Im Schatten des Fürsten
»Natürlich hast du Recht«, sagte er. »Wir greifen sie an. Und kämpfen.«
Amara nickte. »Gut.«
»Aber ich kann nicht gegen etwas kämpfen, das ich noch nicht gefunden habe«, fügte er hinzu. »Wir haben keine Ahnung, wo sie stecken. Diese Ungeheuer haben uns eine Falle gestellt. Wir wären Narren, wenn wir einfach blindlings losrennen und nach ihnen suchen. Da würde ich nur das Leben unserer Männer sinnlos vergeuden.«
Stirnrunzelnd stimmte Amara zu. »Ja.«
Bernard fuhr fort: »Es stellt sich also die Frage, wie wir sie finden und auslöschen wollen - wie sollen wir vorgehen?«
»Der Teil ist einfach«, sagte sie. »Wir müssen so viel wie möglich über sie in Erfahrung bringen.« Amara blickte sich in der Halle um. »Wo ist Doroga?«
»Draußen«, sagte Bernard. »Er hat sich geweigert, Wanderer allein zu lassen.«
Amara zog die Stirn kraus. »Er ist derjenige von uns, der am meisten über die Vord weiß. Wir dürfen ihn nicht solchen Risiken aussetzen.«
Bernard grinste. »Möglicherweise ist er da draußen sicherer als wir hier drin. Wanderer scheint sich von den Vord nicht besonders beeindrucken zu lassen.«
Die Kursorin seufzte. »Gut. Gehen wir zu ihm und reden mit ihm.«
Bernard winkte Giraldi zu sich. Der Zenturio kam mit einem Zinnbecher in der Hand zurück zur Tür. Er nahm seinen Posten wieder ein und bot Amara den dampfenden Becher an. Es handelte sich um eine kräftige Fleischsuppe, die unter dem Namen » Legionare -Blut« bekannt war. Amara nickte dankbar und nahm den Becher mit, während sie Bernard hinaus zu Doroga folgte.
Der Häuptling der Marat hielt sich noch in der gleichen Ecke auf, die er auch während des Angriffs verteidigt hatte. Blut und Ichor waren auf seiner blassen Haut getrocknet, so dass er noch wilder wirkte als gewöhnlich. Wanderer stand ruhig da und hielt den linken Vorderfuß in die Luft, während Doroga den Ballen untersuchte.
»Doroga«, grüßte Amara.
Der Marat brummte zur Antwort etwas, blickte jedoch nicht auf.
»Was machst du?«, fragte Bernard.
»Füße«, grummelte der Marat. »Muss ihm immer helfen, seine Füße zu pflegen. Füße sind wichtig, wenn man so groß ist wie Wanderer.« Er sah zu ihnen auf und blinzelte in die Sonne. »Wann brechen wir auf und verfolgen sie?«
Bernard grinste. »Wer sagt denn, dass wir sie verfolgen?«
Doroga schnaubte.
»Es geht um Folgendes«, meinte Amara zu Doroga. »Wir müssen zuerst so viel wie möglich über die Vord erfahren, ehe wir eine Entscheidung treffen. Was kannst du uns noch über sie erzählen?«
Doroga war mit der Pfote fertig. Er sah Amara einen Moment lang an, ehe er zu Wanderers Hinterfuß weiterging und mit der flachen Hand auf das Bein des Garganten klatschte. Das Tier hob gehorsam den Fuß, und Doroga untersuchte ihn. »Sie fangen, wen sie können. Und sie vernichten jeden, den sie nicht fangen können. Und sie breiten sich schnell aus. Entweder tötet ihr sie oder ihr werdet sterben.«
»Das wissen wir bereits«, erwiderte Amara.
»Gut«, antwortete Doroga. »Brechen wir also auf.«
»Es gibt da noch ein paar Kleinigkeiten, über die wir uns unterhalten sollten«, beharrte Amara.
Doroga blickte sie fragend an.
»Zum Beispiel«, meinte sie, »habe ich einen Schwachpunkt bei ihnen entdeckt - diese Beulen auf dem Rücken. Wenn man sie trifft, sickert eine grünliche Flüssigkeit heraus, und die Vord wirken verwirrt und sterben.«
Doroga nickte. »Habe ich auch gesehen und drüber nachgedacht. Ich glaube, sie ertrinken.«
Amara zog die Augenbrauen hoch. »Wie bitte?«
»Ertrinken«, antwortete Doroga. Er legte nachdenklich die Stirn in Falten und sah ins Leere, als suche er nach einem Wort. »Sie ersticken. Ja, ersticken. Schlagen in Panik wild um sich und sterben dann. Wie Fische auf dem Trockenen.«
»Sind sie Fische?«, erkundigte sich Bernard skeptisch.
»Nein«, sagte Doroga. »Aber vielleicht atmen sie ja keine Luft, so wie Fische auch. Sie müssen unbedingt bekommen, was sie atmen, oder sie sterben. Eben dieses grüne Zeug in den Beulen auf ihrem Rücken.«
Amara spitzte die Lippen. »Warum denkst du das?«
»Weil es genauso riecht wie das, was unter dem Kroatsch ist. Vielleicht bekommen sie es von dort.«
»Tavi hat mir vom Kroatsch erzählt«, meinte Bernard. »Dieser Überzug, der dem Wachswald seinen Namen gegeben hat. Sie hatten dieses Zeug in dem ganzen Tal verteilt.«
»Ja«, erwiderte Doroga. »Und sie hatten auch das Nest damit überzogen, das ich mit meinem
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