe, muss ich zugeben, dass es durchaus reizvoll wäre, dich zu meiner Frau zu machen. Meine Mutter würde einer Verbindung aber niemals zustimmen. Für sie gilt in erster Linie eine makellose Abstammung.«
    »Halt den Mund, George Linnley!« Frederica fuhr ihn so heftig an, dass er erschrocken zurückwich. »Makellose Abstammung? Du vergleichst mich also mit einer Zuchtstute, leider jedoch komme ich aus einem nicht so guten Stall wie deine Familie. Trotzdem wäre es für dich reizvoll, mich in dein Bett zu bekommen, nicht wahr?«
    Fassungslos wich George zurück, nun färbten sich auch seine Wangen tiefrot.
    »Mein Gott, was für Worte sagst du da? Ich bin schockiert!«
    Frederica schlug mit gespielter Sittsamkeit die Augen nieder. Ihre Stimme war zuckersüß, als sie antwortete: »Es lag nicht in meiner Absicht, dich zu schockieren, George Linnley, aber in dem Stall, aus dem ich komme, ist es die übliche Art, Konversation zu betreiben.« Sie atmete tief ein, hob den Kopf und blitzte ihn wütend an. »Wie wagst du eigentlich mit mir zu sprechen? Wie sehr willst du mich noch kompromittieren? Wir sollten dieses Gespräch sofort abbrechen. Ich

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