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Im Schatten der Vergeltung

Im Schatten der Vergeltung

Titel: Im Schatten der Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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jedoch zuckersüß: »Ja, Lady Linnley, Ihr Sohn hat mich informiert. Ich spreche auch im Namen meines Vaters, wenn ich mich recht herzlich für die Einladung bedanke. Ich glaube jedoch nicht, dass wir an den Feierlichkeiten teilnehmen können. Der Tod meiner Mutter ist noch zu frisch, als dass wir schon bereit sind, uns wieder in der Öffentlichkeit zu zeigen.«
    Für einen Moment war Lady Esther verblüfft. Frederica hatte sie mit ihren sicheren und gewählten Worten überrascht, auch hatte sie nicht mit einer Ablehnung gerechnet. Nie hätte sie diesem kleinen, wilden Ding eine derartige Antwort zugetraut.
    »Ich denke, es wäre eine gute Gelegenheit, am geselligen Leben wieder teilzunehmen«, antwortete sie von oben herab. »Außerdem ist der September noch weit. Ich bin sicher, alle werden es verstehen, wenn ihr vor Ablauf des Trauerjahrs euren gesellschaftlichen Verpflichtungen nachkommt.«
    »Wir würden Ihnen nur die Stimmung verderben, Lady Linnley«, entgegnete Frederica bestimmt.
    »Aber ...«
    »Nun akzeptiere doch ihre Haltung, Esther! Das Mädchen wird schon wissen, wann ihr der Sinn nach Feierlichkeiten steht.«
    Es war das erste Mal, dass Lord Linnley gesprochen hatte und dass er seiner Frau widersprach, war nie zuvor geschehen. Frederica bemerkte, wie ihr Vater ein Lächeln unterdrückte. Beleidigt rümpfte Lady Esther die Nase.
    »Wenn ihr nicht wollt ... Ihr wisst ja nicht, was ihr verpassen werdet. Wir haben eine ausgewählte Gesellschaft aus ganz Cornwall geladen. Dazu noch einige enge Freunde und hochgestellte Persönlichkeiten aus London ...«
    Frederica hörte nicht weiter zu, auch Lord Linnley schien mit seinen Gedanken bereits woanders zu sein. Sie betrachtete sein Profil. Für sein Alter, er musste sich in den Fünfzigern befinden, war er noch sehr attraktiv. Der weiche Zug um seinen Mund gab ihm allerdings etwas Feminines, und in seinen Augen lag immer ein Schimmer von Traurigkeit, der Frederica berührte. Außerdem war er Georges Vater, und wenn Frederica Lord Linnley ansah, dann musste sie immer auch zugleich an George denken.
    A m Spätnachmittag wechselte das Wetter und es begann zu regnen. Als die Kutsche vor Linnley Park hielt, eilte ein diensteifriger Diener herbei und hielt einen aufgespannten Schirm über Lady Esther. In der Halle schüttelte sie sich wie eine nasse Katze.
    »Man möge mir sofort eine Tasse Tee in meinem Zimmer servieren«, rief sie, ohne jemanden direkt anzusprechen, aber sie wusste, ihrem Wunsch würde umgehend Folge geleistet. Lord Linnley war mit seinem Sohn vor dem Haus zurückgeblieben.
    »George, würdest du bitte in die Bibliothek kommen? Ich möchte mir dir sprechen.«
    George sah seinen Vater erstaunt an. Es war selten, dass er eine solch konkrete Bitte, die schon eher einem Befehl ähnelte, äußerte. Er nickte, und gemeinsam betraten die beiden Männer den holzgetäfelten Raum, dessen Wände Regale mit Hunderten von Büchern einnahmen. Lord Linnley schenkte zwei Gläser Brandy ein, reichte eines seinem Sohn und sie setzen sich in die Sitzgruppe vor dem Kamin.
    »Ich habe nachgedacht«, begann er leise. »Findest du, die Heirat mit Pamela March ist die richtige Entscheidung?«
    Georges verbarg nicht seine Überraschung. Was war mit seinem Vater los? Die Verbindung war beschlossene Sache und bisher hatte Lord Linnley sich dazu weder positiv noch negativ geäußert. Lady Esther hatte alle Formalitäten vereinbart und auch den Termin festgesetzt.
    »Pamela stammt aus einer vornehmen und reichen Familie«, antwortete George indigniert. »Ich dachte, du bist mit meiner Wahl einverstanden?«
    Linnley nickte nachdenklich.
    »Sicher, es gibt nichts, das gegen Lady Pamela oder ihre Familie einzuwenden ist. Ihr Onkel ist ein Herzog, sie selbst die Tochter eines Viscounts, der weitläufig mit der Familie deiner Mutter verwandt ist. Mich interessiert vielmehr, ob du sie aufrichtig liebst. Genug, um eine glückliche Ehe zu führen.«
    »Vater!« George erhob sich aus dem Sessel, Fassungslosigkeit spiegelte sich in seinem Blick. »In unseren Kreisen heiratet man nicht aus Liebe! Davon abgesehen – wer sollte Pamela nicht lieben? Hast du je eine Dame lieblicher das Pianoforte spielen hören? Einen glockenhelleren und reineren Klang in einer Stimme gehört, wenn sie singt? Pamela verfügt über alle Attribute, die eine künftige Lady Linnley besitzen muss, darüber hinaus ist sie eine Schönheit.«
    Ja, dachte Linnley, gegen Lady Pamelas zierliche Erscheinung mit den

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